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abgeliefert wird, weil sie in diesem alle Rei nigungsarbeiten durchgemacht hat. Die Er scheinungen bezüglich der Gelbfärbung und des auftretenden Geruches der Lauge beim Kochen Waren dieselben. Die Probe wog vor dem Kochen 3,532 Gramm, nach dem Kochen 3,459 Gramm, hatte also 0,073 Gramm verloren. Die Rechnung ergiebt hiernach einen Verlust von 2,13°/ O . Die beiden Versuche stimmen sehr gut überein. Der äusserst geringe Mehrverlust im zweiten Falle erklärt sich leicht daraus, dass es wohl unmöglich ist, ein loses Faser material vollständig ohne jeden Verlust in einer Flüssigkeit zu kochen und wiederholt auszuwaschen. Hiernach ist es geboten, bei der Unter suchung baumwollgemischter Wollengarne einen Verlust der Baumwolle von rund 2°/ 0 in Rechnung zu stellen. Der zweite beachtenswerthe Punkt ist der Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt. Man kann diesen leicht dadurch unschädlich machen, dass man von dem zu untersuchen den Materiale eine zweite Probe abwiegt und bis zur Beendigung der Arbeit an der Unter suchungsstelle liegen lässt, hierauf wiederum wiegt. Man bestimmt hiernach die Zu- oder Abnahme des Feuchtigkeitsgehaltes und stellt diese bei der Gewichtsbestimmung der unter suchten Probe in Rechnung. In dieser Weise wurde bei den beiden Versuchen zur Feststellung der Einwirkung kochender Natronlauge auf Baumwolle verfahren. Bei Bestimmung des Baumwollgehaltes eines gemischten Wollen garnes wird man zweckmässig bei Beginn der Untersuchung ebenfalls eine Probe Baum wolle abwiegen und den etwaigen Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt berücksichtigen. Eine dritte Fehlerquelle, welche indessen die sorgsamste Untersuchung nicht beseitigen kann, ist ein anormaler Feuchtigkeitsgehalt der Rohstoffe beim Abwiegen und Mischen. Wie bekannt, ändert sich der Wassergehalt der Gespinnstfasern mit der Leuftfeuchtigkeit. Hat nun entweder die Wolle oder die Baum wolle kurz vor dem Abwiegen zur Mischung an einem besonders feuchten oder besonders trockenen Orte gelagert, oder war die Luft feuchtigkeit in den verschiedenen Lagerräumen erheblich verschieden, so wird das Verhältniss in dem Wassergehalt bei der späteren Unter suchung ein anderes sein, und das Ergebniss der Untersuchung wird nothwendig ein etwas abweichendes Mischungsverhältniss der Be- standtheile aufweisen, als beim Mischen inne gehalten wurde. Anscheinend könnte man den Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt eines Gespinnst- materials dadurch unschädlich machen, dass man die zu untersuchende Probe sowie das zurückbleibende Fasermaterial erst abwägt, nachdem man es zuvor bei 110° C. getrocknet hat. Bei dieser Temperatur wird alles Wasser ausgetrieben. Indessen abgesehen davon, dass man das Abwiegen jetzt nur in einem dicht verschliessbaren Wiegeglas vornehmen darf, was die Untersuchung immerhin er schwert, wäre dieses Verfahren auch nur dann zulässig, wenn Wolle und Baumwolle denselben mittleren Feuchtigkeitsgehalt be- sässen. Nun hat Baumwolle durchschnittlich 7°/ 0 , Wolle aber 17°/ 0 Feuchtigkeit. Beim Trocknen bei 110° C. wird also die Wolle bedeutend mehr an Gewicht verlieren, als Baumwolle. Das würde auch noch nicht schlimm sein, wenn der angegebene Feuch tigkeitsgehalt ein feststehender wäre. So aber muss man davon Abstand nehmen, wasserfreies Material zu untersuchen. Uebrigens ist ein zweimaliges Abwiegen eines Control- stranges immer noch einfacher, als das wieder holte Trocknen. 2. Die Untersuchung seid en gemisch ter Garne. Bei der Untersuchung seidengemischter Wollengarne erfolgt die Bestimmung der Zu sammensetzung durch Zerstörung der Seide und Gewichtsermittelung der zurückbleiben den Wolle. Eine Vorprüfung auf das Vor handensein von Seide ist hier unnötig, da die Seide mit blossem Auge erkennbar ist. Ist das vorgelegte Garn noch fetthaltig, so wird wie vorhin in warmer Sodalösung ge waschen. Man wiegt alsdann eine Probe ab und zerstört in dieser die Seide. Als Lösungsmittel für Seide werden nun verschiedene Flüssigkeiten angegeben, ins besondere Aetznatron, Kupferoxydammoniak, Schwefelsäure und Salzsäure. Aetznatron kann selbstredend für unseren Zweck nicht in Frage kommen, da es die Wolle ebenfalls auflöst. Kupferoxydammoniak löst die Seide rasch auf, ist aber ebenfalls unbrauchbar, weil es die Wolle angreift, und weil überdies die rückständige Wolle von Bestandtheilen des Lösungsmittels stark gefärbt erscheint, also auch ihr Gewicht verändert. Starke Schwefelsäure verändert die Wolle ebenfalls, verdünnte Säure aber löst die Seide nicht auf. Ich habe darauf mit Salzsäure ver sucht. Die gewöhnliche reine Säure des Handels, wie sie in Laboratorien üblich ist, löste auch nach mehrtägiger Einwirkung die Seide in der Kälte nicht. Wurde zum Kochen erhitzt, so ging zwar die Seide, in erheblicher Menge aber auch die Wolle in Lösung. Ich versuchte darauf mit rauchender, also mit einer erheblich stärkeren Salzsäure. Ich be merke anbei für den mit chemischen Dingen nicht Vertrauten, dass das, was wir im Handel als Salzsäure kaufen, keine reine Säure, sondern eine Auflösung der an und für sich gasförmigen Salzsäure in Wasser ist. Ist ver- hältnissmässig viel Salzsäure in der Flüssig keit gelöst, so entweicht gasförmige Säure und bildet mit dem nie fehlenden Wasser dampf der Luft _ Nebel von flüssiger Säure. Wegen dieser Nebelbildung nennen wir eine solche Säure eine rauchende. Die von mir benutzte Säure hatte das speciflsche Gewicht 1,175 und enthielt 34,7 °/ 0 Salzsäuregas. Es genügte, das seidengemischte Garn bei ge wöhnlicher Temperatur nur eine halbe Minute in diese Säure zu tauchen, um die Seide voll ständig zu lösen. Ueberdies war vorher durch Versuche mit reiner Seide festgestellt worden, dass diese kurze Einwirkung der Säure zur vollständigen Zerstörung der Seide hinreicht. Die zurückbleibende Wolle, welche ihre Fadenform ebenfalls unverändert bei behielt, wurde in reinem Wasser wiederholt sorgfältig ausgewaschen, hierauf getrocknet und gewogen. Es handelte sich hierbei nun darum, festzustellen, ob bei dem angegebenen Ver fahren die Wolle vollkommen unversehrt bleibt. Zu dem Zwecke wurden fünf kleine Stränge von reinem Wollengarn genommen, abgewogen, und der erste 1 / 2 Minute, der zweite 1 Minute, der dritte 2 Minuten, der vierte 3 Minuten, der fünfte 10 Minuten lang der Einwirkung der rauchenden Salzsäure von der angegebenen Stärke ausgesetzt. Um dem Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt zu begegnen, wurde ein sechster sogenannter Controlstrang abgewogen. Es erscheint un- nöthig, das Gewicht der einzelnen Stränge vor und nach der Einwirkung der Säure an zugeben, da bei allen das Ergebniss überein stimmend dahin lautete, dass das Gewicht der Wolle durch die Säure, selbst bei der 10 Minuten währenden Einwirkung nicht ver ändert worden war. Sämmtliche mit der Säure behandelten Stränge waren um O,4°/ o leichter geworden. Dieselbe Gewichtsabnahme zeigte aber auch der Controlstrang, so dass die Differenz einem Wechsel in dem Feuch tigkeitsgehalt zuzuschreiben war. Hiernach kann rauchende Salzsäure vom speciflschen Gewicht 1,175 als zuverlässiges Mittel zur Untersuchung der Zusammensetzung seidengemischter Wollengarne angesehen werden. Es ist selbstredend, dass man bei der Untersuchung derartiger Garne, um dem Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt während der Zeit der Untersuchung zu begegnen, eine Controlprobe von reinem Wollengarn ab wiegen muss. In den vorstehenden Aus führungen ist immer nur von Garnen die Rede. Es ist aber klar, dass die Unter suchung eines Gewebstückes genau in der selben Weise zu erfolgen hat. ■ ■) 8 • _i S* Spx XX XX © X" 1 © X. c 3- Ueber Herstellung von Zwirnen. Von G. Hembach. Unter dem Titel „Neue Gespinnste“ brachte einer der Herren Mitarbeiter dieser Zeitschrift in den letzten Wochen höchst be achtenswerthe Artikel, welche den Fachleuten Andeutungen über die Leistungsfähigkeit der jenigen Spinnereien geben, die in sogenannten Neuheiten arbeiten. Der Hauptzweck dieser Artikel aber besteht darin, den Spinnereien Hinweise über die Moderichtung künftiger Saisons zu liefern und diesen damit einen nicht zu unterschätzenden Leitfaden an die Hand zu geben. Man könnte sagen, die vor geführten Neuheiten sind als Muster doch aus tonangebenden Spinnereien hervorgegangen, — aber gerade durch die Veröffentlichung werden strebsame Spinner angespornt, gleiche Gespinnste herzustellen und neuen Ideen Folge zu geben. Es ist selbstverständlich, dass hier nur von Spinnereien die Rede sein kann, die mit den besten Maschinen in der Krempelei so wohl wie in der Feinspinnerei und Zwirnerei ausgerüstet sind und die über intelligente und ihrem Fach gewachsene Kräfte verfügen.