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unterschätzender Gewinn. Ein großer Vorteil ist es auch, daß Abweichungen in der Zu sammensetzung des Roheisens, wie sie beim Hochofenbetriebe zuweilen unvermeidlich sind, von dem Herdofen eher überwunden werden können als von irgend einem andern metall urgischen Apparat. Der Herdofen ist in dieser Hinsicht der Bessemer- oder Thomasbirne weit überlegen. Aus dem Zusammenarbeiten mit dem Herdofen erwachsen auch dem Hochofen Vor teile : beide Apparate bilden bei der heutigen Arbeitsweise gleichsam ein organisches Ganzes; jede Erleichterung der Aufgabe, die man dem einen Teil verschaffen kann, kommt dem Ganzen zugute. Ein weiterer Gewinn ist die Unabhän gigkeit vom Schrottmarkte; man kann nach unseren heutigen Arbeitsweisen ebensowohl auf jede Schrottverarbeitung im Herdofen verzichten, als mit in weiten Grenzen beliebigen Prozent sätzen an Schrott arbeiten. Diese Elastizität des Herdofens ist in wirtschaftlicher Beziehung außer ordentlich bedeutungsvoll. Von besonderer Wich tigkeit sind die Erfahrungen, die uns gelehrt haben, im basischen Herdofen den Phosphor gehalt des Einsatzes, der bisher als unvermeidliches Uebel angesehen wurde, in nutzbarer Form zu gewinnen, wodurch die Selbst kosten des Stahles nicht unbeträchtlich erniedrigt werden können. Es ist das Verdienst des Ber trand-Thiel- bezw. Hoesch- und Talbot-Verfah rens, gezeigt zu haben, daß die Erzeugung einer der Thomasschlacke gleichwertigen phosphorhal tigen Herdofenschlacke aus Einsätzen mit 1,5 und mehr Prozent Phosphor durchaus möglich ist. Es erscheint in. E. selbst nicht ausgeschlossen, daß wir in dieser Richtung noch bessere Er gebnisse erzielen werden. Wie wird sich nun in Zukunft die Stellung des Herdofens, der den praktischen Beweis ge liefert hat, dem Windfrischverfahren in der Ver arbeitung von flüssigem Roheisen zu Stahl eben bürtig zu sein, zu dem Thomasprozeß gestalten? Er wird ohne Zweifel weiterhin mit kräftigem Arm sich den ihm gebührenden Platz an der Sonne erkämpfen und seinem größeren Bruder, dem Thomasprozeß, bezüglich der Erzeugung mit Erfolg nachstreben. Die Entscheidung dar über, welchem der beiden Verfahren der Vorzug zu geben ist, wird auf Grund von wirt schaftlichen Momenten, z. B. von Erz- und Roheisenpreisen usw., erfolgen müssen, die für jeden Einzelfall sorgfältig zu untersuchen sind. Es wird sich also m. E. eine Scheidung ergeben, die jedem der beiden Verfahren ein gewisses Arbeitsfeld zuweist, das ihm überlassen bleiben wird. Wenn aber in dem oben Gesagten dem Herd ofenverfahren wegen seiner Elastizität, seines hohen Ausbringens, der besseren Ausnutzung aller Einsatzmaterialien noch glänzende Zukunftsaus sichten eröffnet werden konnten, so darf nicht übersehen werden, daß man sicher auch beim Thomasverfahren noch nicht am Ende aller Ver besserungen angelangt ist. Wenn es z. B. gelingt, dem Eisengehalt der Thomasschlacke auch nur einige Prozente abzuringen, so würde das in wirt schaftlicher Beziehung dem Verfahren wieder sehr zugute kommen. Auch dürfte die Ausnutzung der auf dem Gebiete des Gebläsemaschinenbaues gemachten Fortschritte (ich erinnere nur an Gasgebläse, Turbogebläse usw.) die Selbstkosten des Thomas verfahrens herabmindern; vielleicht bringt auch das Windtrocknungsverfahren noch gewisse Vorteile. — Wie dem auch sein mag, wir dürfen uns aufrichtig der glänzenden Ent wicklung freuen, die das Martinver fahren in den letzten Jahren ge nommenhat. Es ist da eine so viel seitige und fruchtbare Tätigkeit ent faltet worden, auf die alle Beteiligten stolz sein können; sie wird sicher noch reiche Früchte tragen! * * * In der sich an den Vortrag anschließenden Besprechung nahm zuerst das Wort Dipl.-Ing. Edm. v. Maltitz-Barmen: M. II.! An den hochinteressanten Vortrag des Hrn. Or.-Ang. Petersen über die neueren Fort schritte des Martinverfahrens möchte ich mir gestatten, einige Worte anzuknüpfen. Er sprach davon, daß das Monellverfahren heute unberücksichtigt bleiben könnte, da es zu praktischen Erfolgen nicht geführt habe, und seines Wissens nirgendwo mehr im Betriebe sei. Dieses ist nicht der Fall, da das Monellver fahren in den Vereinigten Staaten von Nord amerika heute bei verschiedenen Hüttenwerken zur Anwendung gelangt, besonders bei den Car negie-Stahlwerken in Pittsburg und anderen Martinwerken des Stahltrustes, wie z. B. auf den Süd-Werken der Jllinois Steel Company, wo selbst man stets auf denMonellprozeß zurückgreift, sobald Schrottmangel sich einstellt. Es war mir fernerhin von sehr großem Interesse, zu hören, daß auf der Hubertushütte Koksofengas zum Betriebe der Martinöfen verwendet wird. Mein Interesse an dieser Frage ist deswegen ein so großes, weil ich persönlich vor einigen Jahren bei der Dominion Iron and Steel Company drei Martinöfen zu führen hatte, welche ausschließlich Koksofengas verwendeten. Der Erfolg, den wir damit erzielten, war ein durchaus negativer. Es war nicht möglich, das Koksofengas durch die Kammern zu leiten und auf höhere Temperaturen zu bringen, ohne eine beträchtliche Einbuße an Kohlenoxyd und eine bedeutende Steigerung des Kohlensäuregehaltes zu erhalten. Wir waren daher gezwungen, die Gase