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Bekanntmachung. Sonnabend, den 4. Februar e„ verkehrt auf der Bahnlinie MotfchaPPel Wilsdruff wieder ein DM- Ab Dresden-"re. 11 Uhr 10 Min. 1 - Potschappel 11-35 - ö Nachts. in Wilsdruff 12 - 25 - , am 30. Januar 1888. Königliche Bahnverwaltung. Kommenden Donnerstag, den 2. Februar ds. Js., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 30. Januar 1888. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Kommenden Freiing, den 3. Februar d. F., Vormittags ZG Uhr, gelangen in der Wohnung des Stadtgutsbesitzers Gustav Barth allhier die zu dem Vermögen des abwesenden Schuhmachers Johann BulufAek von hier gehörigen Gegenstände, als: 1 Kleidcrschrank, ' ff ^opha, 1 Glasschränkchen, 1 Waschtisch, 1 Geschirrschrank, verschiedenes neues und altes Schuhwerk, Bettstellen, 1 Nähmaschine u. d. m. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. ^Vils druff, am 27. Januar 1888. Matthes, Gerichtsvollzieher. Wagesgefchichte. Mit 280 Millionen Mark ist der Kostenanschlag sür die neue Wehr vorlage (das Landsturmgesetz) endl'ch erreicht worden. Wie erinnerlich, kündigte sich der Entwurf zuerst mit regelmäßigen Mehrkosten von einigen . hunderttausend Mark an, eine Zister, die von Anfang an doch einigen Zweifeln begegnete. Einige Zeit später wurden für die früher nicht er wähnten einmaligen Kosten für Ausrüstung und Bewaffnung 100 Milli onen genannt, was erst Glauben fand, als man berichtigend bemerkte, die Summe sei noch viel höher. Dann wagten sich Schätzungen von 200, später 230 Millionen hervor. Der Gesetzentwurf ist bekanntlich in erster Lesung selbst auch von den Freisinnigen angenommen worden, und voraus sichtlich sind diese auch in der zweiten Lesung, trotz der hohen Kosten, bei dem zustimmenden Beschlusse geblieben. Es wäre das nur zu loben, und es würde sich dann in dem cinmüthigen Beschlusse die Ueberzeugung aus sprechen, daß die Wehrkraft Deutschlands auf diese Weise noch mehr ange spannt werden kann, und, weil jede andere Art der Anspannung den Friedensetat in höherem Maße belasten, der Kriegsstärke aber in geringerem Grade zu Gute kommen würde, angespannt werden muß. Ob auvere Völker uns auf dem Wege folgen, ihre älteren Mannschaften zwischen 35 und 45 Jahren für den Krieg vorzubereitcn? Niemand weiß es. Einen Vortheil würden wir immer noch gewinnen, wenn durch gleichartige Rü stungen des Feindes der ziffermäßige Effekt des neuen Gesetzes wieder aus geglichen würde. Es würde nämlich der Krieg überhaupt bei allen Völkern unpopulärer werden. Es ist durchaus zweierlei, ob man in Reden und Demonstrationen für den Krieg schwärmt oder man selbst in Reth und Glied treten, sich dem Kugelregen der Mehrlader aussetzen und Frau und ! Kind, Haus und Geschäft zurücklassen soll. In dieser Beziehung kann man der Entwickelung der Dinge ruhig entgegensetzen. Eine entschiedene i Schattenseite kann man unmöglich übersehen. Nach der schwer lastenden i Wehrvorlage vom März vorigen Jahres bringt Deutschland jetzt abermals ein riesiges Opfer, ein Opfer allerdings zum größten Theil sich selbst, zum Theil aber auch seinen Verbündeten. Um das recht zu ermessen, muß man die Ziffer von 280 Millionen Mark nur einmal mit den winzigen Aus gaben vergleichen, zu welchen sich Oesterreich-Ungarn in der höchsten poli tischen Krisis kurz vor Neujahr bewegen ließ. Es wurden Kriegsräthe über Kriegsräthe gehalten, und man fing an, von Ausgaben von 40 Mill. Gulden (64 Mill. Mark) für Baracken und Befestigungen in Galizien zu sprechen. Die Kosten wurden alle Tage niedriger, 35 Mill., 25 Mill., 20 Mill., 16 Mill, wurden nach und nach genannt, und endlich blieben 11 Mill. (17^2 Mill. Mark) die unbestrittenste Ziffer. Die Ausgabe geschah innerhalb eines allgemeinen Kredits, ihre genaue Höhe ist daher nur amtlichen Kreisen bekannt. Jedenfalls handelt es sich um Summen, welche in Deutschland ob ihrer Niedrigkeit eine Art Wonnegefühl Hervor rufen würden. Oesterreich-Ungarn ist der eigentlich gefährdetste Punkt in dem Komplex der Staaten des Friedensbundcs. Wollten wir Oesterreich aufgebcn, könnten wir uns auf absehbare Zeit den Frieden und die Freund schaft Rußlands sichern und dabei noch etwas herausholen. Deutschland bleibt aber in richtiger Erkenntniß d°r Freund Oesterreichs. Deutschland trägt zum Schutze Oesterreichs die gewaUige Rüstung, Oesterreich aber drückt sich um Verstärkung seiner Wehrkraft weg. Um nicht die Pflicht der Dank barkeit einzugestehcn, läßt es von Zeit zu Zeit extreme Parteien gegen Deutschland los und — unterdrückt es die Deutschen in Böhmen, Mähren und Steiermark. Berlin, 28. Januar. Bismarck hat seine HuJrreise wieder aufi einige Tage verschoben, theils weil er mit wichtigen Arbeite, beschäftigt ist, theils wegen des ungünstigen Wetters. In unterrichteten Kleffen gilt als ausgemacht, daß der Kanzler im Laufe nächster Woche hier eintreffen, an den Berathungen des Reichstags über die Militärvorlage theilnehn. n und die auswärtige Lage besprechen wird. Man glaubt auch, daß der Kanffer schon in der zweiten Lesung des Sozialistengesetzes das Wort ergreifen wird, da für den Fall eines Krieges die Regierung im Innern streng auf Ruhe und Ordnung halten müsse. Das Schicksal des Sozialistengesetzes liegt nach der Meinung der Berliner Blätter in der Hand der Nationalliberalen. Berlin, 27. Januar. Eine großartige Einholung plant man für den Tag der Rückkehr des Kronprinzen nach Berlin. Der Gedanke ist zuerst von hiesigen Innungen und Kriegervereinen angeregt und hat lebhaften Anklang gefunden. Zur Zeit ist die Sache allerdings noch nicht über die ersten Vorberathungen hinaus g-diehen, trotzdem haben bereits mehrere Korporationen die Beschaffung neuer Banner in Aussicht genommen. Man giebt sich der Erwartung hin, daß die Einholung sich zu einer glän zenden Kundgebung für den Kronprinzen gestalten wird. Dr. Mackenzie, der englische Arzt, reist dieser Tage von London aus wieder nach San Remo, um den Kronprinzen von neuem zu unter suchen. Von der Zuziehung anderer Aerzte ist nichts bekannt. Der 30. Hochzeitstag des kronprinzlichen Paares ist am 25. Januar festlich begangen worden. Die Stadt war reich beflaggt, der deutsche Vicekonsul überreichte im Namen der dortigen Deutschen dem hohen Paar ein prachtvolles Bou quet, der Syndikus der Stadt einen Blumenkorb. Auch der Präfekt und der Unterpräfekt erschienen zur Gratulation, Mittags fand ein Festmahl, die Eröffnung eines Wohlthätigkeitsbazars und am Abend Feuerwerk auf dem Meere statt. Würden nicht russische Blätter täglich auf Bulgarien zurückkommen, und zwar unter ermüdender Wiederholung und Umschreibung der Forder ung, daß Prinz Ferdinand von dort entfernt werden müsse, und würden nicht aus Philippopel Telegramme über die dortige Anwesenheit des Prinzen und seiner Mutter versendet werden, so spräche man eigentlich von Bul garien nicht. Denn cs fehlt im Grunde jede Veranlassung zu irgend welchen Erörterungen über Bulgarien, nachdem keinerlei Verhandlungen im Zuge sind und auch nirgends Lust zu solchen obwaltet. Mit welcher Lebhaftig keit auch in den russischen Blättern betont worden ist, daß es Sache der Mächte sein müsse, für die Entfernung des Prinzen Ferdinand vorzusorgen und Vorschläge zu machen, fühlt man doch nirgends Neigung, diesem An sinnen nachzukommen. Da andererseits wieder von Petersburg aus in allen Tonarten fortgesetzt erklärt wird, daß Rußland mit keinen Vorschlägen hervortreten werde, so wäre man eigentlich wieder dort angelangt, wo man vor Monaten gestanden, nämlich vor der Aussicht auf eine Versumpfung der bulgarischen Angelegenheit. Daß man sich indessen durch diese Aussicht zu keinen optimistischen Auffassungen der Situation verleiten lassen darf, bringt die militärische Lage mit sich. So lange Rußland seine Vorberei tungen sür Truppenverschiebungen aus dem Inneren des Landes nach dem Westen fortsetzt, wird man auch ungeachtet aller friedlich klingenden Aeußcr- ungen, die von Petersburg kommen, die Eventualität, daß Rußland eine Aktion gegen Bulgarien im Schilde führe, im Auge behalten müssen. Sofia. Die offiziöse Zeitung „Swoboda" ersucht den Metropoliten, den Geistlichen zu untersagen, in den Gebeten wie bisher des Zaren zu erwähnen, weil dies das Nationalgefühl der Bul garen verletze. Vaterländisches. Wilsdruff. Indem wir die Leser dieses Blattes auch an dieser Stelle auf den auf der Bahnlinie Potschappel-Wils druff nächsten Sonnabend, den 4. Februar, verkehrenden Theaterzug aufmerksam machen, bemerken wir zugleich, daß den Besuchern der Residenz an diesem Tage ein reiches und gewähltes Vergnügungsprogramm geboten wird. Z. B. im Altstädter Hoftheater: „Die Götterdämmerung": im Neustädter Hoftheater: „Die Philosophin"; im Residenztheater: „Die 7 Schwaben"; im Gewerbehaus: Sinfonieconzert; außerdem: Circus Herzog; Victoria salon u. s. w. — Obercunewalde. Der Trichinenschauer hier, welcher von den beim Schankwirth Angermann geschlachteten sünf Schweinen nur drei zur Untersuchung bekam, so daß die zwei ununtersuchten Schweine durch die von ihnen herrührenden verhängnißvollen Rauchwürstchen die Veranlassung zu der jetzt ausgebrochenen schrecklichen Trichinosis wurden, war früher ein vermögender Bürger und Gastwirth in Dresden, dessen Geschäft aber zurückging, so daß er sich nach einem anderen Nahrungszweige umsehen mußte. Derselbe nahm einen Kursus in der Thierarzneischule und be währte sich so ausgezeichnet, daß er beim Examen die 1 bekam. Nach vergeblichen Versuchen sowohl in Dresden, als in der Provinz irgend eine lohnende Stellung als Trichinenschauer zu erlangen, theils weil die Trichinenschau noch nicht überall eingcführt ist, theils weil es schon viel ausgebildete Trichinenschauer giebt, wendete er sich schließlich in die säch sische Obcrlausitz in die Gegend von Neusalza und Obercunewalde, und hier wäre es ihm zum ersten Male verstatttet gewesen, seine Kenntnisse mit Erfolg und zum Heile der Menschheit praktisch zu verwerthen, wenn ihm die zwei ominösen Trichinenschweine auch zur Untersuchung zugeführt worden wären, was aus irgend welchem Grunde leider nicht geschehen ist. Die Zahl der an der Trichinose Erkrankten beträgt nach neuester Fest stellung hier und in Cunewalde 174 in 87 Familien. Das Hilfscomitee schuf sich ein Statut, um die Unterstützungen nach festen Grundsätzen zu gewähren. Auch die hilfsbedürftigen Trichinenkranken aus anderen Ge meinden der Umgegend werden von hier aus unterstützt. Die Kranken pflege befindet sich nunmehr in den Händen 5 geschulter Pflegerinnen und zweier Aerzte. — Welche traurige Folgen daraus entstehen, wenn Kinder ohne Auf sicht gelassen werden, beweist wiederum ein in Holzhau dieser Tage vor- qckommcner Fall. In einem unbewachten Augenblick trank ein 5jähriger Knabe aus einer Flasche eine Quantität Spiritus, an dessen Folgen das Kind noch an demselben Tage verstarb. Die Flasche war so aufbewahrt worden, daß sie für Jedermann zugänglich war. — Ein frecher Einbruchsdiebstahl ist in der Nacht vom Montag vor. Woche bei dem Hausbesitzer Schlechte in Obermeisa bei Meißen ver übt worden. Aus einem Schranke in der Nähe des Fensters sind gegen 700 Mart gestohlen worden, obwohl kaum eine halbe Elle vom Schranke entfernt die Thür zu der Kammer offen stand, wo der Besitzer und seine Frau schliefen. Auf dem Tische beim Schrank haben noch 500 Mk. ge legen, sie warm aber mit Büchern etwas zugedeckt, sind daher dem Dieb entgangen; auf einem Stuhle beim Fenster lagen die Beinkleider des Be sitzers, in welchen noch über 100 Mark befindlich waren, sie sind eben falls von dem Diebe unberührt geblieben. — In Krögis bei Meißen haben unter den Schulkindern der 3. und 4. Klasse der Volksschule die Masern so überhand genommen, daß von der 3. Kliffe nur ein Drittel und von der 4. Klasse nur 2 Kinder verschont gebl'eben sind. Es hat unter diesen Umständen der Unterricht in den genannten beiden Klassen ausgesetzt werden müssen. In den bei den ersten Klffsen dagegen nimmt der Unterricht seinen ungestörten Fort gang, da hiee zum Glück nur sehr wenig Kinder von dieser Krankheit befallen sind. — Von einem rührenden Beweise der Treue eines Hundes ist von Niederseiffenbach bei Sayda zu berichten. Der Lieblingshund des vor Mveben verstorbenen Oberförsters war seit dem Tode seines Herrn