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Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienst«, und Freitag) AbonnementspreiS vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer k»st«t 10 Pf. Jnseratenannahme «»ntags u. Donnerstags »i« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freit«g. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Wark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. WMeMM kür Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Eiuundvierzigfter Jahrgang. Nr. 86. Freitag, den 28. October 1881. Bekanntmachung, Hauptübung der städtischen und freiwilligen Feuerwehr. Sonntag den AO. Octsber dS. HS», Bormittags IO Uhr, soll auf dcr hiesigen Schicßwiese eine Hauptübung der hiesigen Feuerwehren abgehalten werden und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheilungsführer und Mannschaften unter Anlegung ihrer Dicnstabzeichen pp. bei Vermeidung der in H 52 des Feuerlösch-Regulativs für hiesigen Ort vom 23. Februar 1870 ange drohten Ordnungsstrafe pünktlich einzufinden. Versammlungsort an der Kirche. Wilsdruff, am 22. October 1881. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Sonnabend, den 29. October 1881, Nachmittags 3 Uhr, soll im hiesigen an der Struth gelegenen Communholze eine Partie Deckreißig gegen sofortige baare Bezahlung an den Meistbietenden verkauft und das AnSrodcn von Stöcken vergeben werden. Wilsdruff, am 26. Octobcr 1881. Der Stadtgemeinderath. iFicker, Brgmstr. Bekanntmachung. Infolge cingegangener Beschwerden sehen wir uns veranlaßt, hiermit öffentlich bekannt zu machen, daß wir alle Diejenigen, die fernerhin nicht unterlassen, ihre Wagen rc. des Nachts über auf hiesigen Straßen und öffentlichen Plätzen stehen zu lassen, mit einer ange messenen Geld- oder Haftstrafe belegen werden. Wilsdruff, am 24. October 1881. Der Stadtgememderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. In Preußen ist, etwas verspätet, in der Judenfrage folgen des ministerielle Rundschreiben an die Behörden ergangen: „Ich er suche Sie, wachsam zu sein und nicht nur auf die blinden Werkzeuge dieser verbrecherischen Aufreizungen die Hand zu legen, sondern auch darauf zu sehen, daß die wahren Urheber dieser Hetzereien von der Polizei entdeckt werden. Ich ersuche Sie ferner, im persönlichen Ver kehre die Bürger aller Klassen auf die Gefahren aufmerksam zu machen, denen sich jede Gesellschaft aussetzt, die sich zur Begehung derartiger Verbrechen herabwürdigt. Als Minister für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung verantwortlich und verpflichtet, das Uebel im Keime zu ersticken, verlange ich in dringendster Weise, daß sie in kür zester Zeit die Urheber dieser verbrecherischen Umtriebe entdecken und daß Sie Allen die Ueberzeugung beibringen, daß ich ihnen gegenüber schonungslos und in ihrer ganzen Schärfe die Gesetze des Landes in Anwendung bringen werde." Karlsruhe, 23. Oktober. Der Großherzog ist, wie die ,Karlsr. Ztg." meldet, durch den Tod Bluntschli's tief erschüttert; derselbe trauert über den Verlust eines hochverdienstvollen Staatsdieners, der sich noch in den jüngsten Wochen durch seine hervorragende Leitung der Verhandlungen der Generalsynode die Anerkennung des Landes- Herrn in hohem Maße erworben hatte. Se. königl. Hoheit gedachte, gerade heute den Verstorbenen nm seiner großen Verdienste willen durch die Verleihung des Großkreuzcs des Zähringer Löweuordens besonders auszuzeichnen und die Insignien dieser hohen Ordensklasse dem Dahingcschiedeuen in der anbcraumten Audienz selbst zu überreichen. Die deutschen Sozialisten von Neu-Jork warnen diejenigen ihrer Gesinnungsgenossen in Deutschland, welche „kein rechtes Geschäft ge lernt haben", vor der Auswanderung nach Amerika. „Das Komitee hält cs für seine Pflicht, diejenigen Genossen, die ein bestimmtes Ge schäft nicht erlernt haben, vor der Auswanderung geradezu zu warnen, da in 20 Fällen höchstens Einer lohnende Beschäftigung findet, wo gegen die klebrigen Wochen- oder gar monatelang vergebens nach Ar beit suchen und, wenn sie solche finden, jämmerlich bezahlt werden, und eine schlechte Behandlung zu ertragen haben." Die Rothen in Paris haben wieder einmal eine große Versamm lung gehalten. Ihre Prophetin Louise Michel trat ans. Schwarz gekleidet, Feierlichkeit in ihrem ganzen Wesen, breitet sie die Arme aus, als wolle sie die Getreuen segnen. „Ich begrüße das Volk, welches die Mörder, Berräther, Diebe (das sind die Minister rc.) in Anklage versetzt. Wenn Gambetta noch nicht im Bagno ist . . . ." „Dahm wird er aber kommen!" ruft ihr ein Fanatiker entgegen. „Nein! Nicht in den Bagno! Sterben muß er!" „Er droht uns, uns in unseren Höhlen anfzusuchen?" fährt Louise Michel fort. „Er soll nur kommen, gefolgt von feinem Gallifct. In der Höhle ruht ein Löwe, und er wird das Schlaugengezücht vernichten. Die Prostituirte, welche sich opportunistische Republik nennt, muß untergehen! Wenn wir aber besiegt, getödtet werden sollten — um so besser. Für einen erschlagenen Sohn des Volkes werden sich zehn erheben. Wir haben einen Krieg in Tunis? Um fo besser. Dieser Blutbach wird den Strom übergehen machen. Die Soldaten werden nicht auf uns schießen, sondern auf die Generale. „Wenn unsere Fahne", ruft sie, förmlich berauscht von ihren blutrünstigen Gedanken, „besiegt wird, dann pflanzen wir die schwarze Fahne auf, das Zeichen unserer Trauer und unserer getäuschten Hoffnungen." Minutenlang währten die Rufe: „Hoch Louise Michel! Tod Gambetta! Hoch die Revolution!" — Gauthier, ein junger Mann, das Haupt der Rothen und ein gefährlicher Aufwiegler, wüthete nun gegen die Armeen, ge gen die Regierungen, gegen die Börsen, gegen das Kapital, überhaupt gegen Alles Bestehende. Er fand Beifall, und es wurde beschlossen, die Regierung als Verräther und Leuteschinder in Anklagestand zu versetzen. Im übrigen Paris hat sich kein Mensch um sie gekümmert. In Irland sieht es wieder höchst traurig aus. Auf die Ver haftung Parnells sind zahlreiche andere gefolgt. Zu Limerik und anderen Orlen haben Ruhestörungen stattgefunden, wobei von den Waffen Gebrauch gemacht wurde. Versammlungen der Laudliga haben erklärt, es solle kein Pacht mehr gezahlt werden, so lange Parnell verhaftet sei. Nene Regimenter sind nach Irland abkommandirt, die Lage scheint somit äußerst kritisch zu sein. Jedenfalls ist Irland für die englische Regierung eine offene Frage, die sie noch nicht so bald lösen wird. Man liest manchmal von herzlosen Leuten, die ein krankes oder blödes Glied der Familie jahrelang in einer finstern Kammer, einem Stall, eingeschlossen hielten und ihm kaum die nothdürftigste Kleidung nnd Nahrung gewährten. Wenn ein so armes Menschen kind endlich Erlösung findet, wenn es an Luft und Licht heransgeführt wird nnd bessere Kost erhält, so wird es darum noch nicht gesund, nnd sein Dankgefühl geht in der Erinnerung an langes Leid unter. Irland gleicht einem solchen unglücklichen Geschöpfe: die Land-Bill hat seinen Kerker geöffnet, aber nun ist es geblendet und lahm, und nicht das Wohlwollen, sondern die Hartherzigkeit Englands steht vor seinem Geiste. Bis es anders denken lernt, werden Geschlechter ver gehen. König Humbert von Italien kommt am 27. Oktober nach Wien, um den Kaiser Franz Josef zu besuchen und wird drei Tage lang ein Gast der Hofburg sein. Vaterländisches. Wilsdruff. Die feierliche Einweisung des Herrn Lehrer Knof als Kantor fand am Montag, de» 24. d. M., nachmittags 2 Uhr im Beisein des Kirchen- und Schulvorstandes, des Lehrerkollegiums und ungefähr 70Kindern aus der ll., IV., V. Klasse der I. Bürger schule und der II. Klasse der II. Bürgerschule im Schnlsaale durch Herrn Bezirksschulinspektor Wangemann statt. Nach Gesang der 5 ersten Strophen des Liedes: „Ach bleib mit deiner Gnade" sprach der Herr Bezirksschulinspektor in bekannter warmer und zu Herzen gehen der Weise über die Worte: „Sieh auf dich und auf die, die dir an vertraut sind". Nachdem hierauf Herr Knof verpflichtet und in sein neues Amt eingewiesen war, legte derselbe den Handschlag ab, dem Herrn Bezirksschulinspektor Treue in Kirche und Schule, dem Vor sitzenden des Schulvorstandes Herrn Bürgermeister Ficker und dem Herrn Schuldirektor des. Gerhardt Gehorsam und Pünktlichkeit, seinen Kollegen aber aufrichtige Freundschaft gelobend. Mit dem Gesang der letzten Strophe des genannten Liedes schloß die erhebende Feier.