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von Tonschiefer verarbeitet, die zum allergrößten Teil aus dem Auslande kommen. Aber nicht nur, daß Tonschiefer sehr teuer und dadurch schon in vielen Fällen von der Verwendung ausgeschlossen ist, sondern es ist auch die Ton schiefermagerung bedenklich in allen Fällen, wo es darauf ankommt, dem Stein ein besonders dichtes Gefüge zu geben, denn das wird durch den Tonschiefer sehr erschwert, ja oft unmöglich gemacht. Bei reinen Feuerungsanlagen, wo außer der hohen Temperatur nur die im Brennstoff ent haltenen Flußmittel die Steine angreifen, mag man, wenn die Ofentemperatur es wünschenswert erscheinen läßt, die Steine so hochtonerdehaltig und flußmittelarm herstellen wie man kann. Anders ist es aber in allen den Fällen — und sie bilden die große Mehrzahl — wo die Steine auch durch die chemischen Angriffe, die der im Ofen sich abspielende Prozeß mit sich bringt, zu leiden haben. Das bekannteste Beispiel für chemische Prozesse, die bei hohen Temperaturen vor sich gehen, ist der Hochofenprozeß. Hier haben wir eine wahre Blütenlese von Angriffen auf feuerfeste Steine: flüssige Schlacke, ver flüchtigte Flußmittel, Gichtstaub, sich ausschei dender Kohlenstoff, der Auftrieb der flüssigen Eisenmasse und schließlich die mechanische Ab nutzung durch die niedergehende Beschickung. Wir wollen die einzelnen Teile des Hoch ofenmauerwerks kurz durchgehen. Welche Bodensteine die besten sind, darüber sind die Mei nungen sehr geteilt. Die Mehrzahl der Hoch ofenleute verlangt einen sogenannten hoch- basischen d. h. tonerdereichen Stein, einige Kohlen stoffsteine, wieder andere schwören auf einen sauren Bodenstein; es scheint, daß es auf die chemische Zusammensetzung garnicht besonders ankommt. Angegriffen wird jeder Bodenstein, nicht nur durch die vorübergehende Berührung mit der Schlacke, sondern auch durch das flüs sige Eisen, das, wie bekannt, Silizium und Kohlenstoff aus dem Bodenstein aufnehmen kann. Vor allem müssen die Steine gegen Los lösung durch den Auftrieb der flüssigen Eisen- und Schlackenmasse geschützt werden, und das sucht der eine durch das Format der Steine zu erreichen, der andere dadurch, daß er eine Ausmauerung wählt, die gleich nach dem An blasen des Ofens zu einer festen Masse zusammen backt. Schwerlich wird man die Ansicht vertei digen können, daß ein Bodenstein darum unbrauch bar sei, weil er 6 °/o Flußmittel anstatt 5 °/o hat. Die Forderung geringen Flußmittelgehaltes ist noch am ehesten bei den Gestellsteinen ver ständlich, da diese möglichst große Aufnahme fähigkeit für das Kühlwasser besitzen sollen, und da ein flußmittelarmer Stein diese Fälligkeit gewöhnlich in höherem Maße besitzt als ein solcher mit viel Flußmitteln. Immerhin scheint es bei den Gestellsteinen genügend, daß für die Wasseraufnahmefähigkeit Garantie geleistet wird. Im übrigen wird ein guter Schamottestein hier dieselben Dienste tun wie ein Tonschieferstein mit 42 bis 44 °/o Tonerde. Soweit sie das Wasser nicht schützt, frißt die Schlacke den einen wie den andern auf; man kann ja auch von den Hochofenleuten oft genug die Ansicht hören: „Das Feuerfeste im Gestell, das sind nicht die Steine, sondern das ist das Wasser.“ Dasselbe gilt für alle Steine, die durch direkte Berieselung mit Wasser gekühlt werden. In der Regel ist diese Art der Kühlung auf das Gestell beschränkt, während Schacht und Rast durch metallene Hohlkörper, in welchen Wasser zirkuliert, gekühlt werden. Für Rast und Schacht fällt damit die For derung der hohen Wasseraufnahmefähigkeit in der Regel fort, dagegen lassen es die Angriffe auf diese Steine, die der Hochofenprozeß mit sich bringt, durchaus wünschenswert erscheinen, daß sie ein möglichst dichtes Gefüge erhalten. Zunächst erfordert schon die Reibung der niedergehenden Beschickung in Schacht und Rast einen mechanisch festen Stein, außerdem aber werden Flußmittel, die sich aus dem Schlacken bad verflüchtigen, von einem porösen Stein naturgemäß sehr viel mehr aufgenommen als von einem dichten. Uns sind Raststeinstücke vorgekommen, die 2,5 °/o Eisenoxyd, 2,5 °/o Manganoxyd und 5,5 °/o Alkali hatten. Was sich von diesen Flußmitteln den Steinen im Ofen mitgeteilt hatte, konnte dies nur auf dem Luft wege getan haben, denn die Struktur war gänz lich unversehrt. Bekannt ist die Zerstörung durch Ausschei dung von Kohlenstoff in gewissen Zonen des Schachtes. Das Kohlenoxyd zersetzt sich bei Anwesenheit von Eisenoxyd, das ja die Steine von den Mahlgängen her immer enthalten, in Kohlensäure und Kohlenstoff. Letzterer erfüllt die Steine, die schließlich im Gefüge so locker werden, daß man sie in der Hand zerbröckeln kann. Diese Zerstörungen durch gas- oder dampfförmige Stoffe setzen voraus, daß die Gase und Dämpfe in den Stein eindringen können, es wird also ein erstes Erfordernis bei Herstellung der Steine sein, ihnen ein Gefüge zu geben, das nach Möglichkeit dies Eindringen verhindert; dies Ziel erreicht man am sichersten durch Verwendung von Rohstoffen, die sich leicht dicht brennen. Diese Eigenschaft haben aber in erster Linie die Rollstoffe mit nicht zu geringem Fluß mittelgehalt. Gewiß wird durch höheren Fluß mittelgehalt der Schmelzpunkt herabgedrückt, aber sicher ist es weniger schlimm, wenn die Steine einen oder auch zwei Kegel niedriger stehen, als daß sie die Fähigkeit haben, sich aus dem Ofeninhalt mit Flußmitteln anzureichern oder sich mit Kohlenstoff vollzusetzen.