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wirbel zu den Klängen der Trauermarsche. Die fürstlichen Damen begaben sich zu Wagen nach dem Mausoleum. Oberhofprediger Hausen hielt die Trauerrede über das Bibelwort: „Der Herr, Dein Gott, hat Dich gesegnet in allen Werken Deiner Hände." Sodann wurde der Sarg unter Gesang in die Gruft gesenkt, während die Trauer parade Salven abgab. Hiermit schloß die Feier. — Der Kaiser kehrte nach herzlicher Verabschiedung vom Groß- herzogpaar nach Wilhelmshafen zurück. Dort begab er sich mit seinem Bruder an Bord seiner Jacht „Hohen- zollern", die sodann wieder in See ging. Die Fürstin-Mutter Josephine von Hohenzollern ist Dienstag Mittag in Sigmaringen gestorben. Sie stand im 87. Lebensjahre und war das älteste weibliche Mitglied aller souveränen Häuser Europas. Fürstin Josephine, die ihren Gatten um 15 Jahre überlebt hat, war eine geborene Prinzessin von Baden und die Mutter des Königs Karl von Rumänien. Die nun Heimgegangene fand ihre Aufgabe in edlem Wohlthun, in der Linderung von Noth und Elend. Ueber die Stärke der deutschen Streitkräfte in China werden die folgenden Angaben gemacht: Der Chef des Kreuzergeschwaders Vizeadmiral Bendemann ver fügt an Bord seiner fünf Schiffe bei vollem Besatzungs- etat über 2033 Mann: der Ahlösungstransport brachte weitere 1200 Mann' dem Gouverneur von Kiautschau, Kapitän Jäschke, sind als ständige Besatzung des gesammten deutschen Gebiets auf der Schantung-Halbinsel — einschließ lich der Chinesen-Compagnie — etwa 1800 Mann unter stellt. Die beiden Kanonenboote „Iltis" und „Jaguar" haben weitere 242 Mann an Bord. Es kann also mit einer Gesammtstärke von etwa 5300 Mann gerechnet werden. Da indeß die Garnison von Kiautschau eine erhebliche Ver minderung im gegenwärtigen Augenblick schwerlich verträgt, so vermindert sich die zum Vormarsch gegen Peking ein schließlich der Schiffsbesatzungen vorhandene Truppenstärke auf etwa 3500 Mann. Sehr erheblich ist angesichts der Sachlage diese Ziffer nicht, wobei noch der Umstand in Betracht kommt, daß eine Anzahl Plätze mit starken deutschen Niederlassungen wie Schanghai, Hankau usw. bis jetzt keines Schutzes bedürfen, aber in diese Lage sehr bald kommen können. Die Auswanderung aus dem deutschen Reiche nach überseeischen Ländern belief sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 10429 gegen 9470 Personen im gleichen Zeitraum des Jahres 1899, so daß eine Zunahme um 959 oder 10,1 vom Hundert stattgefunden hat. Die Zahl der Angehörigen fremder Staaten, die über deutsche Häien befördert worden sind, ist im laufenden Jahre lehr groß; sie belief sich auf 88898 Personen, wovon allein 30705 auf den Mai entfallen. Englische Kultur. Das Höchste, was jemals in Mordaufhetzung geleistet ist, sind wohl die nachfolgenden Ausführungen des englischen Blattes Straits Times über eine Vernichtung der Boeren: „Bis jetzt ist nur in winzigen Bächen Blut geflossen. Im Interesse des Friedens wird es künftig in Strömen fließen müssen. Es wird nicht eher Frieden in Süd-Afrika herrschen, ehe nicht die Boeren aus- gerottct sind und man auf beiden Seiten des Vaal keinen anderen Laut hört, als das Wehklagen der Frauen über ihre gefallenen Galten, Söhne, Väter und Verlobten. Vollständige Unterdrückung ohne Erbarmen, kurze Abweis ung jedes Gesuches um Unterhandlungen, unerbittliche An griffe und Verfolgungen, das sollte fortan England's Politik sein. Wenn die Boeren sich ins Zululand zurückziehen, dann sollte den Zulus erlaubt werden, in die Theile von Transvaal einzufallen, in welchen unsere Truppen nicht verwendet werden können, und wenn die Frauen der Boeren dann darunter leiden, so mögen sie daran denken, daß sie es waren, welche die Männer zum Kämpfen trieben. Wenn wir erst die Boeren zur Unterwerfung gebracht haben, fo muß die britische Armee in den beiden Republiken das Boercn-Uugeziefer ausrotten und die Erde mit ihrem Blute düngen, damit das Gras um so schneller wächst!" ES fragt sich blos, wo nach dem Urtheile der Welt das größte Ungeziefer ist, in den Boeren-Republiken oder in England. Dev Transvaalkrieg. Die wichtigste Nachricht vom Kriegsschauplätze ist die amtliche Meldung des Lord Roberts, daß sich General major Baden-Powell, der standfeste Kommandant von Kimberley währcno dessen Einschließung, nach Pretoria durchgeschlagen und seine Truppen mit der Hauptarmee vereinigt hat. Aus der Concentration der gesammten eng lischen Truppen im östlichen Transvaal tritt der Plan des Lord Roberts, die Boeren dort einzuschließen, mit voller Deutlichkeit zu Tage. Es fragt sich nur, ob General Botha die Absicht der Briten nicht bereits durch schaut und den rechtzeitigen Abzug vorbereitet hat. Im südwestlichen Transvaal scheint der Widerstand der Boeren gänzlich aufgehört zu haben. Das Gerücht, General Joubert sei nicht eines natür lichen Todes gestorben, wird angeblich von einem auf dem deutschen Postdampfer „Herzog" nach Europa zurück- gekehrten belgischen Krankenwärter bestätigt. Joubert soll Gift genommen haben, da er wegen seines ewigen Zauderns und der lauen Betreibung der Belagerung von Ladysmith beim Präsidenten Krüger in Ungnade gefallen war. Die ersten zurückkehrenden Mitglieder der Sanitäts abordnungen des deutschen Rothen Kreuzes sind jetzt in Berlin cingetroffen, sie sind alle gesund, trotzdem auch sie zum Theil vom Typhus und Malaria nicht verschont ge blieben sind. Es befinden sich jetzt noch 6 Aerzte, 7 Schwestern und 9 Pfleger vom deutschen Rothen Kreuz in Südafrika in Thätigkeit. Dev Arieg mit China. Fast zu lange haben die Mächte gezögert mit der An wendung energischer Maßregeln zur Wiederherstellung der Ordnung. Wahrscheinlich hat man immer noch gehofft, durch bloße Demonstrationen auf die Regierung in Peking einen Druck ausübend zu können. Aber das verschlagene Mongolenthum hat die Geduld Europas mißbraucht. Und wer weiß, welche Mordthaten sich inzwischen in Peking ereignet haben mögen. Mit einer wahren Gcnugthuung kann man deshalb das Ultimatum der Mächte an den Kommandanten der Takuforts begrüßen. Es zwang die chinesische Regierung, Farbe zu bekennen, und die Ent scheidung ist gefallen. Man hat sie von chinesischer Seite gewollt, denn die Takuforts haben das Feuer eröffnet. Ueber den Gefchützkampf und die nachfolgende Erstürmung der Schanzwerke liegen folgende Telegramme vor: London, 19.Juni. „Reuters Bureau" meldet aus Tfchifu vom 18. d. M.: Die Forts von Taku auf beiden Seiten des Muffes sind jetzt besetzt. Die Chinesen eröffneten am 17. d. M. das Feuer unerwarteter Weise. Die Ver luste der Truppen der vereinigten Mächte sind folgende: Engländer: 1 todt, 4 verwundet; Deutsche: 3 todt, 7 verwundet; Russen: 16 todt, 45 verwundet; Franzosen: 1 todt, 1 verwundet. Es ist deutsches Blut in China geflossen. Drei Matrosen von jenem Schifft, dessen Namen „Iltis" die Erinnerung festhält an den Untergang sterbensmuthiger Helden, sind bei der Erstürmung der Forts von Taku gefallen, sieben ihrer Gefährten wurden verwundet und vielleicht find schon jetzt neue Opfer gefolgt. So hat unfer Volk neue Rechte, aber auch neue Pflichten gewonnen. Denn der Tod der braven Männer, die gleich den Helden von Metz und Sedan für ihr Vaterland fielen, darf nicht ungesühnt bleiben; er fordert Vergeltung, nicht durch Zahlung einer Entschädig ungssumme — Blut ist kostbarer als Golo — sondern durch harte Bestrafung der chinesischen Empörer und durch die Sicherung gegen künftige Gewaltthat. Wenn der noth wendige, unvermeidliche Proceß der Auftheilung Chinas fmtfchreitet bis zur letzten Instanz, so haben wir in dem vergossenen Blut unserer Matrosen einen Rechtstitel, den kein Richter übersehen darf, und wenn das schale Wasser diplomatischer Erwägungen und Bedenklichkeiten unser Recht einschränken will, so soll auch da das Wort gelten, daß Blut dicker ist als solches Wasser. Deutschland hat die Gelegenheit nicht gesucht und geschaffen, seinen kärglichen Besitz in Shantung zu verm.hren. Aber es wäre unweise und es wäre eine Sünde an dem Blut unserer Kämpfer, wenn wir das, was das Schicksal uns freiwillig bietet, zurückweisen wollten. Die bei Taku liegenden chinesischen Torpedoboote sind genommen. London, 19. Juni. „Daily Expreß" meldet aus Shanghai vom 18. d. M.: Eine amtliche Nachricht über den Kampf bei Taku besagt: Eine chinesische Granate brachte das Pulvermagazin des russischen Kanonenboots „Mandschur" zur Explosion. „Mandschur" flog in die Luft. Mehrere Blaujacken wuroen getödtet, viele verwundet. London, 19. Juni. Die „Times" melden aus Shang hai vom 18. d. M.: Die Forts von Taku eröimeten am 17. d. Ri. kurz nach Mitternacht das Feuer, das die britischen, französischen, deutschen, russischen und japanischen Kriegsschiffe erwiderten. Zwei Forts flogen in die Luft, die anderen wurden von den internationalen Truppen im Sturm genommen. Im Hafen von Tschifu liegen jetzt 2 britische, 1 amerikanisches und 5 russische Kriegsschiffe. London, 19. Jnni. Zu der Einnahme der Forts von Taku wird dem „Reuterschen Bureau" noch aus Tschifu vom heutigen Tage gemeldet: In Folge der Beschießung flog ein chinesisches Pulvermagazin in die Luft. Das britische Kriegsschiff „Algerine" wurde beschädigt, zwei Offiziere und vier Mann wurden verwundet. London, 19. Juni. Die Missionsgesellschaft hat ein Telegramm aus Hankau unter dem 18. Juni erhalten, wonach die Missionsgebäude in Tsaoshin, in Nähe von Hankau, von einem Pöbelhaufen zerstört worden, die Mis sionare aber wohlbehalten in Hankau eingetroffen sind. Shanghai, 19. Juni. Nach einem hier aus Tschengtu eingetroffenen Privattelegramm ist in Seztschwan die Revolution ausgebrochen. Berlin, 19. Juni. Der große Kreuzer „FürstBis marck" geht Ende Juni nach Ostasien ab. Tsingtau, 19. Juni. Der Kreuzer „Irene" ist heute mit 240 Seesoldaten nach Taku abgegangen. Hier ist alles ruhig. London, 19. Juni. Japan hat beschlossen, sofort 3000 Mann nach China zu senden. Sim la, 19. Juni. Es ist beschlossen worden, uach China 6 Regimenter Eingeborcnen-Truppen, eine Compagnie eingeborener Pioniere und eine Batterie Artillerie zu senden. New-Jork, 19. Juni. Nach einem Telegramm der New-Iorker „Tribune" aus Washington hat der Präsident Mac Kinley den General Mac Arthur angewiesen, drei Regimenter regulärer Truppen, im Ganzen 5000 Mann, von Manila nach Tientsin zu senden. Admiral Remey ist angewiesen worden, das Schlachtschiff „Oregon" dorthin zu senden. Nachdem vor Taku auch deutsches Blut geflossen ist, hat die deutsche Reichsregierung keinen Augenblick länger gezögert, durch ausreichende Machtentfaltung in Ostasten die Ruhe wieder Herstellen zu helfen und die Sicherheit zu schaffen, daß China für den von ihm angerichteten Schaden Ersatz leistet. Es ist vom Kaiser Wilhelm in Kiel eine Mobilmachungsordre erlassen worden, der zufolge sich das zweite Seebataillon sofort nach China zu begeben hat. Außerdem sind die Reserven von beiden Seebataillonen einberufen worden, so daß ohne Verzug weitere Kriegsschiffe mit der erforderlichen Bemannung nach China in See gehen können. Mit Einschluß des bereits in Ostasien eingetroffenen Ab lösungstransports von 1200 Mann befinden sich im Ganzen 5300 Mann deutsche Seetruppen in China. Da die Gar nison von Kiautfchou eine erhebliche Verminderung im gegenwärtigen Augenblick nicht verträgt, so beläuft sich die zum Vormarsch auf Peking zur Verfügung stehende deutsche Truppenmacht auf 3500, die nach Obigem indessen bald die erforderliche Verstärkung erhalten wird. Rußland hat weitere 4000 Mann entsandt, Japan kündigt die Absendung von neuen 2500 Mann an, Frankreich, England und Amerika stehen gleichfalls nicht zurück, so daß den Chinesen der Standpunkt alsbald gründlich klar gemacht werden wird, falls sie aus der schnellen Eroberung ihrer Forts bei Taku noch nicht die heilsame Lehre gezogen haben sollten, daß Chinas Widerstand gegen die europäischen Mächte den Wahnsinn bedeutet. Vou Einzelheiten über die Schlackt bei Taku verlautet nach Prioatberichtcn, daß das deutsche Kanonenboot „Iltis" den Kampf in der vordersten Reihe mitgefochten habe. Das Schiff soll dreizehnmal von chinesischen Granaten getroffen und stark beschädigt worden sein. Sein Kommandant, der Korvettenkapitän Lans, einer unserer tüchtigsten Marine offiziere, wurde dabei schwer verletzt, nach einer Version sogar getödtet. Im Auswärtigen Amte zn Berlin hatte man bis Dienstag Abend keine Bestätigung dieser Trauer nachricht und bezweifelt daher deren Richtigkeit. Von Chinesen sollen 400 getödtet worden sein. Gemeinsam mit der internationalen Flotte operirten die russischen Truppen von der Landseite; diesen wurden die fliehenden Chinesen in die Arme getrieben. Die Russen hatten ihre Bayonette aufgepflanzt und ertheilten den Langzöpfen die gebührende Lektion. Mit der Einnahme der Takuforts ist die Ein gangspforte zum Peihogcbiet in den Händen der Mächte und der Weg nach Tientsin zum Schutze der dortigen Europäer frei. Aus Peking selbst fehlen authentische Nachrichten in folge der Zerstörung der telegraphischen Drähte noch immer, so daß auch über das Schicksal des dortigen deutschen Gesandten, Barons v. Kettcler, sowie der Gesandtschaften über aupt noch immer Ungewißheit besteht. Londoner Blättermeldungen besagen, daß zwei Angriffe der Chinesen auf die Gesandlschaftsgedäube in Peking zu rückgeschlagen und die Angreifer von den Maximgesckützen nicdergemackt worden seien. Unter den Getödteten sollen sich zahlreiche hohe Beamte befinden. Rnrze Lhrsnik. Ein neues Kapitalverbrechen eines jungen Burschen hat sich am Dienstag in den ersten Morgenstunden in Berlin, in der Köuigstraße, abgespielt. Der Hofphoto graph Pflaum wurde in seinem Schlafzimmer neben dem Atelier vou seinem Lehrling, dem 16jährigen Hugo Hille, überfallen. Pf. war um vier Uhr aus einer Gesellschaft heimgekehrt und kaum eingeschlafen, als er drei Beilhiebe über den Kopf erhielt, ausgesührt von Hille, der sich Abends vorher hatte cinschließen lassen. H. nahm aus den Kleider taschen des Ueberfallencn die Schlüssel des Geldspindes und entnahm diesem 550 Mark Haares Geld. Der Ver wundete, der sich inzwischen etwas erholt hatte, packte den Morobuben und rief um Hilfe. Schutzleute und der Pförtner eilten zum Atelier hinauf, fanden aber nicht so gleich Einlaß, da die Thür verschlossen war. Unterdessen rang Pflaum mit dem Mörder auf Leben und Tod. Während Pf. am Boden lag, setzte ihm Hille den mit sechs scharfen Patronen geladenen Revolver auf die Stirn und forderte Herausgabe der Werthpapiere. Als er Oeffnungsversuche hörte, kletterte H. aufs Dach, ließ sich vou dem steilen Nebendach auf das flachere Hausdach herab und kroch durch eine Luke auf den Boden. Hier fanden ihn die Sicherheitsbeamten und die ebenfalls herbeigerufene Feuer wehr unter einem Sacke liegend. Als ein Schutzmann den Sack wegnahm, grüßte der Bursche, als wenn nichts vorgefallen wäre, mit einem „GutenMorgen, meine Herren!" Der jugendliche Verbrecher ist in vollem Umfange geständig. Er giebt zu, daß er die Absicht hatte, seinen Lehrherrn zu ermorden und zu berauben, und daß er diesen Plan schon längere Zeit verfolgt habe. H. ist der Sohn ge achteter Eltern, denen er viel Kummer machte, da er lie derlich war und sich gern Herumtrieb. Geldverlegenheiten machten ihn erst zum Diebe und schließlich zum Verbrecher. Die Los-von-Rom-Bewegung in Böhmen. Auf Grund einer amtlichen Statistik giebt das „Neue Sächs. Kirchenbl." folgende auf das erste Quartal 1900 bezügliche, sürBöhmeninBetrachtkommendeUebertrittsziffern. Aufsig: 43, Bodenbach: 7, Krammel: 32, Schönpriesen: 45; Eger: 7, Falkenau: 6; Gablonz: 39, Hermannsthal: 17, Böhm. Aicha: 3; Görkau: 2, Brüx: 9; Haber: 2, Haida: 24, Leitmeritz: 2; Hermannseifen: 1,Hohenelbe: 7, Mittellange nau : 46; Karlsbad: 9; Komotau: 6, Kaaden: 1, Podersam: 4, Saaz: 3; Pilsen: 2; Prag: 15; Reichenberg: 9; Rosen dorf: 1, Steinschönau: 1; Schluckenau: 2, Warnsdorf: 1; Teplitz: 26, Dux: 6, Karbitz: 19, Klostergrab: 6, Turn: 39, Tramenau: 2. Die Gesammtzahl der Uebertrilte be trägt 444, wovon nur 8 auf das Verlustkonto der evan gelischen Kirche kommen. Bezeichnend für die evangelische Bewegung ist es u. A., daß oft gleich ganze Familien übertraten, diesmal 41. Ruppig. Während des Aufenthalts inRuhrort am Freitag wurden die Torpedoboote von Spitzbuben heim gesucht und einer Anzahl Matrosen werthvolle Sachen ge stohlen. Als Folge dieser Diebstähle wurde die Besichtigung des Innern dieser Schiffe nicht mehr gestattet. Die Spitz buben sind bisher nicht ermittelt. Gera, 19. Juni. In Mielesdorf bei Schleiz erschoß am Sonntag der 20 Jahre alte Landwirthssohn Neupert seine 18 Jahre alte Braut Namens Zapf aus Unvorsich tigkeit. Neupert war damit beschäftigt, Sperlinge zu schießen, als sich sein Deschin entlud und die Ladung dcrBedauerns- werthen in die Schläfe drang, was ihren sofortigen Tod zur Folge hatte. Ronneburg, 19. Juni. Weil er den Tod seiner jüngst verstorbenen Frau nicht überleben wollte, nahm sich der Arbeiter Schmiedtbauer vou hier das Leben, indem er sich im Pfaarholze bei Schmirchau erhängte. Ein Mord und ein Selbstmordve rsnch ereignete sich gestern in dem Hause Lübecker Straße 40 in Berlin- Moabit. Der etwa 30jährige frühere Bureaudiener Adolf Gagel, der mit der in demselben Hause wohnenden 25jäh- rigen Helene Kurzwey ein Liebesverhältniß unterhielt, aus welchem ein jetzt 2'/, Jahre alter Knabe hervorgegangen war, brachte den bei der Kurzwey befindlichen Knaben, da er sich mit seiner Geliebten überworfen hatte, durch List in seine Gewalt und schnitt ihm in seiner Wohnung die Kehle durch. Darauf brachte er sich selbst mit einem Messer ! am Halse Schnittwunden bei. Die Polizei brachte ihn als 1 Gefangenen nach der Charite.