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1242 Stahl und Eisen. Fortschritte in der Gewinnung der Nebenprodukte beim Kokereibetriebe. 30. Jahrg. Nr. 29. ,, 23 % fällt 165 „ 243 % steigt fällt steigt fällt 14 96 87 der Anteil des kokfixen Stickstoffs „ Ammoniakstickstoffs „ Cyan- und Teerstickstoffs . . ,, freien Stickstoffs Stickstoff gefunden. Vergegenwärtigt man sich weiter, daß die Samen aller Pflanzen reich an Eiweiß stoffen sind, so darf man wohl annehmen, daß der Stickstoff der Steinkohlen zum größten Teil den Pflanzen selbst und nur zum geringsten Teil der damals im Verhältnis zur Flora schwach entwickelten Fauna entstammt. Schon Muck 39 erwähnt, daß Kännelkohlen und Brandschiefer häufig einen höheren Stickstoff gehalt als aschenärmere Kohlen aufweisen. N. Caro 40 fand, daß Waschberge der Zeche Mont Cenis bei 30% Kohlegehalt 0,9 bis 0,93%, die Kohlen 1,1 bis 1,2% Stickstoff enthalten. Danach zeigt die Kohlensubstanz dieser Waschberge den hohen Gehalt von 3 % Stickstoff. N. Caro hat daher ein Verfahren (DRP 198 295 v. 26.8.05) angegeben zur Gewinnung von Ammoniak aus Waschbergen (ähnlich dem Mondschen), zu dessen Ausbeutung eine Gesellschaft gegründet ist 41 . Ueber das Verhalten des Stickstoffs bei der Destillation der Kohle sind mehrere wichtige Arbeiten erschienen. Bekanntlich bleiben vom Gesamtstickstoff der Kohle 30 bis 80 % im Koks, 6 bis 25 % treten als Ammoniak, 0,6 bis 2 % als Cyan, 1 bis 3 % als Teerverbindungen und 5 bis 50 % als freier Stickstoff aus. Anderson und Roberts 42 fanden, daß ein Zusatz von Natron zur Kohle den sonst im Koks verbleibenden Anteil des Stickstoffs bei nicht backenden Kohlen (55 % Koksausbeute) fast ganz in Freiheit setzt, bei backenden Kohlen (67 bis 70 % Koksausbeute) dagegen erhöht; Natrium karbonat vermehrt ihn, Kalk läßt ihn unverändert. Daß ein Zusatz von 212 % Kalk zur Kohle die Ammoniakausbeute trotzdem um etwa 30 % erhöht, ist von Cooper 1882 angegeben und von Knublauch bestätigt. Schreiber 43 teilt mit, daß im Großbetriebe durch Brikettieren von Staubkohle mit 31 % Kalk eine Erhöhung der Ammoniakausbeute um 20 % erzielt wurde. Uebrigens nahm D. C. Knab 44 schon 1875 ein englisches Patent, durch Zusatz von Kalk zu Gas kohle allen Stickstoff als Ammoniak zu erhalten. Den Widerspruch, daß Kalk den Koksstickstoff nicht verringert und trotzdem die Ammoniakausbeute erhöht, hat Ad. Salm 45 dahin gelöst, daß der Kalk nur auf die flüchtigen Stickstoffverbindungen (zB. Teerbasen) ammoniakabspaltend wirkt; seine Wirkung bleibt dieselbe, wenn man, statt ihn der Kohle beizumischen, die Destillationsprodukte über erhitzten Kalk leitet. Tonerde und Kieselsäure beeinflussen den kokfixen Stickstoff ebensowenig wie Kalk. Weiter untersuchte Salm den Einfluß von Brom, Wasserdampf und Sauerstoff (teilweises Verbrennen) auf den Kohlenstickstoff und fand, daß in allen Fällen der Stickstoff in konstantem Verhältnis zum Kohlenstoff entbunden wird oder zurückbleibt, daß somit der Stickstoff an Kohlen stoff gebunden sein muß. Entgegen der Angabe von Tervet konnte durch Einwirkung von Wasserstoff auf glühenden Koks kein Ammoniak erhalten werden, auch nicht durch naszierenden (aus Azetylen). Ueber den Gang der Ammoniakentwicklung teilen Anderson und Roberts 42 mit, daß sie nie unter 333° beginnt; die Anfangstemperatur liegt bei älteren Kohlen höher als bei jüngeren, stets jedoch unter 480°. Hilgenstock 11 schließt aus seinen Versuchen, daß die Hauptammoniak bildung erst nach Beendigung des Backens eintritt. Den Einfluß der Temperatur haben Max Mayer und V. A 11 m a y e r 46 in der Weise eingehend studiert, daß sie ungefähr je 20 g Kohle im elektrischen Ofen gleichmäßig so erhitzten, daß die Temperatur in 30 Min. 600°, in 40 Min. 700 0 , in 54 Min. 8oo°, in 75 Min. 900 0 erreichte; auf der jeweils erreichten Temperatur von 600 bis 900° wurde dann die Destillation in 3 Stunden Gesamtzeit zu Ende geführt. Es ergab sich für die drei untersuchten Steinkohlen von 66 bis 83 % Koksausbeute, daß mit steigender Temperatur 600—000° bis 9 % ,, 162 % • > 94 % Koksausbeute 66—830/0 bis 20 % steigt ,, 29 % fällt ,, 97 % fällt um 14 .. 43 , 27 .. 4i (Von den beiden Prozentzahlen bezieht sich die erste stets auf die niedrigste Temperatur bezw. Koks- ausbeute.) Die höchste Ammoniakausbeute wurde bei 800° erreicht. Gesamtstickstoffs der Dabei betrug in Prozent des Braunkohle Ilsede III Gaskohle Heinitz Kokskohle Ilsede II Kokskohle Ilsede I kokfixe Stickstoff 48.15 65,20 74,81 78,21 Ammoniakstickstoff 17,89 21,70 15,54 15,28 Cyan- und Teerstickstoff . . . 22,13 3,67 1,07 0,10 freie Stickstoff 11,83 9,43 8,58 6,41 Die Koksausbeute betrug dabei Der größte Teil der maximalen 43,53 65,50 Ammoniakausbeute, nämlich 70.75 77.76 % 67 78 % wurde schon während der Anheizperiode erhalten, ein Beweis, daß die Hauptammoniakentwicklung unterhalb 8oo° liegt. Die Entgasung der Kohlen war bei 600° schon zum größten Teil beendet. Kohlen-