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Angeivandte Mimif und Physiognomi auf die Retouche. 107 erscheinungen zusammengesetzt ist, in der Art, wie die Aus- drucsgruppe „horizontale Stirnfalten" aus hochgezogenen Augenbrauen und horizontalen Stirnfalten besteht, jondern nur als einzelne Erscheinung auftritt, und zwar als Begleit- erjcheinung des müden Blickes. Der offenstehende Mund, obgleic er in Vezug auf technische Aenderungen durch die Retouche von gar feiner Bedeutung ift, mus uns doch interessiren, da er den physiognomischen Werth des müden Blickes sicherer zu bestimmen gestatte t, als irgend eine andere Erscheinung des müden Blickes ober feiner Begleiterscheinungen. Er hilft uns manches Ausdrucksräthsel glücklic lösen, was für den Retoucheur von nicht minder großer Wichtigkeit ift, als bie richtige Anwendung techniicher Aenderungen. Wie der Arzt erst das Wesen der Kranfheit 311 erforschen suchen musz und bann bie Mittel zur Abhilfe geben fann, fo muß ber Retoucheur erft über den wahren physiognomischen Werth des Ausdruckes unterrichtet fein, bevor er mit demselben technische Aenderungen vornehmen darf. Der offenstehende Mund ift das physiognomische Merkmal für hochgradige geistige Schwäche und ba mir gesehen haben, dasz und warum ber müde Blick and) bie Folge geistiger Schwäche fein kann, ift es erklärlich, weshalb mir oftmals in Begleitung des müden Blickes den Dffenstehenden Mund antreffen werden. Wir ersahen bei ber Beschreibung ber horizontalen Stirnfalten, das diese ein Zeichen für Schwer- hörigkeit feien; ebenfalls ift aber and), wie noc näher begründet werden wird, ber offenstehende Mund ein Eharakteristicum für dieses Leiden und deshalb werden mir naturgemäß bei Schwer- hörigen in den meisten Fällen diese beiden Ausdrucks- erscheinungen vereinigt finden. Selbige sind and) miteinander Begleiterscheinungen des müden Blickes und zwar, was hier schon vorausgeschickt werden muß, bilden bie horizontalen Stirnfalten nebst hochgezogenen Augenbrauen den dritten und ber offenstehende Wuno beit vierten Grad beS müden Blickes. Da nun baS Vorhandensein eines höheren Grades ftetS baS Vorhandensein aller geringeren Grade bedingt, fo müßte eigentlich ftetS, wenn ber vierte Grad beS müden Blickes, also ber offenstehende Mund, vorhanden ift, auc