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Manöver Kchisri manns Erinnerungs-Vermögen uns scharfer Beobachtungsgabe hinreichende Beweise hatte. „Ich kann mich irren, Herr, aber ich glaube doch nicht, daß es hier der Fall ist, die Augen und die Stimme, es klang freilich heiser und häßlich, aber der alte Ton drang doch hindurch. Und seine verdächtigen Fragen, ich meine, man müßt' es dem alten Herrn heimlich stecken, daß er sich in Acht nehmen könnt' vor dem Banditen, der aussah, als wär's ihm ein Leichtes, jemand wegzuputzen. — Der junge Gerhard aber darf's beileibe nicht wissen, die weil es nun doch einmal sein leiblicher Vater ist/ „Das ist's ja eben," erwiderte Ostfeld mit einem unge duldigen Seufzer. „Nun, Wesemann, es ist gut, ich danke Euch für die Mittheilung und will mir die Sache überlegen. Der alte Herr Wiedekind sitzt da in einer sicheren Burg, wo ihm so leicht nicht anzukommen sein wird, doch soll er jeden falls gewarnt werden/ Wesemann ging und Ostfeld begab sich in einer peinlichen Unentschlossenheit in sein Wohnzimmer zurück, wo sein Besuch, der mittlerweile ein Glas Wein getrunken hatte, ruhig seiner harrte. „Ich weiß nicht, Herr Birken," begann er ohne Umschweif, „ob ich verpflichtet bin, Ihnen eine Mittheilung zu machen, welche möglicherweise sich für den jungen Herrn Wiedekind zu einem schweren Gewissens-Konflikt gestalten könnte." „Betrifft es das bewußte Verbrechen?" „Das ist schwer zu sagen, — doch möchte ich es zur Ehre der Menschlichkeit verneinen." „Nun, dann will ich lieber auf Ihre Mittheilung ver zichten, Herr Ostfeld! — In allem Uebrigen aber ruht Ihr Geheimniß so sicher bei mir wie bei Ihrem Beichtiger, da mein Beruf jede Schwatzhaftigkeit von vornherein verbietet." „Ich sehe, Sie sind nicht jung mehr," sagte Ostfeld nach einer kleinen Pause. „Ich zähle bereits mein halbes Jahrhundert und bin seit fünfundzwanzig Jahren in diesem Beruf thätig." „Sie sind aber in unserer Gegend nicht bekannt?" „Doch wohl, Herr Ostfeld, mein Bruder hat sich in der Weser-Gegend verheirathet, seine Frau hat Verwandte bei M. Ich war in meiner Jugend oft in dieser Gegend, kenne auch den alten Herrn Wiedekind ganz gut und weiß, weshalb er sich dort oben in den Bergen als Menschenfeind eingesponnen hat." — „Sie kennen die Geschichte seiner Tochter?" „Gewiß, —' „Haben Eie vielleicht auch den Maler Northof gesehen?" „Nein, der ist mir nie zu Gesicht gekommen." „Schade," meinte Ostselo nachdenklich. „Ich glaube, daß ich Ihnen volles Vertrauen schenken darf, Herr Birken," setzte er entschlossen hinzu. Er erzählte ihm jetzt von dem AttentatZdes unheimlichen Landstreichers auf Ilse, welches sie ihm sogleich nach ihrer Heimkehr mitgetheilt, von der glücklichen Dazwischenkunft^deS Zungen Malers und den verdächtigen Mittheilungen Wesemanns, verschwieg jedoch noch den Argwohn desselben hinsichtlich der Persönlichkeit des Attentäters. Birken hatte aufmerksam zu gehört. „Wars ein junger Mann?" fragte er jetzt ruhig. „Nein, er hat den Eindruck eines Mannes zwischen fünfzig und sechzig Jahren gemacht." „Natürlich aus den alleruntersten Ständen," fuhr Birken, ihn forschend anblickend, fort. „Das nicht," erwiderte Ostfeld zögernd, „wenn man, wie Herr Wiedekind mir ihn beschrieben, auf die Form der Hände und Füße und auf die Bidung der Gesichtszüge etwas geben kann, so müßte er früher einer besseren Gesellschaftsklasse an gehört haben." Birken hatte sein Taschenbuch hervorgezogen und einige Notizen gemacht. Dann steckte er es wieder zu sich und er hob sich. „Ich werde mich nach diesem Strauchdieb umsehen, vielleicht läuft er mir irgendwo in den Weg," sagte er, nach seinem Hut greifend. „Haben Sie vielleicht Gelegenheit, dem alten Herrn in seiner einsamen Bergfestung eine Warnung zugehen zu lassen? Wenn es anginge, möchte ich selber diese Botschaft ausrichten/ „Von mir direkt nicht, wir sind Feinde," erwiderte Ostfeld achselzuckend, „doch w'll ich Ihnen einige Zeilen an den Herrn Pfarrer in Thalfeld mitgeben, er ist der einzige, dem der alte Wiedekind vertraut." Er setzte sich sofort an seinen Schreibtisch und händigte ihm nach zehn Minuten den Brief und einige Papiere ein, welche den Kaufmann Birken als den Vertreter des Ostfeldschen Eisenhammers in aller Form legitimirten. Dann empfahl dieser sich mit einer weltmännischen Verbeugung vor seinem neuen Chef und verließ das Zimmer, um schon in der nächsten Minute mit seinem noch vor dem Hause haltenden Wagen davon zu rollen. Ostfeld blickte ihm, am Fenster stehend, nach. „Habe ich recht daran gethan, meinen Namen in dieser Sache auf's Spiel zu setzen?" murmelte er. „Geht es mich im Grunde etwas an?" Starr blickte er hinaus, ohne etwas wahrzunehmen, weil sein Geist in der Erinnerung versenkt war. Vor seinem inneren Auge stieg ein schönes Frauenbild empor, das ihn mahnend, bittend ansah. „Um Deinetwillen, geliebte Dulderin," flüsterte er, „für Deinen Sohn, den ein Bube so tückisch hingemordet. Er soll gerächt werden!" Dann begab er sich in den Garten, wo Gerhard und Else im heiteren Gespräche auf- und niederwandelten. Ihr Lachen berührte ihn eigentümlich, er beobachtete sie unbemerkt. „Ich wußte es," dachte er, „diese beiden taffen nicht wieder von einander. Doch ob er meine Ilse glücklich machen wird? Zu schnell, findeIich, hat er das heutige Trauerspiel vergessen. Ich fürchte, daß zu viel leichtes Künstlerblut, das unheilvolle Blut seines Vaters, in seinen Adern rollt. Künstler blut! — Es ist der ersten Ilse von Hammer zum Verderben geworden, hätte es mir bei der zweiten nicht zur Warnung bienen müssen?" Ostfeld wandte sich säufzeud ab und schritt gereuschlos dem Hause wieder zu. Er war sorgenvoll, unzufrieden mit sich selber, es vergessen zu haben, daß Gerhard nicht blos der Sohn seiner Mutter, sondern auch der seines Vaters war, den er jetzt doppelt haßte und fürchtete. 9. Kapitel. Detectiv und Vagabund. „Sie glauben also, Herr Pfarrer, daß der alte Herr im Berghause mich nicht einmal einlassen, geschweige denn anhören wird?" fragte Birken, welcher dem Seelsorger von Thalfeld den Brief des Hammerbefitzers übergeben hatte. „Ich bin davon überzeugt, mein lieber Herr, obwohl er entschlossen ist, den Tod seines Enkels mit allen ihn zu Gebote stehenden Mitteln aufzuklären. Soviel ich von ihm vernommen, muß er einen Berliner Detectiv engagiren. Der alte Herr ist sehr mißtrauisch. Sie würden sich bei ibm nur eine Niederlage > holen. Selbst meine Befürwortung würde in diesem Falle keinen Einfluß haben/ „Ich danke Ihnen, Hochwürden, möchte aber doch bis j morgen in Thalfeld bleiben, um möglicherweise jenen Burschen abzufangen und mir das Berghaus in Augenschein nehmen." „Dann bleiben Sie bis dahin mein Gast, lieber Herr!" „Für meine Zwecke ist das Wirthshaus dienlicher, Hoch würden! Jchfchabe dort jmeinen/Einspänners den ich selber lenke, eingestellt." Birken empfahl sich mit diesen Worten dem gastfreien Pfarrer und schlenderte aufs Geradewohl zum Dorfe hinaus. Er hatte sich ganz genau «ach der Lage des BerghauseS, das etwa eine Stunde von Tahlfeld entfernt war, erkundigt, und ging scheinbar unbekümmert seines Weges, obwohl sein scharfer Blick unter den gesenkten Lidern hervor jeden Strauch oder ver steckten Winkel blitzschnell durchforschte. Bei einer Biegung der Straße zweigte sich ein schmälerer, gut angelegter Weg ab, welcher in's Gebirge hinausführte. Birken wählte ihn als denjenigen, auf welchem er das Wiede« kind'sche Berghaus erreichte, und der in einer Zickzacklinie mit sanfter Steigung keine große Mühe verursachte. > „Ob der alte Einsiedler dort oben wohl diesen Weg nach seiner Klause selber angelegt hat?" tönte plötzlich eine Stimme so dicht neben ihm, daß Birken sich, — nicht erschrocken, denn seine Nerven waren von Stahl — doch sehr überrascht um wandte. „Sie meinen wohl den reichen Wiedekind, den ehemaligen Besitzer des Eisenhammers?" erwiderte Birken, der zum ersten Male in seinem Leben Mühe hatte, sein undurchdringliches Gesicht zu bewahren, als er den Mann vor sich sah, in welchem er ven ihm genau beschriebenen Landstreicher und Attentäter aus dem Ostfeld'schen Walde sofort erkannte. „Natürlich meine ich den Alten aus Wittekinds Stamm," hohnlachte dieser, „auch ein verrückter Größenwahn dieses dick köpfigen Alten." „Sie scheinen ihn genau zu kennen." (Forts, folgt.) 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