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Zweites Blatt. WeMM fiir WilskU Warandt, Uossen, Sieöenleßn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Aleißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf. Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg init Perne, Sachsdors Schmiedewalde, Lora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Bering von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich fiir die Redaktion Martin Berger daselbst. No 109. Sonnabend, den 15. September 1900. 58. Jahrg. Jenseits des Teiches, im unmittelbaren Schutze des Eiffelthurms, ist San Marino durch einen allerliebsten Pavillon vertreten, mit schlankem Glockenthurm, in seiner von drei Portalen und zierlichen Arkaden darüber unter brochenen Front dem prächtigen Rathhause der kleinen Republik nachgebildet, der ganze, sehr sorgsam aufgeführte Bau in seinem schönen Florentiner Stil ebenso graziös wie eigenartig,. Auch das Innere ist von vortrefflichem Eindruck und bietet sehr viel Interessantes, macht es uns doch eingehend bekannt mit dem Leben und Weden der kaum 10000 Seelen umfassenden Bevölkerung der kleinen Republik, deren gleichnamige Stadt auf dem trotzigen Ge birgshaupte des Titano liegt, keck, malerisch, selbstbewußt. Aus vielen geschichtlichen Erinnerungen ersehen wir, daß diese Republik zu dem ältesten Staatengebilde des Erd balls zählt und auf eine fast zwölfhundertfährige Geschichte zurückblickt, die reich ist an muthigen Kämpfen der Ein wohnerschaft gegen in erdrückender Uebermacht erscheinende Feinde und gegen die noch schlimmeren heimlichen Listen und Tücken der umwohnenden Herzöge und Grafen, die nach dem Besitz des trotzigen Bergnestes strebten. Aber mit erstaunlicher Kraftanstrengung und bewundernswerther Energie, unter selbstloser Aufopferung von Gut und Blut, wurden alle Angriffe abgeschlagen, und noch heute weht die blau-weiße Fahne frei und unangetastet über dieser merkwürdigen Republik, deren Namen jeder kennt und von der Niemand etwas Genaues weiß. Oder richtiger: bisher wußte! Denn durch die so geschickt und fesselnd veranstaltete Vertretung in Paris wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf den kleinen Staat gelenkt, von dem wir hier ein umfaffendes Bild erhalten. Dioramen, Ge mälde und Photographieen zeigen uns die landschaftlichen Schönheiten dieses idyllischen, friedlichen Erdwinkels, dessen Besuch allen Jtaüenreisenden empfohlen werden kann; neben den Landesproducten, wie Früchte, Wein, Oel rc., sind meisterhafte Stickereien, kunstvolle Möbel, schöne Ma- jolikageräthe ausgestellt, und erfreut auch hier die gediegene, saubere Herstellung, die der kunstgewerblichen Tüchtigkeit der Bevölkerung ein gutes Zeugniß ausstellt, während die Behörden eine Uebersicht geben von dem Schulwesen, den Wohlfahrtseinrichtungen, der musterhaften Verwaltung des Ländchens. Unter den historischen Erinnerungen fesseln am meisten jene von Napoleon l., welcher San Marino warme Sympathien bezeugte und ihm Waffen, Geld und Nahrungsmittel zur Verfügung stellte, damit sich in den vielfachen Kämpfen jener Tage die Republik ihre Selbst ständigkeit bewahren konnte: „Ich werbe zu allen Zeiten und unter allen Umständen bestrebt sein, dem Volke San Marinos Beweise meiner Achtung und meiner Antheilnahme zu geben", schließt einer der hier photographisch wiederge gebenen Briefe des Kaisers. Etwas mehr seitlich stoßen wir auf das Kostüm- Palais, elegant und flott ausschauend mit seinen an- muthigen Formen und seiner koquetten Front, an der sich Guirlanden aus natürlichen Blumen hinziehen. Es ist ein Museum der Mode, welches der bekannte Pariser Damen schneider Felix errichtet hat und welches sich des zahlreichsten Besuches erfreut, den es übrigens verdient, denn selbst die Mitglieder des stärkeren Geschlechts werden mit wachsendem Interesse diese sorgsam gestalteten Gruppen betrachten, die uns in zeitgenössischen Rahmen die Diode von den frühesten Epochen bis zum heutigen Tage veranschaulichen. In diesem Palais zeigt sich übrigens das zarte Geschlecht von seiner stärksten Seite in des Wortes wahrster Bedeutung, denn solche Püffe und Knuffe wie hier habe ich noch nie bekommen, nicht einmal bei einem Berliner Volksfest, und das will viel sagen; theils stehen die holden Schönen vor ihren so kostbar aufgeputzten Abbildern in Wachs wie fest gebannt, theils drängen, stoßen, schieben sie sich vor den hohen Glasscheiben, daß einem angst und bange wird und man schnell — sofern dies hier möglich ist — weitereilt, führten Pavillons, in welchem uns Malereien mit den einzelnen Zweigen der Gewinnung und Verwerthung des Tabacks bekannt machen. Ms ein Sammelsurium verschiedenster asiatischer Stilformen erscheint das äußere Gewand des Welt- Panoramas (Tour äu klonäs) hier am Eingänge, mit dem hohen, etagenförmigen dunkelrothen Holzbau einer japanischen Pagode, daneben mit einer einen Fries von Götterfiguren aufweisenden Tempelwand aus Kambodscha, die ihre Fortsetzung findet in baulichen Anklängen an China und Vorderindien, das Ganze von farbiger Fremd artigkeit und, in seinen Einzelheiten, von überraschender Echtheit. Künstlerisch vortrefflich ausgeführt sind auch die Panoramen drinnen, die uns nach Athen mit dem Akro polis, nach dem Bosporus mit Konstantinopel, nach dem Kanal von Suez, nach den palmenumgebeneu Tempel- stätten Ceylons, nach China und Japan führen und deren täuschender Eindruck erhöht wird durch einen sorgsam ausgeführten originellen Vordergrund, in welchem die Kinder des betreffenden Landes sich ihren Beschäftigungen hingeben, das allerdings aus einem unsagbar langweiligen Nichtsthun besteht, mit Ausnahme der gluthäugigen Griech innen, die betteln, der Chinesen, die von früh bis spät ihr Jeu machen, der niedlichen, in schillernde Seidenkimonos gehüllten Japanerinnen, die in der leichten Bambushalle mit dem Blick aus den herrlichen landschaftlichen Rahmen Yokohamas sich emsig kunstfertigen Stickereien widmen. Verlassen wir das Panorama, so begrüßt uns Siam mit zwei niedlichen, im bunten Pagodenstil errichteten Hallen, treuen Abbildern der reizvollen siamesischen Tempel architektur, welche die widerstrebendsteu Farben zu ver einen und mit verhältnißmäßig schlichten Mitteln merk würdige Cstekte zu erzielen weiß. Der größere Raum enthält die wichtigsten Landesprodukte, wie mannig fache Hölzer, Reis, Mais, Früchte, dann ältere und neuere Erzeugnisse siamesischer Kunstfertigkeit, darunter schöne und kostbare Schmucksachen, die neben geschickter, moderner Aus führung sich doch ihr originelles Gepräge zu wahren wußten; in der kleineren Halle ist ein echt siamesisches Cafö unter- gebracht, in welchem die Siamesen französische und die Franzosen siamesische Küche verlangen, aber «Mrs nous, es kommt Alles auf eins heraus! In der Alpenwelt befinden wir uns, sobald wir den Pavillon des Alpenklubs betreten, der in Gestalt eines niedlichen Chalets, wie man diese Häuschen auf den Almen der Rhonethäler antrifft, aufgeführt wurde. Ein Museum zeigt Alles, was den Alpenbezwingern wichtig und interessant ist, und m recht guten Dioramen und einem größeren Panorama tritt uns die erhabene Welt des Mont Blanc und anderer Gebirgszüge vor Augen. In enger Nach barschaft treffen wir auf das Schweizer Häuschen, in dem lustigen, anheimelnden Schweizer Stil aus Holz er baut, mit weit überhängendem Dach und Galerien unten wie oben, von der man einen sehr unterhaltenden Blick auf die Umgebung des Eiffelthurmes und das lustige Getriebe ringsherum hat. Nur Erzeugnisse der Schweizer Küche und des Kellers werden hier verabreicht von flinken Schweizer- Mädels in den schmucken bunten Trachten des Berner Oberlandes, Speifen und Getränke sind gut und preis- werth und gern ruht man sich hier aus von dem anstrengenden Umherschlendern, denn es ist ein hübsches, trauliches Plätzchen, dem man mit Vorliebe seine Schritte zuwendet. Am Ufer eines benachbarten Teiches erhebt sich auf künstlichem Hügel wie ein reizendes Phantasiegebilve das in allen Farben schimmernde, nur aus Glas errichtete Palais Lumineux, dessen innere Einrichtung gleichfalls aus Glas besteht, selbst die Wände, die Nachbildungen von echlen Teppichen, die Sessel und Schränkchen; Abends, wenn zahllose elektrische Lichtchen in entzückendem Far- benspiel aufflammen, ist der Eindruck ein ganz märchen hafter. StreiMe durch die Wür MtauMmg. Von Paul Lindenberg. (Nachdruck verboten.) i XV. l Links vom Eiffelthurm. — Das Welt-Panorama. — Siam. — Die Alpenwelt. — Das Schweizer Häuschen. — Der Pavillon von San Marino. — Ein Musterstaat. — Das Kostum-Palais. — Was es birgt. — Ein Paradis der Frauen. Links vom Eiffelthurm schaut's gar bunt und lustig aus, denn vielerlei hat man hier zusammgedrängt, und l um Alles zu betrachten, giebt's manch' Hin und Her und f werden die Seh- wie Gehwerkzeuge gleich angestrengt. Einen Einblick in den zunächst der Jena-Brücke liegenden Pavillon der Französischen Taback-Manufaklur Werden sich wohl die meisten schenken, gleich den von der Vlanufaktur hergestellten Cigarren, die man auch nicht c faucht, wenn man nicht muß; die französische Bevölkerung KM anders oder muß anders denken und der Staats- Uel hat davon seine klingenden Gewinne, das zeigen die ^bellen im Innern der baulich sehr anziehend ausge Zlim 1H. Ssnntage nach Trinitatis. Eph. 1, 18: Der Vater der Herrlichkeit gebe euch erleuchtete Augen eures Ver ständnisses, daß ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eures Bemss und welcher da sei der" Reichthum seines herr lichen Erbes an seinen Heiligen. Die Welt ist der Meinung, daß das Leben der Christen ein armes wäre, das aus lauter Entsagen und Entbehren und Verzichten bestehe. Wer mit dem Christenthum Ernst macht, der muß es sich gefallen lassen, bemitleidet und be dauert zu werden. Man schaut auf die „Frommen" oder „Feinen", oder wie man sie sonst nennt, mit spöttischer Geringschätzung herab. Das heißt die Dinge auf den Kopf stellen. Denn bedauernswerth sind die Kinder der Welt, während die Christen in Wirklichkeit reiche Leute find. Zwar für gewöhnlich nicht an Geld und Gut, ob wohl es auch solche im Volke Gottes gicbt. Aber sie sind reich, weil sie eine lebendige Hoffnung haben, uno die Kinder der Welt sind hoffnungslos, weil sie Anwartschaft haben auf ein herrliches Erbe, und die Kinder der Welt werden enterbt. . , Ist das nicht ein armes Leben, wenn man sich immer vor dem Tode ängstet? Ich habe einen Mann gekannt, der den Keim der Schwindsucht in der Brust trug. Wie angstvoll reiste er von Arzt zu Arzt, um sich bestätigen zu lassen, daß er nicht die Schwindsucht habe. Noch vier zehn Tage vor seinem Tode schrieb er aus dem Kurort einen ganz glücklichen Brief, daß es wirklich nicht die Schwindsucht sei. Und dann kam er nach Hause, um zu sterben. War es nicht ein armer Mann? O, wie viele arme Leute giebts, ob sie es auch nicht gestehen wollen. Sie täuschen andere, sie täuschen wohl gar sich selbst — aber arm sind sie doch: denn sie haben keine Hoffnung. Wie anders ist das Leben der Christen! Sie wissen, daß dies Leben nur ein Wandern ist durch die Wüste zum himmlischen Kanaan. Sie wissen, daß nach aller Unruhe und allem Kampf auf Erden eine selige Ruhe vorhanden ist dem Volke Gottes. Sie wissen es: Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi. Sie wissen es: Eine Seligkeit, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, die in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott bereitet denen, die Zhn lieben. Hast du so eine lebendige Hoffnung? Hast du Aus- stcht auf dies herrliche Erbes O, so bitte doch den Vater der Herrlichkeit, daß Er dir die Augen öffne, zu erkennen die Hoffnung, zu der auch du berufen bist, und das Erbe, das auch dir bestimmt ist! Daß auch du eserführst: Kinder Gottes sind reiche Leute!