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Läozu braucht er Univcrsitäts-Curatorcn? Da sind gleich 12,000 Thlr. Wozu ist der Oberkirchenrath uöthig? Da haben wir wieder 30,000 Thlr. Wozu das Domkapitel in Brandenburg, in Naumburg? Es ist ungeheuer leicht, mehr als 60,000 Thlr. zu sparen. Meine Herren, achten Sie auf die ganze Politik des Herrn v. Mühler; treten wir alle Parteien, alle Fractionen zusammen, machen eine Adresse an den König und rufen: Fort, fort mit diesem Herrn v. Müh ler, fort mit diesem Cultusministerium! (Das ganze Haus war in großer Bewegung, der Herr Minister zuckte die Achseln.) Den: W. T. B. war am 20. November aus Düsseldorf tele- grapisch gemeldet worden: Heute Vormittag stürzte durch das An fahren eines beladenen Nachens gegen die Gerüste des einzigen noch unvollendeten eisernen Brückenbogens der von der Bergisch-Märkischen Bahn gebauten Hammer-Rheinbrücke derselbe zusammen. Circa 40 Arbeiter sind todt, 20 schwer verwundet. Die Fertigstellung der Brücke wird durch dieses Unglück um ein halbes Jahr verzögert werden. Hierüber berichtet man der K. Z. folgendes Nähere: Neuß, 21. November. Das Unglück, welches sich gestern beim Bau derEi- senbahnbrttcke, mit welcher der Rhein oberhalb Düsseldorf zwischen Hamm und Neuß überspannt wird, zugetragen und diesseits wie jen seits des Stromes die Gemüther in Schrecken versetzt hat, ist nicht so groß, wie Ihnen gestern auf Grund allgemein verbreiteter Anga ben von hier gemeldet worden ist. Die 50—60 Personen, die an fänglich todt gesagt worden, reduciren sich, wenn man die Vermiß ten hinzunimmt, auf 19 Umgekommene. Schwer verwundet sind 6. Die Rinderpest ist, wie der „N. Pr. Z." zuverlässig gemeldet wird, in Oberschlesien ausgebrochen. Nach einem Kabel-Telegramme fand am 14. November auf der westlichen Pacific-Bahn bei San Franzisco ein Zusammenstoß mit solcher Gewalt statt, daß die beiden Züge zum größten Theil zer trümmert wurden; außer 30—50 Verwundeten werden 10—15Todte gezählt. Getrennt und wLedervereinigt. Eine Erzählung aus dem Leben. Von I. FralP. (Fortsetzung.) Zur Ausführung seines Projectes gehörte aber Geld und das besaß Theophilus nicht. Onkel Johnson, bei dem er schon einigemal deshalb angeklopft hatte, wollte von einem solchen Projecte nichts wissen. Tag und Nacht dachte Theophilus über die Ausführung sei ner Pläne nach. O, es hätte einen Weg gegeben, aber den zu betreten wäre Tollkühnheit gewesen; ein Anderer war ihn auch schon zuvorgekom- mcn. — Hedwig! - Theophilus Zach war ein ziemlich langer, hagerer Mann mit länglichem, blassen Gesicht, welches stets einen ernsten, ja frommen Ausdruck zur Schau trug. Langes, semmelgelbes, in einzelnen Sträh nen am Kopfe glatt herabhängendes Haar, sowie seine auffallend magern Hände waren nicht geeignet, seine Erscheinung zu einer an genehmen zu machen. Er hatte, wie er stets zu thun Pflegte, ein Buch in der Hand, in welchem er, wenigstens dem Anschein nach, eifrig las. Trotzdem entging ihm kein Wort und keine Miene der Anwesenden. Wellmann und Zach kannten sich schon von früher, von der Uni versität her. Wellmanns offenes, ehrliches Wesen paßte nicht zu dem verschlossenen, frömmelnden Zach. Beide waren nie Freunde gewe sen, konnten cs nie werden. — „Nicht wahr Gustav," begann Hedwig, „Du begleitest mich in das Concert? Auch die andern Herren und Damen werden von der Partie sein. Wellmann bejahte diese Frage. „Rechne dabei nicht auf mich, liebe Cousine," erhob der lesende Theophilus seine süßliche Stimme, „ich werde das Concert nicht be suchen. Das überlasse ich den Kindern dieser Welt." „Aber Cousin, wenn ich mich recht erinnere, ist der Ertrag die ses Concerts zu einem Wohlthätigkeitszwecke bestimmt." „Ja wohl, zum Bau einer Kirche für eine arme Gemeinde," fiel einer der Anwesenden ein. 378 s „Ich wirke durch Wort und Schrift. Mag die ungläubige Menge immerhin einen kleinen Theil ihres Mammons dem Guten opfern— weiter thut sic ja doch nichts für das Reich Gottes." Theophilus schloß diese Rede mit einem Seufzer, begleitet von einem gen Himmel gerichteten Blick, der aber, da der Himmel schlechterdings nicht zu erlangen war, nur die Zimmerdecke er reichte. Herr Heinold lachte. „Frömmelnder Heuchler!" murmelte Doctor Wellmann zwischen den Zähnen. Theophilus hatte durch seine Aeußerung eine kleine Verstim mung in der Gesellschaft hervorgebracht; es herrschte eine peinliche Stille. Herr Heinold, der nicht Willens war, sich von ernsten Gefühlen beherrschen zu lassen, brachte das Gespräch wieder auf das Concert. „Wir würden heute einen wirklichen Kunstgenuß gehabt haben, vier der ersten Sängerinnen des Theaters sollten sich hören lassen. Leider ist die eine davon, Fräulein Holm, unwohl geworden und dafür tritt eine unbedeutende Choristin ein, eine gewisse ... ja, wie heißt sie denn gleich?" „Marie Hagen," ergänzte Doctor Wellmann. „Ja richtig, Marie Hagen. Jetzt erinnere ich mich ihrer, es ist ein kleines, niedliches Mädchen, aber ihre Leistungen scheinen sehr bescheidener Natur zu sein." „Und doch hat sie von mir bekannter Seite her bereits eine thatsächliche Anerkennung gefunden." Doctor Wellmann blickte dabei Heinold fest an. „Ach, wirklich?" Heinold sagte das langsam in einem Tone, der seine Verwunderung ausdrücken sollte. Doch den Blick Well manns vermochte er nicht auszuhalten. „Marie Hagen hat indeß jene Zeichen der Anerkennung gebüh ren zurückgewiesen." „Herr Doctor, Sie scheinen sehr genau mit den Verhältnissen der kleinen Marie bekannt zu sein. Ach, da fällt mir eben ein, daß Sie mit ihr in einem Hause wohnen; nun, da nimmt mich dies nicht Wunder. . Bis jetzt schien Hedwig der Unterhaltung dieser beiden Männer keine Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Sie hatte aber Heinolds letzte Worte vernommen und richtete nun ihre Aufmerksamkeit auf ihn. „Es muß interessant sein," fuhr dieser fort, „dann und wann ein Stündchen mit solch einer Theaterheldin verplaudern zu können und die kleinen pikanten Erlebnisse aus deren eigenem Munde erzäh len zu hören. > Wohnt man in einem und demselben Hause, so giebt sich das ganz von selbst. Ein zufälliges Zusammentreffen, eine offenstehende Thüre und dergleichen geben Veranlassung zur Bekanntschaft; Stoff zu einem Gespräch ist bald gefunden; dem Gespräch folgt eine ge genseitige Einladung, diese wird natürlich angenommen, ausgeführt und erwidert." Wellmann fühlte, wie ihm das Blut heiß in die Wangen stieg; er ballte seine Hand, und nur die Gegenwart seiner Braut hielt ihn ab, den boshaften Schwätzer gebührend zurechtzuweisen. Er fühlte, was Heinold mit seinen Reden, die Dritte für ganz harmlos halten mußten, bezweckte. (Forts, folgt.) „Die Zusendung der Rose an die Königin Isabella zeugt jedenfalls davon, daß der Papst eine bessere Meinung von der Tugend der Königin hat, als der Lahrer Hinkende*) bei seiner Gaunernatur. Sollte es aber dennoch mit der Königin im Punkte der Treue schlecht bestellt sein, so sind es auch nur wieder die Männer von der Partei des „Hinkenden", die Serrano rc., welche die Schuld daran tragen." Osnabrücker Volsblatt. *) Der Kalender des Hinkenden Boten für 1870 ist erschienen und zu haben bei allen Buchhändlern und Buchbindern. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1. Adventssonntage Vormittags predigt Herr Pastor Schmidt. Nachmittags Herr Diaconus Ficker. Amtliche Beümntmachuttgeu uud Anzeige» vermischten Inhalts. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 15. zum 16. dies. Mts. aus einer Wohnung hiesiger Stadt folgende Gegenstände, nämlich 1., fünf fast neue leinene Männerhemden mit breiten Bündchen, von welchen 4 8. 8. gezeichnet gewesen, 2., ein blau und weißer leinener Bett- uud dergl. Kopfkissenüberzug, 3., ein Paar gute braune Tuchhosen mit Ledertaschen, 4., ein Messer mit schwarzen Schalen, 5., 6 Stück leinene, 8. 8. gezeichnete Handtücher, 6., 5 Paar Socken, wovon 2 Paar wollene und 3 Paar baumwollene, letztere 8. 8. gezeichnet, endlich 7., ein Paar lange, zweinäthige Stiefeln mit Doppelsohlen auf ausgezeichnete Weise entwendet worden. Behufs Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen wird Solches hiermit veröffentlicht. Kömgl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 24. November 1869. Leonhardi. Au die unterzeichnete Sammclstelle haben cingcscndet für die durch Brandunglück Betroffenen I. zu Zschopau: 2 Thlr. Hr. Amtslandschöppe Philipp zu Blankenstein, 1 Thlr. Hr. Pastor Seifert zu Limbach, —- 15 Ngr. —- Gemeinde Lotzen, 4 Thlr. 25 Ngr. Gemeinde Helbigsdorf, 6 Thlr. 18 Ngr 5 Pf. Gemeinde Grumbach, 6 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf. Gemeinde Alttanneberg, —- 7 Ngr. 5 Pf. Hr. Dreher und —-10 Ngr. —- Hr. Posthattcr Fritzsche hier, 2HI»Ii. 28 5 8». und II. für Frauenstein: 1 Thlr. Hr. Pastor Seifert zu Limbach nebst 1 Packet Kleidungsstücke, —- 15 Ngr. —- Gemeinde Lotzen, 6 Thlr. 7 Ngr. —- Gemeinde Helbigsdorf, 16 Thlr. 9 Ngr. 5 Pf. Gemeinde Grumbach, 6 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf. Gemeinde Alttanneberg, 2 Thlr. 20 Ngr. —- Gemeinde Lampersdorf, —- 10 Ngr. —- Hr. Pvsthaltcr Fritzsche, —- 7 Ngr. 5 Pf. Hr. Dreher und 2 Thlr. L hier. 35 H»Ir 21. 5 8«. Ge- fammtfumme 57 Thlr. 20 Ngr.—-, worüber nach erfolgter Absendung mit dem Ausdrucke herzlichen Dankes hierdurch quittirt wird. Kömgl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 24. November 1869. Leonhardi.