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— Die Bohrungen nach Braunkohlen in Großbucher Flur bei Grimma sind von Erfolg gewesen. Schon in einer Tiefe von 17 Metern stieb man auf ein Flötz, das eine Mächtigkeit von über 4 Metern aufwies. Die Kohle ist von guter Beschaffenheit und würde sich wahrscheinlich auch zur Briquetbereitung eignen. Das Kohlenfeld liegt an der Bahnlinie Leipzig-Chemnitz. — Zwickau, 28. Juni. Der Bergarbeiter Ludwig, Vater von 6 Kindern, gcrieth auf dem Vertrauensschacht zu Schedewitz zwischen zwei Kohlenhunte und wurde so schwer verletzt, daß er kurz darnach starb. — Frankenberg, 27. Juni. Durch Schadenfeuer wurde Nachts in Neudörfcheu das Wohnhaus des 72 Jahre alten Rentiers Schreiter eingeäschert. Der alte Mann, welcher nicht gehen konnte, wurde unter großer Anstrengung vom Erstickungstode gerettet. Die Habe ist sämmtlich verbrannt. — Frankenberg, 28. Juni. In einer Familie in Wittgensdorf wurde ein Mädchen geboren, welches an jeder Hand sechs Finger und ein Gesicht mit wolfsähnlichem Rachen besaß. Das kleine Wesen ist nach einigen Tagen wieder gestorben. — Plauen, 28. Juni. Beim Sprengen von Felsen auf einem Berge rechts von der Dobenau-Straße in der Richtung nach Streitberg flog ein sechzig Pfund schwerer Grünsteinblock über die hohe Hartenstein'sche Fabrik und die Dobenau-Straße weg auf das Dach des Weller'scheu Hauses. Das Dach, die Diele des Spitzbodens und die Decke der Gärtner Thiemig'schen Erkerwohnung wurden durchschlagen. In der Thimmig'schcn Wohnung befanden sich zwei kleine Kinder und drei Frauen, aber es kam glücklicher Weise Niemand zu Schaden. Die Verwüstungen an dem Weller'schen Hause sind dagegen sehr erheblich. — Niederhaßlau, 28. Juni. In der Nacht zum 26. Juni entsprang hier ein erst mit großen Anstreng ungen durch einen Schutzmann und drei Bewohner festge nommener Unbekannter aus dem Ortsgefängniß. Erstieg, indem er sich durch das Eiscugitrer zwängte, durch das Fenster, obwohl ihm Handschellen angelegt waren. — Einen ganz besonderen Fang machte Gutsbesitzer Schnabel in Röhrsdorf bei Waldenburg. Er hob in seiner Scheune neun junge Marder in einem Neste aus. — Dienstag Nachmittag ist die sechsjährige Tochter eines in der Metzer Straße in Gohlis wohnhaften Arbeiters vom Treppenfenster des vierten Stockwerkes in den Hof hinabgestürzt und bald danach verstorben. Das Kind hatte die Abortthüre von außen zugeschnappt, den Schlüssel aber innen liegen lassen. Um ihn zu holen, war es auf das Treppcnfenster geklettert und hatte von hier aus in das Aborlsenster steigen wollen, wobei es herabgestürzt war. — Ronneburg, 28. Juni. Der 75jährigeRenten empfänger Blödner hier, ein Veteran des Schleswiger Feldzugs, nahm sich das Leben durch Erhängen. Da das Motiv nicht in Nahrungssorgen zu suchen ist, so glaubt man, daß ihn ein körperliches Leiden zu diesem Schritte getrieben hat. — Bezüglich des Verfahrens bei Feststellung der Oeffentlichkeit eines Weges hat das kgl.Ministerium des Innern Folgendes bestimmt: Nach sächsisch-rechtlichen Grundsätzen unterliegen, abgesehen von den Staatsstraßen, alle öffentlichen Wege der Hcrrschaftsgewalt derjenigen Gemeinde, in deren Bezirk sie sich befinden, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob auch der zugehörige Grund und Boden in ihrem Eigenthum steht. Hiernach muß, wenn von ir gend einer Seite die Oeffentlichkeit eines vorhandenen Weges behauptet wird, zunächst die gesetzliche Vertretung der Ge meinde darüber Entschließung fassen, ob sie den in Betracht kommenden Theil des fraglichen Grundstücks als eine zum Gemeingebrauch bestimmte Sache, als einen öffentlichen Weg in Anspruch nimmt. Ist der Gemeinderath der An sicht, daß es sich um einen öffentlichen, d. h. dem Gemein gebrauch dienenden Weg handelt, so hat in erster Linie der Gemeindevorstand und nicht die Amtshauptmannschaft die zur Aufrechterhaltung des freien Verkehrs erforderlichen Anordnungen zu treffen. Insbesondere wird sodann noch in der ministeriellen Verordnung ausgesprochen, daß ein Weg, der nur während der Kirchzeit und von den Kirch- besüchern begangen werden kann, nicht als öffentlicher Weg im Sinne des Wegebaugesetzes zu gelten hat. — Brekekekex-Quorax-Quorax! MitdemHer- annahen des Hochsommers tritt in dem herrlichen Concert, das uns unsere gefiederten Natursänger in Baum und Busch bereiten, eine Abnahme ein. Die häuslichen Ge schäfte wollen sich mit dem ausgiebigen Musikmachen nicht mehr vertragen. Aber mit unverminderler Lustigkeit schallt uns eine andere Natursymphonie zu Ohren: Das Concert, das ans Hunderten von Froschkehlen ans Teich und Graben empordringt, jenes komische „Brekekekex-Quorax- Quorax", das im Alterthum, wie in der Neuzeit selbst den Bühnendichter angeregt hat. Ob es im strengeren Sinne schön zu nennen sei, das läßt sich freilich bestreiten. Mancher, dem es Nacht für Nacht von einem nahen Weiher her in die Ohren drang, hat den Laut für abscheulich erklärt. Aber was beweist das 2 Einem Menschen, dem ein clavier spielender Nachbar die Aufmerksamkeit erweist, ihn bis tief in die Nacht hinein Beethovensche Sonaten und Wagnersche Paraphrasen aus dem geöffneten Fenster ins ruhebedürftige Ohr zu senden, wird schließlich auch Beethoven und Wagner zur Qual. Anrze Chronik. Deserteurs Ende. Ein Aufsehen erregender Transport traf dieser Tage aus Halle a. S. in Kottbus ein. Zwei Lazarethgehilfcn brachten einen Soldaten vom 72. Jnf.-Reg., dem beide Beine fehlten, mit großer Mühe zu einer Droschke, um ihn demWefängniß zur Strafab büßung zuzuführen. Der Bedauernswerthe war s. Z. vom Regiment descrtirt und hatte beim Nächtigen im Freien beide Beine erfroren, was deren Amputation uothwendig machte. Eisenberg, 27.Juni. Zwei im Nachbardorf Saasa spielende Kinder stachen im Streit mit den Taschenmessern auf einander ein, wobei der 10jährige Alfred Bergk der artige Armwundcn erhielt, daß sofort ärztliche Hilfe ein greifen mußte. Gößnitz, 27. Juni. Das dreimonatige Kind einer hiesigen Familie, welchem man zur Beruhigung ein Gummi hütchen gegeben hatte, verschluckte dasselbe. Der umgehend herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod des kleinen Wesens constatiren. Letzte Nachrichten. Dresden, 20. Juni. Se. Majestät der König, welcher gestern einen etwas längeren Spaziergang im Garten der Villa Strehlen unternahm und den größten Theil der vergangenen Nacht ruhig geschlafen hat, nahm heute FreitagNachm. 2 Uhr an der Kgl. Mittagstafel theil. London, 20. Juni. Der chinesische Gesandte über brachte Lord Salisbury die Versicherungen der Kaiserlichen Regierung, daß dieselbe Alles aufbiete, die Wirren beizu legen, um Frieden zu erhalten. Revolution gegen die Kaiserin? London, 20. Juni. „Daily Expreß" meldet aus Shanghai vom 28.: Abends wurde eine kaiserliche Kundgebung veröffentlicht, wonach der kaiserliche Palast in Peking am 16. in Brand gesteckt und von ausrührerischen chinesischen Truppen an gegriffen wurde. London, 20. Juni. Dem „Daily Cronicle" wird aus Pretoria telegraphirt: Seit Sonntag bemühen sich General French auf dem linken Flügel, General Hamilton aufdemrechten und die 11. Division im Centrum, die Stellung des Feindes ans den Hügeln 15 Meilen östlich von Silverton zu umzingeln. Ein dreitägiger Kampf hat stattgefunden. Aber Dienstag Nacht rückte der Feind ostwärts längs der Delagoabahn ab. Die englischen Verluste betragen ins- gesammt gegen 150 Mann. Mau hofft, daß es General Buller gelingen werde, den Boeren den Rückzug abzu schneiden. Fevkelnrarkt zu Wilsdruff. Freitag, den 20. Jnni 1000. Am heutigen Markttage wurden 200 Stück Ferkel eingebracht und das Paar verkauft zwischen 12 bis 20 Mk. Der Geschäftsgang war ein sehr ungünstiger, sodaß sich viele ! Verkäufer infolge der niedrigen Preise veranlaßt sahen, iihre Waare wieder mit nach Hause zu nehmen. ! Butter kostete die Kanne Mk. 2,20—2,50.