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s Das in Leisnig am 10. Juni in nothwendiger Subhastation versteigerte Bad Mildenstein ist von der dortigen Sparcasse für das gethane erste Gebot von 7500 Thlrn. erstanden worden, wäh rend die Bewirkte Taxation des Grundstücks einen wirklichen Werth desselben von über 14,000 Thlr. einschließlich der Badeeinrichtung ergeben hatte. Wurzen, 11. Juni. Gestern Abend wurden in dem benach barten Dorfe Schwöllen 4 Wohnhäuser durch Feuer zerstört, wobei leider auch ein Menschenleben zum Opfer fiel. Der 11 jährige Sohn des Hausbesitzers Ullrich konnte von seiner im Dachraume befindlichen Lagerstätte wegen der starken Gluth nicht mehr gerettet werden und ist in Folge dessen verbrannt. Der verkohlte Leichnam wurde später aufgefnnden. Der preußische Gesetzentwurf wegen des Staatspapiergeldes be antragt, der „M. Z." zufolge, Ausgabe von Reichspapicrgeld in Höhe von 1 Thaler pro Kopf und gleichzeitige Einziehung des sämmt- lichen Staatspapicrgeldes. Seitens Sachsens, Bayerns u. s. w. wird beantragt, den Termin für Einziehung des Staatspapiergeldes bis zum 1. Januar 1875 auszudehnen und den Staaten einen höheren Betrag an Ncichspapiergeld zur Verfügung zu stellen, um ihnen die Deckung des Ausfalles zu erleichtern. Dieser Betrag soll indessen die Hälfte des Nestes des Staatspapiergeldes, nach Abzug der ent- fprcchenden Quote an Ncichspapiergeld nicht übersteigen. Wo sind die Milliarden geblieben? Diese ost gestellte Frage beanlwortet ein Correspondent der „Mittelrh. Ztg." in längerer Ausführung, der wir Folgendes entnehmen: Die brennendste Frage des Augenblickes, was ist noch zur Vertheilung an die Einzelstaaten übrig, beantwortet sich einfach dahin, daß von dem bis jetzt von Frankreich Gezahlten nichts mehr übrig ist. Im Gegentheil erstrecken sich die An sprüche des Reiches zum Betrage von 53 Millionen Thaler bereits auf die noch re- ßircnde letzte Milliarde, welche incl. Zinsen dem Betrage von 272 Millionen Thlr. gleich kommt. Nach unserer allerdings etwas optimistischen Rechnung werden also von dieser Milliarde 219 Millionen für die Einzelstaaten übrig bleiben. Davon entfallen auf Norddcutschland — welches bisher im Rückstand geblieben ist — 102, auf Süddeutschlaud 57 Millionen Thaler, (Bayern 31, Würtemberg 1V'/,, Baden und Südhessen 14'/, Mill.) Vom norddeutschen Antheil würden kommen aus Preußen 132, Sachsen 13, Mecklenburg-Schwerin 3 Millionen, Oldenburg und Weimar je I,§, Braunschweig 1,^ Millionen, dw übrigen Kleinstaaten und Nordhessen zusammen etwa 9 Millionen. Man mutz annehmen, daß nach Erlaß des Gesetzes über die Vertheilung unter die norddeutschen Staaten spätestens mit der Ansangs Juli fällig werdenden französischen Nate die Mittel flüssig werden, um diese Vertheilung vor- zunehmen. Die zwecke Frage lautet dahin, was ist von den Milliarden für un mittelbar productive Zwecke übrig geblieben, was wird die Contribution bei tragen zur unmittelbaren Bereicherung des deutschen Volkes, zur Schadloshaltung desselben für die Einbußen, welche der Volkswohlstand durch den Krieg mittelbar erlitten hat, ohne daß die Staatscassen dafür Ersatz gewähren konnten? Mit Zinsen und kleineren Kontributionen hat Frankreich im Ganzen rund 5'/, Milliarden Franken zu zahlen. Hiervon haben die deutschen Kriegskosten, die Kriegsentschädigungen, die Reservirungen für Jnvalidenpensionen, für Festungen und Marine nahezu 4 Milli arden beansprucht. Nur IV, Milliarden bleiben für andere Zwecke übrig. Genau gerechnet sind es 436 Millionen Thaler. Hiervon kommen aber wieder 142 Mill, aus den Erwerb und die Ausrüstung der elsaß-lothringischen Eisenbahnen, eine Kapitalanlage, welche sich nach dem Etat pro 1874 nicht ein Mal mit zwei pCt. verzinst und wesentlich militärischen Interessen dient. Von den übrig bleibenden 194 Millionen Thaler« hat das Reich 25 Millionen in Anspruch genommen zur Be schaffung von Betriebsfonds und Tilgung von Schulden aus der Zeit vor dem Kriege, 50 Millionen sind den Einzelstaaten zugcflossen, tbeils zur Ablösung der Steuercredite, theilS zur Auslösung des preußischen Staatsschatzes, und 219 Mill, sollen nach unserer eben ausgestellten Rechnung den Einzelstaaten noch zufließen. Bei dieser Rechnung haben wir angenommen, daß die bisher an Süddeutschlaud gezahlten Gelder hingcreicht haben, um deren Kriegslasten zu decken. Aus dieser Rechnung erhellt insbesondere, welch' theurer Besitz Elsaß-Lothringen für nns ge worden ist. Neben 142 Mill. Thalern für Eisenbahnen haben wir dort 37 Mill, sür Kriegsschulden vergütet, und 40 Millionen für Festungsbauten verausgabt, so daß das Reichsland allein beinahe eine Milliarde vorweg genommen hat. Die Localblätter Thüringens sind gefüllt von Unglücksbotschaften über ein am 6. d. statlgchabtes Gewitter, das besonders im Werra- lhale schrecklich gehaust hat. Aus dem Mciuingschen allein werden 10 Orte genannt, in welchen der Blitz Brände von größerer und geringerer Ausdehnung erzeugt, Menschen und Thiere getödtet, ver wundet und gelähmt hat; auch wolkenbruchartiger Regen hat in ein zelnen Districten erheblichen Schaden angerichtct. In hannoverschen Blättern finden sich zahlreiche Nachrichten über die Verheerungen, welche das Gewitter am Mittwoch und Don nerstag voriger Woche eingerichtet hat. Bei Uelzen wurde ein Han delsmann erschlagen, seine Schwiegermutter lebensgefährlich verwun det, in Osterode 4 Wohnhäuser mit sämmtlichen Hintergebäuden in Flammen gesetzt. In Lurup (im Hümling) wurde ein Mann er schlagen, eine Windmühle getroffen und 4 Häuser durch Blitzschlag entzündet, in Breed brannten 3 Häuser nieder. Stellenweise war der Hagelschlag sehr schwer. Constantinopel, 29. Mai. Nur Trauriges ist von hier zu melden. Die Feuersbrünste, welche sich sonst nur im Juui und Juli hier alljährlich so verheerend einzufinden pflegen, sind wegen Trocken heit und Wassermangel dieses Jahr früher eingetreten. Seil drei Tagen wüthet das Feuer mit unparteiisch teuflischer Grausamkeit nach einander in fränkischen, in armenischen und in türkischen Stadtvirteln. Vorgestern Morgen wurden innerhalb 4 bis 5 Stunden über 100 Häuser der PeratheilS, der vom Derwisch-Kloster bis zum Feuer- ihurm sich erstreckt, meistens Wohnungen von fränkischen Handwerkern, darunter auch vieler Deutschen, eingeäschcrt. Sehr anerkennungs- werth ist der Eifer deS Vorstandes der deutschen Handwerker, der schon um Mittag bei allen Bemittelten herum sammeln ging, um der ersten Noth abznhelfen. Der Tunnel, welcher von Galata hinauf gebaut wild, führt unler der Brandstätte hin, und Abends wimmelte es unter dem Gewölbe desselben von Obdachlosen, die einstweilen sich dort eine Zuflucht gesucht. Während hier noch die Trümmer rauchten, ertönte der Fenerruf in Stambul und man sah bei Jeni-Capa am Blanca-Garten, der im ausgesüllten alten theodofischen Hafen liegt, die Flammen in die Wolken steigen. Dort wohnen viele Armenier und, weil süßes Wasser fehlte, hat man zuletzt Meerwasser gebraucht, gegen das bei Feuersbrünsten ein altes Vorurtheil ist; aber zu spät griff man zu diesem Mittel, nachdem schon an 400 Häuser in Asche lagen. Endlich gestern ist bei Schak-Zura und Ak-Serai eine Feuers brunst am Mittag ausgebrochen. Dort sind nur Wohnungen tür kischer Beamten. Glücklicher Weise ist diese letztere, sowie eine andere bei Jeni Dschami bald gelöscht worden, da man gleich das nöthige Wasser hatte. Denn hier ist die große Wasserleitung in der Nähe. Die spanischen Cortes haben, wie vorauszüschen war, die föderale Republik erklärt. Das heißt, eine Republik, welche sich aus eben so viel oder noch mehr kleineren Republiken oder Republik- chen znsammensetzt, als das Königreich Spanien Provinzen zählte. In der stolzen Monarchie Philipp II., innerhalb deren Grenzen einst mals die Sonne nicht unterging, ist nunmehr das sonderbare Phan tom der föderalen Republik aufgegangcn und damit wohl der Mo ment eingetreten, wo die Revolution an ihren äußersten Consequcnzen angelangt ist. Bereits finden ihre Träger es für gcrathen, die „Aera der Revolutionen zu schließen", wie Herr Figueras sich in seiner Er öffnungsrede ansdrückle, ungefähr wie ein geschickter Spieler, der sich die Taschen gefüllt hat und das Spiel für beendet erlärt. Die 208 Stimmen, welche sich für diese Republik ausgesprochen, schreibt die „N. A. Z.", können nach der Art, wie die Wahlen vor sich gegangen, wohl kaum Anspruch darauf erheben, ein Land von ca. 17 Millionen Einwohnern zu repräsentiren. Auch scheint ihnen selbst vor ihrer eigenen Schöpfung einigermaßen zu grauen, denn sie haben einen Antrag, diese neueste Episode in der Geschichte Spaniens mit drei tägigem Festjubcl zu inauguriren, abgclehnt, ebenso den Antrag der „Unversöhnlichen", die rolhe Fahne zu proclamircn. Präsident dieser neuesten Republik ist Herr Piy Margall. Die Herren Figueras, Castelar u. s. w. haben es vorgezogen, den Karren auf der Stelle zu belassen, wohin sie ihn glücklich gebracht und von der sie ihn heule, ihrer eigenen Erklärung nach, „daß die Zustände augenblicklich schwieriger denn je seien", nicht mehr fortzubringen vermögen. Ob der ehemalige Minister des letzten Königs von Spanien, der gleichfalls alle Metamorphosen der radikalen Partei durchgemacht zu haben scheint, in dieser Aufgabe glücklicher sein wird, muß natürlich abgewartet werden. Da Spanien einschließlich der Balearen und und canarischen Inseln 49 europäische Provinzen zählt, so dürfte aus der Mitte jener 210 föderalen Deputieren ohne Zweifel recht bald ein halbes Hundert Gouverneure oder Minialurpräsidenten hervor- gchen, denen die Verwaltung der betreffenden Landesthcile anvertraut wird. AuSzunehmcn davon wären höchstens die Nordprovinzen, wo die Carlisten sich allmählich häuslich rinzurichlen scheinen. War auch die Nachricht von der Besitznahme von Jrun vorläufig wenigstens verfrüht, so ist doch außer Zweifel, daß die carlistische Bewegung in der letzten Zeit bedeutende Fortschritte gemacht und an innerer Stärke gewonnen hat. Dem gegenüber haben die republikanischen Truppen immer mehr an Disciplin verloren, ja die Prvclamirung der föderalen Republik ist seitens ihrer gegen die Carlisten in Catalonien im Felde stehenden Streitkräfte in würdiger Weise mit einer Meuterei inaugu- rirt, welche den commandirenden General Velarde zwang, sammt seinen Offizieren die Flucht zu ergreifen. Gleichzeitig wird auch von blutigen Conflicten zwischen der Garnison und der Bevölkerung »on Granada berichtet, welche damit endeten, daß die Garnison vor der Bevölkerung nach hartnäckigem Kampfe die Waffen streckte. Wie die föderale Republik sich mit allen diesen Verhältnissen abzuftnden ge- denkt, dürfte wohl in nicht allzuferner Zeit ersichtlich werden. 0 ) Nm jeden Preis. A»vt»t »»» Herma«« Haintarf. (Fortsetzung.) Aus der Brust des jungen Merton war jetzt für immer Glück und Frieden gewichen. Seine sorglose Heiterkeit war dahin, nun verfiel er ebenfalls in jenes Grübeln uud Brüten seines Meisters, das ihm früher so unheimlich vorgekommen war und das er bis da hin nicht gekannt hatte. Er begann ebeufalls an böse Sterne zu glauben, die mit überirdischer Gewalt die Geschicke der Menschen lenkten und gegen die jedes Ankämfen doch vergebens sei. Sein In neres war tief zerrissen. Zu Zeiten erwachte in furchtbarer Heftig keit das Gewissen und mahnte ihn, der Sache ein Ende zu machen, um jeden Preis; zuweilen raffte er sich auch schon zu einem Ent schlusse auf, um seine Wissenschaft zur Anzeige zu bringen und sein Gcmüth von einem Truck zu entlasten, der ihn vernichten wollte; dann tauchte das Bild Madelons vor ihm auf und er fühlte sich ge fesselt. — Das waren die gcheimnißvollen Bande, von denen Argentino gesprochen und die sich mächtiger zeigten, als jeder menschliche Wille. . . Warum liebte er Madelon so tief, so heiß, so namenlos, daß er darüber Alles vergaß und die Stimme seines bessern Selbst nicht hören konnte. Ja, warum?! — Hatten die Philosophen nicht Recht, die dem Menschen jeden freien Willen absprachcn?! . . . Er las jetzt ihre Schriften, aus denen schon Argentino so viel Gift gesogen und die ihn nur noch mehr in feinem düstern Glauben an eine unerbittliche Vorherbestimmung bestärkt und Merton neigte durch eine solche Lektüre ebenfalls noch viel entschiedener zu solchen An schauungen. Das Geschick hatte ihn einmal an diesen Abgrund ge drängt, da gab es kein Entrinnen. . . Und doch, wenn Madelon erschien, wenn er in ihre tiefblauen Augen sah, dann war alles vergessen, dann lachte ihm ein Himmel entgegen und mit all' den