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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nosfen, Siebenlehn und die Umgegenden. Z m l 8 b t II i i für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 27. September 1867. 39. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt IS Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche KLnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beilräge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrl. .. " , > DK RedacNon. Umschau. Im Reichstage war großer Streit um die an den König zu erlassende Adresse. Es handelt sich hauptsächlich um einen Ausdruck, der alle Einmi schung des Auslandes zurückweist. Vielen erscheint dieser Ausdruck bedenklich herausfordernd. Nach den Aeußerungen Bismarck's im Reichstage müssen schon Unterhandlungen mit den Südstaaten wegen deren Eintritt in den norddeutschen Bund im Gange sein; nur wünscht Preußen nicht, daß die Eüdstaaten einzeln kommen. Die sächsischen Abgeordneten stimmten fast alle gegen die Adresse; Schaffrath griff besonders die Stelle an, die den verbündeten Fürsten Dank für die Verfassung sagt, weil letztere ihm noch sehr mangelhaft erscheint. Försterling ist bei seinem ersten Auftreten derb abgefallen; nach wiederholten Erin nerungen des Präsidenten, bei der Sache zu blei ben, ging ihm endlich der Athem aus und er suchte seinen Platz unter dem Hohngelächter der ganzen Versammlung. Niemand freute sich mehr darüber als Hr. v. Schweitzer, sein Gesinnungsgenosse und persönlicher Feind. — In Baden ist ein neuer Kirchenstreit ausge brochen. Die Regierung, welche schon lange die Erfahrung gemacht, daß die jungen Geistlichen bei ihrem Austritte aus dem Priesterseminar in andern Dingen als Religion vollständig unwissend waren, ordnete eine Staatsprüfung an. Der Erzbischof lehnt sich dagegen auf; die Regierung bleibt aber fest 'Und laßt keinen Geistlichen in's Amt treten, der nicht diese Prüfung bestanden hat. Endlich hat sich auch der Herzog von Nassau in sein Schicksal gefunden und einen Contract mit der preußischen Regierung abgeschlossen. Drei der schönsten Schlösser mit Gärten und Weinbergen verbleiben ihm und 16 Mill. Gulden sollen ihn über die verlorene Herrlichkeit trösten. Auch der König von Hannover ist bereit, seine Hoheitsrechle abzu treten. Domänen erhält auch er nicht, sondern nur Geld, wovon Preußen ja heidenmäßig viel hat. - Der österreichische Finanzminister braucht wie der Geld; woher nehmen und nicht stehlen? Da ist denn ein kluger Mann auf den Einfall gekommen, alle bisherige Schulden unter einen Hut zu bringen, I-, 2-, 3-, 4- und 6-procentige Papiere in 6-pro. centige zu verwandeln, sich aber natürlich dabei von den Staatsgläubigcrn etwas herauszahlen zu lassen. Nebenbei soll erklärt werden, daß die bisherigen Staatsschulden niemals zurückgezahlt, sondern ähn lich wie in Frankreich und England bloß verzinst werden. Dadurch erspart man jährlich gegen 25 Mill. Gulden. — Es hat nicht den Anschein, als könnte Herr v. Beust wie Herkules den hunderlköpsigen Dra chen bewältigen. Jede Woche vermehrt die Unzu friedenheit der Oesterreicher, besonders der Deutsch- Oesterreicher. Bereits muß der Kanzler zu den alten Regierungsmitteln: Drohungen, Zeitungscon- siscationcn rc. greisen, um sich die Feinde vom Halse zu halten. Eine Partei hat sich gebildet und wächst täglich, die nichts weniger erstrebt, als die Ver einigung Deutsch-Oesterreichs mit dem norddeutschen Bunde. — Nach dem italienischen Feldzuge 1859 wurden große Unterschleife bei der österreichischen Proviant verwaltung entdeckt und General v. Eynatten er- hing sich im Gefängnisse. Im vergangenen Jahre soll es nicht anders zugegangen sein und dieser Tage ist Feldmarschallleutnant Freiherr v. Kondelka verhaftet worden, weil er mit den Armeelieferanten unter einer Decke gesteckt hat. — In Jalien sollte der Tanz jeden Tag be,