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Theorie sprächen auch Hilgenstocks V ersuche, da die zur Kohlenstoffabscheidung erforderliche Temperatur in der Mitte des Kokskuchens erst erreicht werde, nachdem die Koksbildung bereits erfolgt sei. Diese Einwände können nach obigem als beseitigt gelten. Hilgenstocks Temperaturdiagramme zeigen, daß das kritische Intervall 250 bis 500° in der Wandschicht in 0,8 Stunden 5. Schicht ,, 2,7 4- - .. 3.4 3- , .. 3,0 2- ,, 4,5 Mitte ,, 3,4 durchlaufen wird. Die Geschwindigkeit ist also nicht sehr verschieden, abgesehen von der Wand schicht, die am schnellsten erhitzt wird, aber auch bekanntlich den festesten Koks gibt. Die Tatsache, daß die Geschwindigkeit der Erhitzung oberhalb 300° im Innern nicht wesentlich geringer ist als außen, ist wohl dadurch zu erklären, daß die Entgasung höchstwahrscheinlich eine wenn auch nur schwach exothermische Reaktion ist; sonst müßte auch nach Beginn der Entgasung oberhalb 300 0 die Geschwindigkeit nach innen erheblich abnehmen. Hierauf gründet sich auch wohl das Verfahren von Dr. C Otto & Co. (DRP 171 901 v. 11. n. 03), die Beheizung des Ofens schon vor Beendigung der Verkokung ganz oder zum Teil abzustellen. Ein eigentliches Schmelzen und Fließen tritt auch bei Backkohle nicht ein, sondern nur eine Zersetzung unter Bildung flüssiger und gasförmiger Anteile. Manche gasreiche und bituminöse Kohlen zeigen allerdings, wie Nordenskjöld 29 mitteilt und ich bestätigen kann, fein gepulvert im Platintiegel erhitzt, sich beweglich wie eine Flüssigkeit mit horizontaler, spiegelnder Oberfläche, Wellen gebend und ausgießbar wie eine Flüssigkeit. Nordenskjöld gibt aber die Ursache richtig an: es bildet sich um jedes Kohleteilchen eine Gashülle, welche die Reibung herabsetzt. Donath 30 schließt aus der Tatsache, daß Eiweißstoffe beim Verkoken gut backen und ander seits Backkohlen einen relativ hohen Gehalt an Stickstoff und organisch gebundenem Schwefel zeigen, daß die Backfähigkeit zum Teil von einem Gehalt an Abbauprodukten der Eiweißstoffe des ursprüng lichen Kohlenmaterials herrühre. Aber auch stickstofffreie Kohlehydrate backen. Verkokt man Zucker, so erhält man einen außerordentlich stark geblähten Koks, der infolge der lebhaften Gas entwicklung natürlich sehr schaumig und zerbrechlich ist, aber doch immerhin Zusammenhang, Backung zeigt; durch Zumischung von noch mehr gasentwickelnden Stoffen, z.B. Bikarbonaten, kann man so ganz abenteuerliche Gebilde erzielen (W i 1131). Es ist dieselbe Erscheinung, welche die Porosität des Koks bedingt, nur grandios übertrieben. Durch Mischen von Zucker mit Anthrazit oder Asche erhält man dagegen einen ziemlich festen Koks. Hierher gehört auch die Beobachtung von Fr. Schreiber 32 , daß die Rissigkeit des Koks durch Stampfen der Kohle eher vermehrt als vermindert wird, weil sie vom Gasgehalt herrührt, der durch das Stampfen pro Raumeinheit erhöht wird; vermindert wird die Rissigkeit durch Zumischen gasärmerer Kohle. Keighley 33 weist auf den bekannten Einfluß der physikalischen Beschaffenheit der Kohle auf die Backung hin; schlecht backende Kohle gebe gepulvert besseren Koks; durch Mischen gasarmer mit gasreicher Kohle könne man gute Kokskohle erhalten. Nach H a n n a c k 34 soll bei nur 4 tägigem Lagern von Kokskohle, die eine Gewichtsverminderung von 1,7% bewirkte, Ver minderung der Backfähigkeit und des Ausbringens an Nebenprodukten eingetreten sein. St. C e r k e r 35 teilt mit, daß rumänischer Lignit, der bei der gewöhnlichen Verkokung nur Staub und kleine Stücke gibt, mit überhitztem Wasserdampf verkokt großstückigen Koks liefere. Vielleicht hängt dies mit einer schnelleren Temperatursteigerung zusammen. V. Der Stickstoff. Eine ausgezeichnete Arbeit über die Chemie des Stickstoffs der Steinkohle hat Bertels mann 36 geliefert und derselben ein ausführliches Werk über die Technologie der Cyanverbindungen 37 folgen lassen. Den Ursprung des Stickstoffgehaltes, der im allgemeinen mit dem Alter steigt, in den Fettkohlen das Maximum von etwa 2 % erreicht und darüber hinaus wieder bis auf weniger als 1 % im Anthrazit fällt, sucht man wohl mit Recht in den Eiweißstoffen der kohlebildenden Massen. Es ist jedoch nicht erforderlich, hierfür eine Beimischung tierischer Reste anzunehmen, wie es meistens geschieht, weil Holz nur Spuren von Stickstoff enthalte. Nichts berechtigt uns zu der Annahme, daß Holz von der jetzigen Zusammensetzung die Hauptmasse der Kohlen geliefert habe. Bekanntlich nehmen unter den Pflanzen des Karbon die Farne eine hervorragende Stelle ein. Ich habe nun durch C. Hahn 38 rezente Adlerfarne (Pteridium aquilinum Kuhn) untersuchen lassen, und es wurden in der trockenen aschefreien Substanz der Stengel 0,38%, der Blätter, welche bekanntlich die Fortpflanzungsorgane tragen, sogar 1,85 %, der dürren Blätter vom vorigen Jahre 0,72 %, des Humus von Farnen 1,78 %