Volltext Seite (XML)
einen tadellosen schwarzen Gehrockanzug mit Zylinder und Lackschuhen und kam mit einer Taxameterdroschke erster Klasse vorgefahren. Dafür hatte er alles bis auf 35 Pfennig, die man nach der Verhaftung bei ihm fand, ausgegeben. Nachdem die Kriminalbeamten ihn am Kragen genommen hatten, meinte er gelassen: „Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht." Er bedauerte, daß seine Verhaftung schon vor der Auszahlung des Geldes erfolgt sei, sonst hätte er wenigstens noch ein paar vergnügte Tage verleben können. Nun freue er sich aber auf die Gesichter, die seine Bräute bet der Gerichtsverhandlung machen würden. Wie er angibt, hatte er die Absicht, mit den 10000 Mark, ohne eine Frau mitzunehmcn, nach Amerika zurückzukehren. Seine Ehefrau würde ihm dort ebenso wieder um den Hals gefallen sein, wie die Damen hier. Auch an Beschäftigung würde es ihm drüben nicht gefehlt haben, denn bei der bevorstehenden Präsidenten wahl brauchte man dort Leute seiner Art zum Stimmen kauf. Nun wird allerdings diese Wahl wohl schon ge raume Zeit vorüber sein, wenn er die Zuchthausmauern wieder verläßt. * Was hat die Amerikafahrt des Prinzen Heinrich von Preußen gekostet? Dem „Berl. Tgbl." wird aus New-York geschrieben: Aus dem jetzt dem Reichs- tage vorliegenden Rechenschaftsberichte über den Disposi tionsfond des Reichskanzlers interessierte in den Vereinigten Staaten der Posten von 56,655 Mark, den die bekannte Amerikareise des Prinzen Heinrich dem deutschen Reiche gekostet hat. Obgleich der königlichen Kronkasse der gleiche Posten zur Last fiel, so gibt das doch nur einen Aus- gabeuetat von noch nicht 28000 Dollars für eine verhält nismäßige große Reife eines kaiserlichen Prinzen mit großem Gefolge. Bisher sind noch keine Aufstellungen erfolgt, was dieser Besuch den Vereinigten Staaten gekostet hat, aber ganz gewiß ist diese Rechnung mit dem Zehn-, ja Zwanzigfachen der fraglichen Summe noch nicht annähernd ausgeglichen! Fanden doch einzelne Feste statt, die jedes allein mehr verschlangen als 28000 Dollars, gar nicht zu reden von dem luxuriösen Extrazuge, den die amerikanische Regierung stellte, um dem Prinzen während der ganzen Dauer seiner Anwesenheit (21. Februar bis 11. März) auf seinen Reisen bis tief in das Innere des Landes zu dienen. * Die Ansiedelungskommission legt nach dem „Pos. Tgbl." dieses Jahr auf 80000 Morgen 1500 neue Stellen aus, kann also gegen 2500 Ansiedler ansetzen. Die Kauflust Ansiedelungslustiger ist rege. " August Bebel als Erbe. Die Münchener „Allg. Ztg." meldet aus Augsburg: „Ein Erbschaftsprozeß, der weiteste Kreise interessieren wird, ist jetzt am hiesigen Landgericht anhängig gemacht worden. Es handelt sich um den etwa 800000 Mark betragenden Nachlaß des ehemaligen Leutnants Kollmann. Dieser wurde anfangs der 80er Jahre aus der Armee entlasfen. Er wollte den NeichStagsabgeordneten Bebel bewegen, die Sache seiner Entlassung im Reichstag zur Sprache zu bringen, da ihm Unrecht geschehen sei. Kollmann zeigte indessen immer mehr Spuren von Geistesgestörtheit, wurde entmündigt und ist in einer Münchener Heilanstalt im Frühjahr 1003 gestorben. Er hat Bebel als Erben seines Vermögens eingesetzt und dieser macht nun seine Rechte geltend. Die Verwandten fechten das Testament an." Herr Bebel ver ficht seine Ansprüche doch sicher nur aus Gründen der Theorie. Sobald er seinen Prozeß gewonnen hat, wird er doch zweifellos nach sozialdemokratischem Prinzip mit den übrigen Erben und sonstigen Notleidende» teilen. Oder sollte auch August in solchen Dingen das theoretische Verständnis abgehen? * Eine Millionenerbschaft. Eine höchst merk würdige Geschichte von einer gewaltigen Erbschaft, einem mysteriösen Dokument und einem verschwundenen Rechts anwalt beschäftigt, so wird aus London gemeldet, das Polizeiamt in Bowsstreet. Ein Mann, der als Karren führer in einer Fabrik angcstellt war, erhielt vor einem Jahre den Besuch eines Herrn, der sich ihm als Rechts- anwalt vorstellte und ihm die erstaunliche Mitteilung machte, Die letzten Cuge von 8t. Dierre. Erzählung aus der Katastrophe auf der Insel 14 Martinique von Tony Kellen. -- Wie bei allen großen Unglücken fanden sich auch hier elende Subjekte ein, die auf der Unglücksstätte zu rauben suchten. Die Behörde ließ deshalb das Standrecht verkünden. Eine Anzahl Ncger wurden verhaftet, weil sie Ringe und Schmuck- fachen bei sich trugen, die sie.offenbar von den Leichen gestohlen hatten. Es waren dies die Hyänen des Schlachtfeldes, die wie Raubtiere sich auf die Leichen der Unglücklichen stürzten. Ein erschreck Id auf diesem entsetzlichen C ^üld derVer- wüstuug! ' - VII. t" ' . Lu neuem leben. Viele von den Unglücklichen, die der Katastrophe entronnen waren, mußten ihren Leiden erliegen, bevor ihnen Hülfe zu teil wurde. Ganze Scharen hatten sich arff die Hügel in der Nähe des Ufers gefluchtet, aber es fehlte ihnen an Lebens mitteln und an Wasser. Alle Bäche waren versiegt, und bei der glühenden Hitze verschmachteten viele, bis ein Schiff sie au nahm. Am glücklichsten waren noch die, denen es gelungen war, rechtzeitig nach einer der anderen Inseln zu entkommeu. Aber die Schrecken, die diese ausgesianden haben, vermag kein Mensch zu schildern. Jeden Tag sterbe» Tausende einzelner Menschen. Der Tod kommt meist nngerusen, bald am Tage, bald über Nacht. Aber wenn der grausige Würgengel in wenigen Minuten zwanzig- oder dreißigtaufend heitere, lebensfrohe Menschen da hinrafft, wenn man selbst Zeuge dieser Katastrophe war und nur durch ein Wunder dem Tode entging, so ist das in der Tat eine Mahnung, sich ans sich selbst zu besinnen und der Slunde zu gedenken, die einst jür uns alle schlagen wjrd. Tiergattung und Bezeichnung. Gewicht 35-37 62—65 58-60 32 -33 4. 29-31 26-28 1. 2. 3. 4. § Z 39-41 40-42 37-38 35—36 39-40 37-38 35-36 46-49 43-45 52-53 53-54 50-51 48-49 75-76 72-74 68-69 64-66 Mk. 37-40 38-41 34-36 30-32 25-27 54—56 50-52 48 63—67 58-62 54-56 68—72 65-67 62-64 daß der Karrenführer Erbe seines nach Australien ge wanderten Großvaters geworden sei. Der Besitz sollte einen Wert von 20 Millionen Mark haben. Der fremde Besucher forderte den Erben schließlich auf, ein Dokument zu unterzeichnen. Nachdem dies geschehen war, gab der Fremde ihm 140 Mark, die er als Reisegeld nach Ply mouth benutzen solle, wo er ihn an einem bestimmten Tage treffen sollte, um mit ihm die Reise nach Australien anzutreten. Der Karrenführer wartete aber in Plymouth vergeblich auf den Rechtsanwalt und mußte schließlich, nachdem er das Geld verausgabt batte, zu Fuß nach London zurückpilgern. Die Angelegenheit wird jetzt poli zeilich untersucht. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß der Fuhrmann tatsächlich erbte und durch seine Unterschrift das ererbte Gut an den Fremden abtrat. Es wäre sonst nicht zu verstehen, weshalb der Fremde ihm 140 Mark gezahlt haben sollte. Von dem Inhalt des Aktenstückes hat der Mann leider keine Ahnung. 37—39 33-35 29 - 31 mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschase) Schweine s) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ungen im Alter bis zu 1 'Z Jahren b) Fettschweine fleischige gering entwickelte, sowie Sauen Ausländische Erprobte Rezepte. Hecht in sauerer Sahne. 6 Personen. 1^ Stunden. Die gut geputzten und geschuppten Hechte werden leicht mit Salz eingerieben, mit etwas Zitronensaft beträufelt und beiseite gestellt. In einer passenden Kasserolle oder tiefen Bratpfanne hat man ein gutes Stück Butter Farbe nehmen lassen, legt die in Stücke geschnitten Fische hinein, bestreut sie dicht mit Parmesankäse und stellt sie in die Bratröhre. Sobald der Käse sich etwas gebräunt hat, gießt man Vi-Liter dicke, saure Sahne dazu, läßt die Fische damit auf heißer Stelle oder im Ofen ziehen, bis sie gar sind, schmeckt ab und vollendet mit 6—8 Tropfen Maggi's Würze. Am besten bereitet man das Gericht in feuerfestem Tongeschirr, um darin gleich servieren zu können. Humoristisches. An die falsche Adresse. Köchin (die von der Hausfrau ausgezankt wird, weil sie abends zu spät nach Hause kam): „Das Gekeife verbitt'ich mir — Sie scheinen mich mit dem gnädigen Herrn zu verwechseln!" In der Verlegenheit. Der Don Juan: „Zu dumm! Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr: Hab'ich mich mit Louise am Elisenplatz verabredet, oder mit Elise an der Marienbrücke, oder mit Marie in derLouisenstraße!?" Mitgefühl. Parkwächter: „Sie haben ein Blume abgepflückt, mein Fräulein! Dafür müssen Sie fünf Mark Strafe bezahlen!" — Dame: „O Gott, und das Blumenorakel ist noch dazu schlecht ausgegangen — er liebt mich nicht!" — Parkwächter: „Das tut mir aber leid — dann brauchen Sie natürlich nur eine Mark Strafe zu zahlen!" Aus der guten alten Zeit. Hauptniann: „Wie oft hab' ich's denn schon gesagt, auf dem linken Absatz wird kehrt gemacht!" — Soldat: „Zu Befehl, Herr Haupt- mann, linken Absatz Han i koin mehr! Die Hauptsache. A.: „Du willst also Schriftsteller werden? Ja, hast Du Dich d nn für diese Laufbahn ge nügend vorbereitet?" — B.: „Gewiß, ich habe mir schon ein prächtiges Lineal für die Gedankenstriche gekauft." JmmerimBeruf. (Szene im Hochgebirge.) Führer: „. . . . 4200 Meter hoch ist der Berg, den wir besteigen!" Kaufmann: „Nu, können Se da nix nachlassen?!" Dtt. 67-70 69-72 65-67 60 -62 50-53 Austrieb: Zusammen 3906 Tiere und zwar: 288 Ochsen, 28 Kalben und Kühe, 213 Bullen, 300 Kälber, 1069 Schafe, 1750 Schweine. Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, Bullen, Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Bon dem Austrieb sind 297 Rinder österreichisch-ungarischer Herkunft. Ochsen: s. vollsieischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes b. bis zu 6 Jahren Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausgemästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte junge, — gut genährte ältere 4. gering genährte jeden Alters Kalben und Kühe: r. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht- Wettes 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht- Wettes bis zu 7 Jahren 3. ättere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben Bullen: 1. vollfleischige höchsten Schlachtwettes 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber: 1. seinste Mast- (Bollmilchmasy und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fressett Schafe 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel Produktenmarkt. Dresden, 25. Januar. Produktenpreise. Preise in Mark. Wetter: Heiler. Stimmung: Geschüftslos. Weizen, pro 1000 Kg. netto: Weißer, 156—164, brauner 76—78 Kg. 156—160, do. neuer 74—75 Kg. 152—154, do. neuer 74—75 Kg., 000—000, russischer rot 175—182, do. weißer 177—184, amerikan. Kan sas 179—184, do iveißer 000—000. Roggen, Pro 1000 Kg. netto: sächsischer, 74—76 Kg., 125-127, do. '72—73 Kg., 121-123, preußischer neuer 000—000, russischer 140—142. Gerste, Pro 1000 Kg. netto: sächj. neue 142 -152 schles. und Posen, do. 150—155 böhm. u. mähr. do. 155—175, Futtergerste 115—130. Haser, pro 1000Kg. netto: sächs., alt. 000—000, do. neuer 123—128, schles. 000— OOO,mss.11O—120. Mais, pro 10M Kg. netto: Cinquantine, 138—143, rum. OM—OM, russischer OM--000, La Plata gelber 113—115, do. abfallende Ware, 000—000, amerikanischer mixed 116—120, amerik. mixed, abfallende Ware, 000—000. Erbsen, pro IOM Kg. netto. Saat- u. Futterw. 150—160. Wicken, pro 1000 Kg. netto: 140— 150. Buchweizen, Pro 1000 Kg. netto: ml. u. fremd. 140—148. Oelsaaten Pro 1000 Kg. netto: Winterraps, sächs. feucht 000—000, do. trocken 000 bis OM, do. per September OM—OM, Winterriibsen 000-000. Leinsaat, pro IMOKg.netto: feinste, besaßfreie215-220, seine 200-215, mittlere 190 bis 200, La Plata 180—190, Bombay200—210, Rüböl.pro 100 Kg. netto: (mit Faßt rasfin. 51,—. Rapskuchen, pro 1M Kg: lange 11,00, runde 11,M, Leinkuchen pro 1M Kg. I. Qualität 15,50,11. Qualität 14,50. Malz, Pro 100 Kg. netto (ohne Sack). 25—29. Weizenmehl, pro 1M Kg. netto, ohne Sock (Dresdner Marken): exkl. der städtischen Abgabe: Kaiserauszug 29,00—29,50, Grieslerauszug 27,00—27,50, Semmelmehl 26,M-26,50, Läckermundmehl 24,50—25,M, Gricslermundmehl 19,50—20,M, Pohl- mehl 15,50—16,00, Roggenmehl pro 100 Kg. Uetto ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städtischen Abgabe: Nr. 0 20,50—21,M Pir. 0/1 19,50—20,00, Nr. 1 18,50—19,00, Nr. 2 17,00—18,00 Nr. 3 14,50—15,50, Futtermehl 12,40 bis 12,60. Weizenkleie Pro 100 Kg. netto, ohne Sack, (Dresdner Marken) grobe 9,40—9,60, feine 9,10—9,30. Roggenkleie, pro 100 Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken); 10,00—10,20. (Feinste Ware über Notiz.) Die für Artikel Pw 100 Kg. notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 50M Kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Noriz für Malz, gelten für Geschäfte mindestens von 10000 Kg. Aus dem Markte: Kartoffeln (50 Kg.): 2,80—3,00. Butter (Kg.) 2,60-2,70. Heu, <50 Kg.) 2,90—3,20. Stroh (Schock) 240-270. Schlachtviehpreise auf dem Dresdner Viehmarkte am 25. Januar 1904. Marktpreise für 50 in Mark. —— — v- Bg. Nchchichlm der Jiesim Weiler. Königliches Opernhaus. Donnerstag, 28. Januar. Der Troubadour. Anfang >/z8 Uhr. Freitag, 29. Januar. V. Sinfonie-Konzert Sette Anfang 7 Uhr. Sonnabend, 30. Januar. Benvenuto Cellini. Ansang ^8 Uhr. Sonntag, 31. Januar. Margarethe. Anfang 7 Uhr. Königliches Schauspielhaus. Donnerstag, 28. Januar. Zum ersten Male: Novella d' Andrea. Anfang 1/28 Uhr. Freitag, 29. Januar. Stella und Antonie. Anfang ^8 Uhr. Sonnabend. 30. Januar. Novella d' Andrea. Anfang ^/z8 Uhr. Sonntag, 31. Januar. Der Strom. Anfang V-8 Uhr. Montag, 1. Februar. Novella d' Andrea. Anfang 1/28 Uhr. Es war Liane, als hätte sie das Weltgericht erleid. Mit Schauder« und Schrecken gedachte sie jener Stunden, wo sie den Tod so nahe vor den Augen gesehen uud wo sie laut aufschreiend zürn Himmel den allgütigen Gott um Ver- ezihung für alle Sünden ihres Lebens anflehte. Wie von einem Sturmwinde hinweggesegt waren die leichtsinnigen Reg ungen ihres Herzens, ihr Hang zur.EÜelkeit und zu den Freuden dieser Welt. Wie nichtig sind doch all« Vergnügungen der Welt, sagte sie sich, wenn wir das Ende unseres Lebens betrachten—Eitel keit, alles Eitelkeit. Und wie schwach sind wir Menschen! Eine ganze Stadt kann sich nicht vor einer rohen Naturgewalt schützen, wenn Gott es zuläßt, daß die Hand des Todes über sie hin- wegsährt und alles vernichtet, ob lebend oder leblos. Diese Katastrophe war für sie eine schreckensvM Mahnung. Sie erkannte in derselben den Finger Gottes, der ihr den Weg zu einem besseren Jenseits zeigte. Und diese Mahnung sollte bei ihr nicht vergeblich sein! Mitten in den Schrecken des Todes hatte sie Gott ihr Herz wieder zugewandt, und ihr Entschluß stand fest, ihrem Vor satz nicht mehr untreu zu werden. Durch eine fast wundervolle Fügung war sie der Hand des Todes entronnen. War das nicht eine Mahnung, den Rest ihres Lebens nachzuholen, was sie bis hin versäumt hatte? Was die Welt einem Reichen bieten kann, das hatte sie alles schon genoffen. Jetzt wollte sie auch an ihre Seele denken und sich auf das Gericht vor bereiten, in dem wir alle dereinst uns betreffs dessen zu ver antworten haben werden, was wir getan und unterlassen haben. Liam blieb mehrere Wochen auf Santa-Lucia. Wie gerne wäre sie nach St. Pierre zurückgekehrt, um wenigstens dafür Sorge zu tragen, daß der Leichnam ihres Mannes beerdigt würde. Aber in den ersten Wochen lag sie so schwer krank darnieder, daß ihr jede Reise unmöglich war. Inzwischen war ihr Mann sicher längst in einem Massengrab beerdigt oder vielleicht mit so vielen anderen Leichen verbrannt worden. Nachforschungen nach ihm blieben fruchtlos. Sicher hatte auch er den Tod daselbst gesunden. Sie erinnerte sich nur noch, daß er, als das Unglück h«- einbrach, eben mit dem Skizzenbuch in der Hand im Begriffe stand, auszugehen. Er war mit ihr hinausgestürzt, aber in der hereinbrechenden Dunkelheit und der allgemeinen Flucht hatte sie ihn sofort au? dem Auge verloren. Froh und lebenslustig war er nach der Insel gekommen übermütig, wie er war, hatte er noch über den Ausbruch de» Vulkans gescherzt, und nun hatte auch sein Leben ein vor zeitiges Ende gesunden. Als Liane wieder hergestellt war, kehrte sie auf eimm französischen Schiffe nach Frankreich zurück. Ihre Pflanzungen waren vernichtet, nnd sie hätte völlig mittellos dagestanden, wenn sie nicht noch ein bares V«- mögen gehabt hätte, das immerhin noch ausreichend war, um davon zu leben. Als sie nach Paris zurückkam, mied sie die leichtsinnige Gesellschaft ihrer Landsleute, die dort nur dem Vergnüg« leben. Als Witwe zog sie sich in ein Kloster nahe Paris zurück, in dem schon manche Dame, nachdem sie die Freuden der Welt gekostet, die Ruhe und den Frieden wiedergefunden hatte, den ihr die Welt nicht bieten konnte. Nicht ein Tag verging, an dem sie nicht für ihren ver storbenen Gatten gebetet hätte, damit Gott ihm ein gnädig« Richter gewesen sein möge. Auch des Pates Anselmus gedachte sie täglich in ihrem Gebete. Er brauchte sich vor seinem gött lichen Richter nicht zu fürchten, hatte er doch den Freuden der Welt entsagt und ein heilig mäßiges Leben gefühtt. Er, der sein Leben geopfert, um sie zu retten und ihr die Möglichkeit gegeben, sich zu bekehren — er hatte sicher schon im Himmel den Lohn für feine edlen Taten empfange. L Ende. Auch von MM dm UM limM UM.