Orthoskiagraphische Photographie. 295 Nicht zu unterschätzen ist auch der Vortheil, welchen das ortho skiagraphisehe Verfahren insofern bietet, als man mittelst desselben Portraitaufnahmen bei künstlichem Lichte bewerkstelligen kann. Man hat zwar versucht, auch mit gewöhnlichen Platten Aufnahmen bei künstlichem Lichte zu machen, allein diese Experimente blieben ohne nennenswerthen Erfolg. Von allen künstlichen Beleuchtungsarten bietet das elektrische Licht die meisten Vortheile. Allein wegen seiner Kostspieligkeit, schwierigen Installation und umständlichen Handhabung kann dieses bis heute noch zu keiner allgemeinen Anwendung gelangen. Ebenso ist die Verwendung des Kalk- und Magnesiumlichtes eine beschränkte geblieben, wenngleich letzteres bequem zu beschaffen und zu behandeln ist. Bei Gaslicht wurden schon im Jahre 1857 in London bei Expo sitionszeiten von 11/2 bis 21/2 Minuten auf nassen Platten Aufnahmen jedoch mit ungenügendem Erfolge gemacht. Auch auf Bromsilber gelatineplatten führten diesbezügliche Versuche zu so ungünstigen Resultaten, dass man die Unmöglichkeit einsah, mit dieser Beleuch tung Portraitaufnahmen zu machen. Erst die Einführung der ortho- skiagraphischen Platten, welche für gelbe Strahlen eine so bedeu tende Empfindlichkeit zeigen, gab Anlass zu neuerlichen Versuchen. V. Schumann in Leipzig stellte mit seinen Cyanin-Ammoniak-Bade- platten Portraitaufnahmen her und erhielt mit sechs Gaslampen, deren Lichtstärke er auf 45 Kerzen taxirt, in 21/2 Minuten ein kräf tiges Negativ. Da durch die im photochemischen Versuchs-Laboratorium von Dr. E. Mallmann und Ch. Scolik angestellten Versuche erwiesen wurde, dass in Erythrosin-Ammoniak gebadete Platten bei Petroleum- licht eine weit grössere Empfindlichkeit zeigten, als gewöhnliche Platten der gleichen Sorte, so lag es nahe, mit solchen Platten Portraitaufnahmen bei Petroleumlieht zu versuchen. Die Resultate waren vorzügliche und lieferten den Beweis, dass die Portraitphoto graphie bei Petroleum- und Gaslicht jedenfalls möglich ist und zwar in kürzeren Expositionszeiten als man sie beim nassen Collodion- Verfahren gewohnt war. Hierbei kommt noch überdies der Vortheil in Betracht, stets mit orthoskiagraphischer Wirkung arbeiten zu können, also Bilder zu erhalten, welche die Farben in ihrem richtigen Hellig- keitswerthe wiedergeben. Es wurde festgestellt, dass für eine Por traiteinrichtung bei Anwendung des Badeverfahrens eine Beleuchtung von 250 bis 300 Kerzen genügen müsste, um schnell arbeiten, d. h. sich in Expositionen von 3 bis 5 Secunden bewegen zu können. Für