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10 Gejchichte, Zwec und Mothwendigteit bet Retouche. sie wirklic von jener Ansicht des Publifums überzeugt sind und den Sannen desselben sic unterwerfen zu müssen glauben. Den ersteren will ic nur offen gestehen, das ic mir sehr wenig Hoffnung mache, fie aus ihrem Schlendrian heraus- reifen zu fönnen, den letzteren möchte ic Folgendes vor Augen halten: Ich behaupte entschieden, es ist nicht wahr, das das Publikum so durchgefummelte Portraits wünscht; es ist dies vielmehr eine fire Jdee gewisser Photographen, die zu derselben durc ihre Erfahrungen gezwungen zu fein glauben. Hier liegt aber ein großer Jrrthum vor! Wan halte einmal, nm die Sache praktisc zu entscheiden, dem Publikum ein durchgefummeltes — ic bitte das Zartgefühl des Lesers gütigst, liefen fernigen Fachausdruck entschuldigen 311 wollen — und neben diesem ein vom ästhetischen Stand- punkte nach Sunst- und Maturgesetzen retouchirtes Portrait vor, d. h. ein wirf lief) fünstlerisc retouchirtes Portrait, und das Bublikum wirb sich), wie ich wirf) persönlic durc vielseitige Verjuche überzeugt habe, feinen Augenblick besinnen, welchem es den Vorzug geben solle. Das durchgefummelte Bild, an dem nichts als ftarre Glätte wahrzunehmen ist, wirb schnell bei Seite gelegt, nm das künstlerisc gearbeitete mit Wohlgefallen nicht allein oberflächlic zu betrachten, sondern sic in dasselbe zu vertiefen. Es gilt nämlic zu bedenken, daß nicht jedes Bild, von dent man sic einbildet, es fei künstlerisc retouchirt, and) in der That Anspruc hierauf erheben fann! So manche Retoncheure machen sic ihre Kunst- und Vaturgesetze nac ihrem eigenen Gutdünken, führen ihre Negative darnac aus, und wenn schlieszlic das Publikum murrt, jo heiszt es „wir dürfen feine fünftlerif^e Re- touche liefern, das Publikum will glattgefummelte Arbeit haben." Was ist das aber für eine Logik?! Sehen wir uns doc) nur einmal in den photographischen Kreisen etwas genauer um, orientiren wir uns, wie es denjenigen Geschäften geht, bie wirklic fünstlerische Retouche in ihren Portraits bieten. Fast in jeder großen Stadt werben wir derartige Geschäfte finden, es sind stets bie ersten und größten ain Orte, groß geworben meist aus kleinen Anfängen durc beharrliches Festhalten am Principe fünstlerischerMetouche.