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Weichheit. 63 ganz bejonders aber liegt darin ein Verdienst für die Retouche, die Weichheit in der Weise noc zu vervollfommnen, dasz inan die von Matur vorhandenen ((einen Vertiefungen und Erhabenheiten erhält und zur Geltung bringt, anstatt, wie das manche Metoncheure thun, gedankenlos dieselben zu glätten und in einen Gompler zusammenzuziehen, ©er Petoucheur befürchte nicht, das er durc die Bewahrung der Modulations- feinheiten in diesem Sinne von „Weichheit" die Gesichter alt ober älter erscheinen lassen wird, als durc das patzige Zu- sammenziehen. Denn sobald bie Keinen Vertiefungen und Erhabenheiten nicht für sich als solche auffallen, sondern, im Einzelnen unauffällig, ihren Ginflusz nur auf den Ge- sammteindruck in Bezug auf Aehnlichfeit und Matürlichkeit ausüben, fobalb wird ein Portrait nicht älter, wohl aber sehr ähnlic und natürlic erscheinen. Diese gewissermaszen heimliche Wirkung ber vielen Keinen Hügel und Thäler, bie ein Portrait nur zu verschönern vermag, ift aber and) nur zu erreichen auf bem Wege fortwährender Abstufung im Sinne ber Weichheitsprincipien, wie fie vorhin erläutert wurden. Würden bie Keinen Erhabenheiten und Vertiefungen nicht unter sic abgestuft fein, sondern nebeneinanderstehen in gleicher Kraft ber ©iefe, wie man dies bei technisc schlechten Negativen beobachten kann, so mürben fie auf fallen imd ebensowohl eine unruhige Zeichnung wie einen „alten" Gindruc auf beit Beschauer machen. Das Gleiche mürbe ber Fall fein, meint ein mehr oderweniger glattes Feld plötzlich, unvermittelt durch eine solche Vertiefung unterbrochen werden mürbe, welcher Gefahr man sich durch bie Retouche leicht aussetzt, wenn man bie Modulationsfeinheiten in bem Glauben, „etwas Modulation fei nöthig", ohne lleberlegung und ohne Beachtung ber Abstufungs- und Weichheitsgeseze nur theil- weise entfernt ober stehen lägt. ©er Retoucheur mus also darnach streben, durc bie Bewahrung und verständniszvolle Abstufung ber Modu- lationsfeinheiten gleichmäszig wirkende, breite Flächen zu ver- meiden, während ber Operateur ihm durch bie Beleuchtung Vorarbeiten mußs, insofern als biefe überhaupt Modulations- feinheiten schafft.