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Es giebt allerdings Vorschriften für Sal petersäure - Anilinschwarz , welche vom Blei oxydhydrat keinen Gebrauch machen und auch sonst weniger basisch gehalten sind. Aber dieselben, selten genug verwendet, sind nur für leichtere Schwarzmuster anzurathen, bei welchen die stark verdickte Farbe wenig in den Faden eindringt. Für dünnes Deck anilinschwarz ist jedenfalls die Neutralisation mit Bleioxydhydrat und überhaupt obige, durch besondere Billigkeit sich auszeichnende Zu sammensetzung vorzuziehen, da sie sich in der Praxis so gut bewährt hat, dass zu einer Aen- derung kein triftiger Grund vorliegt. — Der Gehalt der schwarzen Druckfarbe an krystal- lisirtem Salmiak verträgt sich mit den Blei salzen der Orangefarbe ganz gut, denn man kann beruhigt 10 und mehr Stücke hinter einander drucken, ohne die Schwarz-Rakel auslegen zu müssen. — 1,95 kg Salpeter säure 36° Bö enthalten l,03kg'HNO s . Da nun 2,48 kg Anilinöl zu ihrer vollen Sättigung 1,68 kg Hydronitrat verlangen, so verbleiben in der Druckfarbe 0,96 kg freies Anilinöl neben 2,55 kg neutralem Anilinnitrat (ent sprechend 2,11 kg salzsaurem Anilin). Der Gesammtanilingehalt, in salzsaures Anilin übersetzt und mit dem Anilinsalz - Schwarz S. 343 in Parallele gebracht, ergiebt 3,45 kg oder per Liter Farbe nur 66 g, C 8 H 6 NH 2 . H CI. Die Druckfarbe enthält also möglichst wenig farbgebendes Material und hat doch jeder zeit ein schönes Deckschwarz geliefert. Zu gleich ergiebt sich aus obigen Zahlen, dass das Schwarz unverhältnissmässig stark basisch gehalten ist und aus diesem Grunde zu den ersten Tastversuchen E. Kopps (1861), die Salpetersäureverbindung des Anilins für die Anilinschwarzbildung heranzuziehen, in gar keiner Beziehung steht, nachdem dieselben von ungemein saurem Anilinnitrat ausgingen, also auch nie zu einem praktischen Resultate führen konnten. — An Kaliumchlorat enthält das Schwarz per Liter 34,6 g (gegenüber 32 g in Anilinschwarz S. 343). Das Recept verzichtet somit gänzlich auf die Mitwirkung der oxydirenden Eigenschaften der Salpeter säure und überlässt die Oxydation, gleich den anderen Vorschriften, dem Chlorate ganz allein. Das Orange für Foulards, als erste Farbe mit zweimaliger Pression gedruckt, setzt sich aus 11,76 kg weissem Bleizucker, 11,76 kg Bleinitrat, 28 1 Wasser und 3 kg Weizenstärke zusammen, enthält also Nitrat neben Acetat und zwar aus dem Grunde, weil ein entsprechend starkes Orange, welches nur Acetat enthält, das Anilinschwarz an den Berührungsstellen nicht zur vollen Entwickelung kommen lässt, so dass zwischen beiden Farben eine graue, den Eindruck des ganzen Musters verderbende Zone entsteht. Wir begegnen hier zum ersten Mal dem hemmenden Einfluss essig saurer Salze, bei der Anilinschwarzent wickelung, einem Einfluss, welcher später durch eine förmliche Reservage unter Anilin schwarz in noch ausgesprochenerer Weise seine Bestätigung gefunden hat. Die Behandlung der mit Anilinschwarz und Orange bedruckten Stücke nach dem Verhängen erfolgte anfänglich entweder mit der Glaubersalz- oder mit der Sodapassage. Erstere liefert befriedigende Resultate, nur ist sie etwas difflciler Natur und verlangt wegen des beim Durchzug entstehenden, freien Natrons eine genaue Regulierung des Bades durch Zugeben von Schwefelsäurehydrat, überhaupt eine sehr sorgsame Wartung und Bedienung, welche nicht von jedem Arbeiter vorausgesetzt werden kann. Die Sodapassage ist geradezu schlecht und liefert ein abge rissenes, lebloses, oft sogar lederfarbiges Orange, weil die kochend heisse und concen- trirte Sodaflüssigkeit an dem bleiernen Funda ment der Farbe rüttelt. Die Ammoniak passage für sich allein ist zu theuer, aber eine Combination von kalter Ammoniak- und lauwarmer Sodapassage führt zu einem sicheren und billig zu erreichenden Ziele, zu einem reinen und feurigen Orange. Hierfür dient ein Rollenkasten, 2 m hoch, 1,03 m lang und 1,2 m breit. Der untere Teil ist mit 970 1 kaltem Wasser und 30 1 käuflichem Salmiakgeist, für schwere Orange böden auch mit 50 1 Salmiakgeist, angesetzt. Die gedruckte und verhängte Waare gelangt breit und in gespanntem Zustand durch einen Schlitz in der Stirnseite des mit einem Holz- dache oben gut verschlossenen Kastens zu erst in den oberen, keine Flüssigkeit, sondern nur Ammoniakatmosphäre enthaltenden Theil des letzteren. Die Ammoniakatmosphäre wird von der, im unteren Theile des Kastens befindlichen, Ammoniakflüssigkeit kostenlos hergestellt, da absichtlich zwischen beide Theile keine, die Ausdünstung nach oben behindernde, horizontale Scheidewand ein gefügt ist. Um den Weg in der als Fixa tionsmittel dienenden Ammoniakluft zu ver längern, wird die Waare über mehrere höl zerne Leitwälzehen hin- und hergeführt, bevor sie in den unteren Theil, in die Ammo niakflüssigkeit eintaucht, welche das speciflsche Gewicht 0,9883, bez. 0,9825, zeigt. In dem kalten Ammoniakwasser passiren die Stücke wiederum eine Anzahl hölzerner Leitwälz- chen, um dann den Ammoniakkasten durch einen Schlitz in seiner Rückseite zu verlassen und direkt in die unmittelbar hinter ihm befindliche Sodarollenkufe überzugehen. Diese ist 1 m hoch, 1,2 m breit und 1,2 m lang, ebenfalls mit einem System von Leitwälzchen ausgerüstet und mit einer Lösung von 25 kg krystallisirter Soda in 1600 1, 35° R. warmem, Wasser angesetzt. Der Aufenthalt der Waare im ganzen Ammoniakkasten und in der Soda kufe dauert zusammen l 1 / 2 Minuten. Die Sodakufe wird mit der Lösung von 6 kg Soda in 100 1 Wasser auf ihrem Niveau gehalten und ein offenes Schlangenrohr am Boden der Kufe sorgt für Erhaltung der Temperatur von 35° R., währenddem das kalte Ammoniakbad durch eine seitlich im Kasten angebrachte, aber verschliessbare Trichteröffnung nachgespeist wird, je nach Stärke der Orangeparthieen des Musters mit 10—15 Theilen Salmiakgeist auf 100 Theile Wasser. Beim Verlassen der Sodakufe gehen die Stücke zwischen zwei Wälzchen hindurch, welche, nur leicht quetschend, die Waare breit aus der Kufe herausziehen, ohne Blei oxydhydrat vom Stoff abzureiben. Dann werden die einzelnen Stücke von einander abgetrennt, breit in den Fluss geworfen, eingehängt und gewaschen. Nimmt der Fluss beim Hinein werfen der Waare eine bleibende, milchige Trübung an, so ist dies ein sicheres Zeichen, dass die eine oder die andere der beiden Fixationsflüssigkeiten zu schwach geworden, also stärker zu machen ist; bleibt aber der Fluss klar, so ist die Rcussite des Orange garantirt. — Gefärbt wird in gewöhnlicher Weise, d. h. im Strang, bei 55° R. mit 0,3 bis 0,5 kg Kalium bichromat, je nach der Schwere des Orange musters; dann wird ein Strang durch eine leicht arbeitende Waschmaschine genommen und, wieder je nach Muster, mit 8 bis 10 bis 12 kg gebranntem Kalk auf 2000 Liter stark kochendes Wasser in einer Rollenkufe breit orangirt. Das Kalkbad wird mit einer Auf lösung 4,5-—7 kg gebranntem Kalk in 200 1 Wasser nachgebessert und durch einströmen den Dampf gut im Kochen erhalten. Nach dem Orangiren und drei- bis viermaligem Schweifen durch den Fluss, ferner zweimaligem Durch nehmen durch die Strangwaschmaschine, nochmaligem Breitziehen im Fluss und schliess lichem Centrifugiren wird auf dem Dampf- cylinder getrocknet, wobei die Nüance des Orange, vermuthlich durch eine geringe Spur von Kalk, welche trotz gründlichen Waschens im Gewebe zurückgeblieben ist, auf den heissen Trommeln noch um einen sichtbaren Ton erhöht wird. — Für ganz schwere Orange muster mit zurücktretendem Schwarz empfiehlt es sich, die orangirte und fertig gewaschene Waare vor dem Trocknen in einer gewöhn lichen Seifenkufe, welche für 10 Stück mit 6001 Wasser, 4 1 Natronlauge 36° B6 und 1 kg Seife angesetzt ist, noch x / 2 Stunde lang bei 50° R. im Strang laufen zu lassen. Das Orange gewinnt hierbei an Leben und das Baum wollgewebe, welches durch die grosse Menge der auf ihm ganz oder theilweise fixirten Bleiverbindung einen rauhen Griff erhalten hat, fühlt sich wieder mild und weich und wollig an. Das Bleioxyd spielt noch in einem an deren Schwarz, in dem Schmidlin’sehen Dampfanilinschwarz, in Form des Chromates, eine nicht uninteressante Rolle. Dieses Chro mat-Anilinschwarz besteht nach Angabe San sone’s, ziemlich übereinstimmend mit der Angabe des englischen Patentes, aus 1000 g Wasser, 135 g Stärke, 200 g Anilinsalz, 200 g krystallisirtem Salmiak, 50 g Natriumchlorat und 200 g Chromgelbteig, welcher der Farbe unmittelbar vor dem Druck eingerührt wird. Die Farbe ist stark genug, denn rechnet man die Volumsvermehrung durch die Stärke und Salze reichlich auf 1 / 2 1, so enthält sie zum mindesten 133 g Anilinsalz per Liter; rechnet man aber diese Volums vermehrung richtiger auf r / 4 1, so enthält sie sogar 160 g Anilinsalz per Liter. Folgt man dem Rathe Sansone’s und nimmt man nur halb so viel Anilinsalz, so stimmt der Anilin salzgehalt mit der Normal-Vorschrift überein, von welcher wir auf Seite 343 dieser Zeit schrift ausgegangen sind, und soll derselbe nach Sansone immer noch ein gutes Schwarz liefern. — Auf 100 Theile des patentirten Originalreceptes kommen 25 Theile Natrium chlorat, bedeutend weniger als in sonstigem Anilinschwarz und sogar noch eine Kleinig keit unterhalb des theoretischen Erfordernisses. Es wird also in diesem Falle mit Recht auf die oxydirende Beihülfe des Chromats ge zählt, gleichzeitig aber auch auf die neu- tralisirende Wirkung des Bleioxyds im Chro mat, denn es fehlt jede Neutralisation durch Anilinöl. Später tauchte ein ähnliches Recept auf mit einer Zugabe von Schwefelkupfer, mit etwas weniger Chlorat, mit 38 °/ 0 weniger Anilinsalz und mit 25 °/ 0 weniger Chromat. Ein solches Schwarz findet sich in Nölting- Lehnes „Anilinschwarzdruck“ Seite 95 ver zeichnet und bemustert, um dem Auge einen Vergleich mit anderem Anilinschwarz zu ge statten. Die Vorschrift lautet dort: 1000 g Wasser, 146 g Weizenstärke, 63 g dunkel gebrannte Stärke, 125 g Anilinsalz, kein kry stallisirter Salmiak, 42 g Natriumchlorat, 144 g Bleichromat und 30 g Schwefelkupfer per