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DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 36 [Heft 2. nicht stattfindet. Die endgültige Papierunterlage, das sogen. Finalpapier, muss so sorgfältig ge härtet sein, dass ein Lösen der Schicht nicht stattfindet, anderseits muss es auch noch ge nügend weich sein, um eine innige Verbindung mit dem Bilde zu gestatten. Bekanntlich nimmt das Bild den Charakter an, den die provisorische Unterlage zeigt; wendet man nun mattes Glas an, so erscheint es matt, sonst aber spiegelglänzend. Bei Anwendung von mattem Glas erhält man aber leicht eine Unzahl feiner Löcher, sogen. Nadelstiche, in den Halb tönen, wodurch sich seine Anwendung nicht immer empfiehlt. Wenn das Doppel-Transportpapier nicht gut in warmem Wasser eingeweicht wurde, zeigen sich später an den Rändern des Bildes unzählige runde, glänzende Flecken, welche anzeigen, dass das Papier mit der provisorischen Unterlage nicht in Kontakt war. Sie finden sich leichter bei matten Drucken. War hingegen das Wasser zu warm, so kann es vorkommen, dass die Gela tineschicht der definitiven Papierunterlage ab schwimmt, und dadurch das Bild nicht am Papier haftet, so dass letzteres allein abspringt. Mangel an Schärfe im fertigen Bilde kann oft nicht seinen Grund im Negativ haben, sondern von einer ganz anderen Ursache herrühren. Das Kohlepapier erscheint nämlich nach dem Sen- sitieren nicht mehr glatt, sondern etwas rauh, und liegt dadurch nicht innig genug am Negativ an. Um das zu vermeiden, quetscht man das sensitierte Papier fest und ohne Blasenbildung auf eine Glasplatte, und zieht es nach dem Trocknen ab; meistens springt es von selbst ab und zeigt eine hochglänzende Fläche. Das Aufziehen von Kohledrucken kann mit Sicherheit nur in ganz trocknem Zustande ge schehen. Man verfährt dabei am besten, wenn man die Lage des Bildes auf dem Karton mit Bleistiftstrichen markiert, innerhalb derselben den Kleister aufstreicht, und nun den Rand des Bildes ebenfalls, etwa 1/2 cm, mit Kleister bestreicht. Gut alaunierte Drucke lassen sich auch feucht mit Hilfe von Wachs- oder Paraffinpapier auf ziehen , verlieren dabei aber natürlich den Glanz. Zum Schluss sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass, wenn man schwach gefärbtes Finalpapier nimmt, dieses zum Ton des Bildes passend sein muss. So darf man für grüne und schwarze Bilder kein anderes als ganz weisses Finalpapier (endgültige Papierunterlage) nehmen. ZU UNSERN ILLUSTRATIONEN. nsere heutige Nummer bringt unsern Lesern eine reichliche Auswahl von schönen und wertvollen Illustrationen im Text. In erster Linie möchten 1 wir die vortrefflichen Gruppen von zwei Personen, von Albert Hochheimer in München und Albert Müller in Berlin, hervor heben. Das Porträt der beiden Damen von ersterem ist sowohl in der Pose, in der Ver teilung der Figuren im Raum und in der Lebendig keit des Ausdrucks von ganz besonderem Reiz. Die Müll er sehe Gruppe von zwei Personen verdient ebenfalls durch gute Linienführung, zwangloses und natürliches Arrangement unsere Aufmerksamkeit. Die Einzelporträts, das Damen- Kniestück von Hochheimer und das Brustbild von Müller, bieten ebenfalls in ihrer Art viel Lehrreiches und Interessantes. Das Kniestück in seiner ruhigen, vornehmen Haltung, die doch nicht unbeweglich erscheint, giebt durch feine Linienführung der ganzen Figur eine Anregung für ähnliche Arbeiten. An dem Brustbild möchten wir die ungezwungene Haltung des Kopfes und seine Lage gegen die Figur rühmend hervorheben. Das liebliche Kinderbild von O. Suck in Karls ruhe und das pikante Porträt von P a u 1 G r u n d n e r in Berlin sprechen ohne weiteren Kommentar für sich selbst. Beide Künstler in ihrer Eigen art treten uns in diesen Bildern charakteristisch entgegen. Suck sendet uns sein Bild speziell wegen der originellen Einrahmung, die wir zur Nachahmung empfehlen. Grundner kann sich rühmen, einer der besten Porträtisten durch fortdauerndes eifriges Streben und strenge Selbst kritik geworden zu sein. Was wir unsern Lesern heute an landschaft lichen Sachen bieten, dürfte ebenfalls nicht ohne Interesse sein. Das Parkthor von Hans von Ohlendorff in Hamburg, der Oktobermorgen von Coste und die Tower-Brücke von Barron sind jedes in seiner Art ebenso stimmungsvoll wie feinsinnig und zeigen den Fortschritt, welchen die moderne Landschaftsphotographie jetzt mit Riesenschritten macht, auf das deutlichste. Auf unsere Schlussleisten und Initialen brauchen wir unsere Leser nicht hinzuweisen. Wir glauben, gerade auf diesem Gebiete eine reiche Anregung gebracht zu haben und dauernd hierin ein Material von Wert zu liefern. Dass gerade unsere Initialen thatsächlich als originell in den beteiligten Kreisen erschienen sind, geht daraus hervor, dass sie im In- und Auslande in photographischen und Kunst-Journalen jetzt in ähnlicher Weise gebracht werden und sich der Gebrauch selbiger in den Kreisen der Buchdrucker immer mehr einbürgert. Der Entrüstungssturm, der gegen diese Arbeiten von einer Seite ent facht wurde, ist längst beredtem Schweigen ge wichen. Unsere Initialen von Scolik und Kliche verdienen wohl, unter unsere besten bis jetzt gelieferten gerechnet zu werden. Für die Redaktion verantwortlich: Dr.A, Miethe in Braunschweig. — Druck und Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S.