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Der <1ox>x»EUE 3agd im August Schmerz des Verlassens in kluger Weise mit ge- Beschwingte Laune vcheru Ahnungsfreude kommender Genüsse ver^ der Wiener Polizeidirektion ein. — .Aber natürlich, diesmal geht's nicht lacht: Einmal als „Josef der Diebsfänger' den das alles erreicht natürlich auch er man die Liste der Bazek über- durch, so finden sich bisweilen Aber was müßte das für ein Herr" merkt sich genau die Am nächsten Morgen trifft sind und den Art das dig, der „alte der Knoten. Paket in der hoffnungslos Schwachen, die Kümmerer abgeschossen, damit ist eine Pflicht getan, nun kann sich der Jäger seiner Pirsch auf stolzen guten Bock erfreuen, den er viel Das heißt, nicht. Blättert tragenen Fälle auch Nieten. gehen, und führe*' tung darstellte — also der Dr. Radetzky fühlte sich derart animiert, daß er schon in Wien mit seiner kleinen Mizzi eine riesige Abschiedsürah- rerei hinter sich bringen mußte, wobei sich der leicht schon manches Jahr in seiner Entwick lung verfolgt hat, der nun seine beste Zeit er reicht, seine guten Eigenschaften vererbt und sein bestes Gehörn ausgesetzt hat. Herrliche Er lebnisse kann solch Weidwerk bieten, denn man cherlei Klugheit hat sich der Bock in langer Zeit erworben. Trotz größter Mühe kann ihn oft der Jäger nicht vor die Büchse bekommen. Unbe rechenbar ändert er Zeiten und Wechsel. Mor gens vor Tau und Tag beginnt er seine Mühe um den „Geheimrat", der hartnäckig unsichtbar bleibt, abends kehrt er müde zurück, um nach kurzem Schlaf mit der ersten Dämmerung wie der die Hütte zu verlassen und die Jagd wieder aufzunehmen. Nur Geduld kann hier helfen. Und dann, eines Tages, spricht die Büchse ihr entscheidendes Wort. Vielleicht ist es ein ganz mit Brombeergekraut überwachsener Rain, viel leicht eine Hecke oder ein von Kraut hoch über standener Graben, der als Einstand diente, den man schließlich als Versteck des Begehrten ent deckte. Zum Ziele aber führt nicht das ständige Umherlaufen im Revier, das nur Beunruhi gen erwiesen sich als falsch. Der Juwelier hatte die vierhundert Mark vergeblich geopfert. Bald darauf gibt's wieder einen Diebstahl, der an.Sensation nichts zu wünschen übrig läßt. Seine k. u. k. Hoheit, der Erzherzog Alb recht, »ist der Geschädigte. Freilich, nicht er sel ber wurde beraubt, sondern der in seiner Hof haltung beschäftigte Dr. Radetzky, dem der rasiert, in die Wierer konnte die Diebe nicht fassen, seineVermntun^u narchie sitzen, darunter zwei, die eben erst aus dem Wiener Landesgericht entlassen wurden. Dann verschwinden einige der Gesellen mit Bazek in einem Nebenzimmer. Als sie wieder kommen, trägt einer ein verhülltes Paket unterm Arm. Bazek verschnürt es eigcnhän- gegen mich aussagen lassen." Doch die Worte verhallen wirkungslos. Bei Wasser und Brot, auf hartem Lager in Dunkelhaft, kann er dar über nachdenken, daß es eben doch nicht mög lich ist, als „doppelter Josef" durchs Leben zu staunenswerte Entöeckerfähigkeiten einander nicht ganz fremd gegenüberstehen. So läßt man diesmal Bazek vorsichtshalber selber über wachen. Ein feiner alter Herr folgt ihm auf Schritt und Tritt. Erst lächelte der Kol lege, als er diesen Auftrag übernahm, bald je doch stehen ihm die Haare zu Berge. Denn Bazek wandert knapp nach seiner Ankunft in Budapest in die Altstadt, wo er in einer kleinen Nebengasse eine mehr als verdächtig aussehen de Kneipe besucht. Der „alte Herr" tritt eben falls ein, sieht, wie Bazek händeschüttelnd zu den einzelnen Tischen geht, an denen die be- gung schafft, sondern langes Ansitzen und duldiges Beobachten. Der August bringt auch die Jagd auf Hirsch, doch nur in ihrem ersten Stadium, Einer der schönsten Monate, nicht zum mir»- desten darum, weil es ans Abschiednehmen vom Sommer geht, beginnt mit dem August. Schon trägt er die Mahnung an den nahenden Herbst mit sich: Die Tage werden kürzer, das Laub fängt leise an, Verfärbungen zu zeigen, un- die Temperatur kühlt sich nach dem Sonnen untergang oft beträchtlich ab, so daß an man chem Augustabend in der Jagdhütte ein flak- kerndcs Feuer angczündet und ein Punsch ge braut werden muß, um die richtige Behaglich, keit heraufzubeschwören. Aber ein richtiger Weidmann — der sich ja aus drei Innerlichkeiten zusammensetzt: dem Jager, dem Heger und dem Naturliebhaber —, findet für die leisen traurigen Stimmungs anklänge Les August Ersatz in seinem gepfleg ten Revier. Ist doch die Blattzeit herangekom men, die schönste Jagdzeit auf den roten Bock. Auftrag zugekommen war, Wertpapiere in der Höhe von 15 000 Gulden von Wien nach Buda pest zu bringen. Dr. Radetzky hatte sich herr lich auf den „Spritzer" nach dem lebensfrohen Budapest gefreut. Schöne Frauen gab's ja immer da unten, schmachtende Zigeunermusik, mehr eine Hege als eine Jagd bedeutet. Gilt es doch minderwertige Elemente zu beseitigen, damit sie in der Brunstzeit nicht dazu kommen, die Art zu verderben. Auch die Jagd auf füh rende Bachen wird nun frei, sind doch die Frisch linge im allgemeinen kräftig genug herange wachsen. Doch auch hier kommt es auf das eigene Urteil des Jägers und Revierinhabers an, der von Fall zu Fall urteilen muß, ob er auch kein Unrecht begeht, wenn er die Bache wegschießt, da ja unter gewissen Umständen der August für die Nachkommenschaft des Schwarz kittels noch ein etwas früher Monat sein kann. Das Flugwild ist zum großen Teil in der Mau ser begriffen, sitzt in Deckung herum und ist schweigsam. Wer unter den Jägern auch soweit Natur freund ist, daß er die Jagd auf lebende Sam melobjekte nicht verachtet, hat im August viel zu tun, wenn er allen Schmetterlingen und Kä sern gerecht werden will. Hier sind auch nächt liche Streifzüge mit der Laterne angebracht, und es sei auch verraten, daß man mit einem aufgcspannten weißen Laken, das von einer Ta schenlampe angestrahlt wird, recht gute Erfolge erwarten darf, Senn es sendet seinen Schein weit hinaus und lockt manchen interessanten ge flügelten Nachtbummler herbei. Für diese Jäger sei auch daran erinnert, daß die Nächte vom neunten bis zum vierzehnten August oft außer gewöhnlich schöne Sternschnuppenfälle vorweisen können. Eine Tatsache, die einen verkürzten Schlaf wohl lohnen kann. dann als „Josef der Diebsbanden- 'und behauptet, Lie Kadetten nehmen dafür " ... lieber Pudding. Letzter Sommermond — Herrliche Blattzeit —« Nächtliche Jagd. Von Peter Karz. Durch Jahre gilt der Kriminalkommissär Josef Bazek als der tüchtigste Beamte der Wie ner Polizeidirektion. Mögen auch andere mit goldenen Kragen höhere Stellen bekleiden als er, sobald Bazek das Amtsgebäude betritt, legt die Wache doppelt so stramm als gewöhnlich die Hand an die Kappe, stecken die Konzeptions beamten die Köpfe zusammen, um sich rasch eine der letzten Taten Vazeks zuzutuscheln, und der Chef schüttelt ihm selber gar freund schaftlich die Hand. Kein Wunder, wenn man ihm solcherart entgegenkommt, — Bazek mehrt ja den Ruhm der Wiener Polizei in aller Welt, seine Erfolge füllen die Spalten der Zeitungen. Was keinem anderen gelingt, das vollbringt er. Buntes Zahlen-Allerlei 10 Meter Regen fallen auf die fruchtbaren Berge Kameruns im Verlaufe eines Jahres. Eine Zahl, von der man sich vielleicht eine schwache Vorstellung machen kann, wenn man bedenkt, daß das regenreiche Hamburg jährlich nur 80 Zentimeter Regen verzeichnet. ... 330 000 Quadratkilometer werden in Vritisch-Jndien mit Neis bestellt, und damit ist dies Land an der Spitze aller reisbauenden Länder angelangt. An zweiter Stelle folgt Japan und,dann mit einigem Abstand Siam. ... 15 Franken mehr als im Vorjahr be trug 1935 die Dividende aus einer Aktie des Suezkanals. Den Aktionären des Kanals ist der abessinische Feldzug mit seinen Truppen transporten gut bekommen. ... 4 Millionen Sack Kaffee sollen im Laufe dieses Jahres durch den brasilianischen Staat vernichtet werden, um die Kaffeewirtschaft vor dem Niedergang zu bewahren. Ueber 500 000 Sack wurden bereits verbrannt. . . . 1000 Kronen Mehrkosten bei jeder Aus fahrt würde jedes Schiff der dänischen Han delsflotte haben, wenn die neuen Entwürfe zur Aenöerung der Kost durchgingen. Es soll mehr Gemüse, weniger Fleisch und täglich ein Glas Bier geben, heißt es. Die Verwaltung des Schulschiffes allerdings lehnt das Bier ab schief. Am besten, meine Herren, Sie melden schon jetzt der kaiserlichen Hoheit die Rückkehr der Wertpapiere. Ich verbürge mich." Und richtig — der Bazek schasst es. I« be wundernswerter Art. Einen Tag bloß hält er sich in Budapest auf, kommt dann nach Wien zurück und weist dem Chef des Kriminalbüros einen Brief vor. „An den hochwohllöbl. Commissär Josef Bazek" lau tet die Anschrift. Drinnen steht, daß der Pepi Weinzerl, ein gefürchteter Räuber und Ein brecher, der Dieb sei. In Pest könne man ihn verhaften. Das meldet man der Budapester Polizei, Bazek macht sich nochmals auf einen Knoten und Schnur sind nicht verändert. * Wenige Stunden später, am 16. April 1874, ist Josef Bazek, der Diebsfänger, selber ein Gefangener. Erst lacht er, als man ihn für verhaftet er klärt, doch unter der Wucht des Beweismate rials bricht er zusammen. Es wird ein Pro zeß, wie ihn Wien schon lange nicht mehr er lebte. Die Ueberraschungen lösen einander im Eilzugtempo ab. Der Staatsanwalt legt alles klipp und klar dar. Josef Bazek war nicht nur einer der scheinbar geschicktesten Kriminalisten der Wiener Polizeidirektion, sondern seit Jah ren auch bereits Chef einer mächtigen Ver- brecherbanöe, mit der er vorzüglich zusammen arbeitete. Die Vermittlung besorgte meist ein anderer Kriminalist, der Ungar Koloman. Je nach Bazeks Wunsch, der dort den Spitznamen „Der Wiener" führte, wurden verübte Dieb stähle wieder „rückgängig" gemacht, wobei Ba zek als dem Entdecker der Beute stets eine schöne Belohnung zufiel. Um anderseits aber auch der Bande Gelegenheit zu großen Fisch zügen zu geben, ließ er bisweilen solche Fälle als kriminalistisch unaufklärbar durchgehen. So ergaben sich seine Nieten als Polizeibe amter. So seine Triumphe. Der Passauer Fall, der ein Werk seiner Leute war, wurde von ihm als „nicht lösbar" für die Bande ge deckt. Beim Diebstahl an Dr. Radetzky gab es einen großen Krach. Pepi Weinzerl, der an der Geschichte hervorragend beteiligt war, wollte die 15 000 .Gulden nicht ohne weiteres fahren lassen. Bazek jedoch wünschte seinen Orden. So denunzierte er ihn durch einen von ihm selbst angeregten Brief. Das Ende ist, daß Josef Bazek in den Ker- ker wandert. ^eiue Verteidigung hat ihm nimm, genützt. „Ailes nur Reid der weniger erfolgreichen Kollegen!" rief er in der Bem Handlung, „bloß Diebe und Hehler kann man Kriminalist sein, dem nie eine gestellte Auf gabe mißglückte? Bazek erklimmt die höchste Zahl günstiger Ergebnisse, — falls einmal eine Entlarvung nicht gelingt, wetzt er die Scharte durch ein Dutzend um so glänzender und ra scher gelöster Geheimnisse bald wieder aus. „Josef, der Diebsfänger" heißt er allge mein, denn seit sich Bazek aus die Diebes banden warf, bleibt keine Beute mehr all zulang in deren Klauen. Man liebt ihn überall, den Josef. Fast im mer verstrahlt sein Gesicht sonnig heiteres Lä cheln, jedermann bedenkt er mit ein paar herz lichen Worten, all seine Berichte umrahmt er mit Scherzen. Daß er die Tricks, mit denen er arbeitet, nicht verraten will, nimmt niemand ihm krumm. Weshalb soll ein Detektiv jene Kniffe und Methoden preisgeben, die ihm zu seinem Ruhm und vermutlich in Kürze auch zu bedeutendem Aufstieg innerhalb der Beamten schaft der Polizeidirektion verhelfen? — Haupt sache, daß Josef tadellos arbeitet und sich als Ehrenmann erweist. Keine Versuchung, mag sie auch noch so groß sein, rührt an ihn. Briefe solcher Art flattern zwar immer wieder aus seinen Schreibtisch. Einmal mit MordLrohnn- gen, über die Bazek pfeifend zur Tagesordnung übergeht, dann wieder mit Geld. Man bietet ihm „von der anderen Seite" bald größere, bald kleinere Summen an und legt bisweilen auch gleich ein paar hundert Gulden in den Umschlag. Der Herr Bazek möge sich bedienen und nicht so eifrig sein. Da nimmt er dann zwar das Geld, zählt es jedoch sogleich wieder vor seinem Chef auf den Tisch und man über weist die ganze Summe den Armen Wiens. * Eines Tages ereignet sich in Passau ein Raubüberfall ganz besonderer Art. Der Ju welier Wiegand ist das Opfer. Drei Männer dringen plötzlich in sein Geschäft, einer reiht einen Revolver aus der Tasche und setzt ihn Wiegand an die Brust, so daß dieser, an allen Gliedern zitternd, vor Schreck die Arme hoch wirft, der zweite schiebt im gleichen Augenblick den Rollbalken herunter, um unliebsame Zeu gen der Außenwelt fernzuhalten und der dritte macht sich an das Ausräumen der Laden. Wie gand bringt keinen Ton aus Ler Kehle, angst voll sieht er, wie ein Stein nach dem anderen in den Taschen der Diebe verschwindet. Ein schwerer Nervenschock befällt ihn, vor seinen Augen dunkelt es, als er sich endlich ein wenig erholt, befindet er sich schon längst wieder allein im Laden. Run schlägt er natürlich sofort Lärm, verständigt die Polizei, errechnet eine Schadensumme von 8000 Mark und wird aber mals vom Nervenfieber ergriffen, so daß man ihn rasch ins Bett bringen muß, weil man um sein Leben fürchtet. Natürlich spricht ganz Passau von nichts anderem als dem verwegenen Raub, der, von uns heutigen Menschen gesehen, geradezu als das Urbild der Gangsterei bezeichnet werden kann. Die Passauer Polizei forscht nach allen Richtungen, greift auch die kleinste verdächtige Spur auf, findet nichts. Da fällt einem der Beamten ein, die Hilfe der Wiener Polizei direktion zu erbitten. Diese besitzt ja Bazek. Und was keiner vermag — ihm wird es ge lingen. Also schickt man Bazek mit den Vesten Wün schen nach Passau. Der meldet sich pflichtge mäß bei den dortigen Amtsstellen, zeigt aber für die bisherigen Erkundungsergcbnisse wenig Teilnahme. Er verfügt doch über seine eigene Art der Diebesentlarvung. In einer Unter redung mit dem kranken Juwelier meint er, es bestünden für ihn bereits MM v M valtig.V- . ü: .üe ->v,-u>.'ei. ,> c M M -- Vier-/I VÜ rdiug-,. iü ii^n nicht hold. Wenige s, einen „Mullatschak" oder wie dcks Zeug hieß, kanntesten Gestalten der Unterwelt der Mo- das die höchste Form ausgelassenster Unterhal- mischte. Die Folge der des Nachts noch so ge hobenen Stimmung bildete am nächsten Mor gen ein Katzenjammer, der im Zuge nach Bu dapest bedenkliche Formen annahm. Zwar hielt Dr. Radetzky die Tasche mit den Wert papieren fest in der Hand, aber der Schlaf drückte allzusehr, als Latz man ihm dauernd hätte widerstehen können. Als er wieder er wachte, fühlte er sich nicht nur im Kopfe, son dern auch um die Tasche mit den Wertpapieren erleichtert. Selbstverständlich sofort Anzeige, die Poli- zeiüirektion Wien betraut „Josef, den Diebs fänger" mit dem Fall. — „Machen Sie gut, was Ihnen in Passau mißglückte." — Bazek Line KriminulsensLlion vor secstriA Mastren L-M-r Ä-n-rrk Schnellzug nach Budapest ein Paket kostbare Zobelfelle. Als die Verständigung von der neuen Untat in Wien eintrifft, übergibt man sie, wie könnte es anders sein, neuerlich dem erfolgreichen Bazek. Aber Chefkommissär Ap pelt und Kommissär Breitenfeld tun noch ein Kin nuainnisses Gefühl bedroht si-, daß Lie Häufung der Raubüberfälle und Bazeks