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566 Stahl und Eisen. Umschau. 29. Jahrg. Nr. 15. schiedenen Dicken (1", 3/4", l ls" und 1/4" engl.) her und beobachtete während einer 12 wöchentlichen Ver suchsdauer ihr Verhalten 1. in der Atmosphäre, 2. in Flußwasser, 3. in Steinsalzlösung (solution of brine from rock salt), 4. in Kochsalzlösung. Die chemische Zusammensetzung der einzelnen Eisensorten ist in Zahlentafel I gegeben: Zahlentafel I. Chemische Zusammensetzung. Saures Material Dicke der Proben = l " *" Kohlenstoff Silizium Schwefel Phosphor Mangan ....’.. Kohlenstoff Silizium Schwefel Phosphor Mangan 0,180 0,016 0,030 0,048 0,490 0,185 0,014 0,032 0,054 0,470 Basisches 0,170 0,019 0,030 0,045 0,500 Material 0,155 0,017 0,300 0,048 0,500 0,225 0,014 0,030 0,038 0,560 0,190 0,012 0,026 0,042 0,540 0,200 0,014 0,024 0,035 0,580 0,145 0,009 0,1)28 0,026 0,570 In Zahlentafel II sind die Gewichtsverluste in Pro zenten des Gesamtgewichtes der Proben zusammen gestellt.* Zahlentafel II. Versuchsdauer 12 Wochen Die Proben wurden wöchentlich getrocknet und gewogen Gewichtsabnahme in Prozenten am Ende der zwölfwöchigen Versuchsdauer Dicke der Pro ben in der Atmo sphäre in Fluß wasser in Stein- salz- lösung sp. G. 1,022 in Koch salz lösung sp. G. 1,024 1" 0,226 0,526 0,083 0,093 Saures 3/4" 0,279 0,651 0,059 0,071 Material 1/," 0,401 0,745 0,104 0,106 1/4" 0,620 1,484 0,186 0,178 1" 0,206 0,438 0,075 0,085 Basisches 3,4" 0,301 0,539 0,098 0,075 Material 1/2, 0,362 0,790 0,121 0,102 Die Proben wurden erst nach 12 Wochen getrocknet und gewogen ’A 0,733 1,663 0,386 0,206 i" 0,228 0,362 0,164 0,059 Saures 3/4« 0,241 0,354 0,143 0,034 Material 1/2" 0,311 0,541 0,291 0,223 0,099 1 /‘" 0,781 0,236 0,145 i" 0,158 0,299 0,092 0,042 Basisches 3/." 0,239 0,387 0,521 0,078 0,062 Material 1/2" 0,300 0,235 0,067 7«" 0,784 0,836 0,356 0,132 Aus den Versuchen geht hervor, daß ein wesent licher Unterschied zwischen basischem und sau rem Material bezüglich des Rostangriffes von Wasser und Salzlösungen nicht besteht. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den Ver suchen von E. Heyn und O. Bauer (siehe weiter unten), nach denen die chemische Zusammen setzung des Materials innerhalb weiter Grenzen (Schweißeisen, Flußeisen, Stahl, Gußeisen) wenn über- * Ueber die Versuchsausführung muß auf die Originalarbeit verwiesen werden. haupt, so nur eine unbedeutende Rolle bezüg lich der Stärke des Rostangriffes spielt. Der Einfluß der chemischen Zusammensetzung verschwindet gegenüber anderen Einflüssen, die durch die Versuchsanordnung gegeben werden, z. B. Mög lichkeit der Versuchsflüssigkeit, sich mit Luft zu sät tigen, Einfluß der Entfernung der Stelle größter Sauerstoffkonzentration in der Flüssigkeit von der Eisenprobe, Eintauchtiefe der Eisenprobe, Berührung der Eisenprobe unter Wasser mit anderen Eisensorten oder anderen Metallen u. a. m. Inwieweit allen diesen Einflüssen vom Verfasser Rechnung getragen wurde, ist aus der Arbeit nicht zu erkennen. D r. Allerton S. Cushman* hat über „Die elektrolytische Theorie des Rostangriffes von Eisen“ eine beachtenswerte, mancherlei Anregungen bringende Arbeit veröffentlicht Hierüber ist in „Stahl und Eisen“, 30. Oktober 1907, bereits berichtet. E. Heyn und 0. Bauer:** „Ueber den An griff des Eisens durch Wasser und wässerige Lö sungen“. Auch über diese umfangreiche Arbeit (104 Druckseiten Text und Tabellen, 148 Abbildungen) ist in „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 44 bereits ausführ lich berichtet. Es galt zunächst, die Grundbedingungen für den Rostvorgang festzulegen, sowie die Umstände zu ermitteln, die auf den Rostvorgang von maßgeben dem Einfluß sind. Die Versuche wurden zunächst bei Zimmerwärme durchgeführt. Das Ergebnis ist in obiger Arbeit mitgeteilt. Die Rostversuche werden weiter fortgeführt, und zwar sind die Verfasser jetzt zu Versuchen bei höheren Wärmegraden übergegangen. Ueber das Ergebnis soll seinerzeit an dieser Stelle berichtet werden. Geo. B. Heckel bringt in seiner Arbeit „Methodes for Protecting Iron and Steel against Corrosion“ *** einen allgemein gehaltenen Rückblick über die Rostfrage. Er beschäftigt sich zuerst mit der bekannten Schutz wirkung des Zinks und geht dann auf rostschützende Anstriche über. Das Festhaften eines Schutzanstriches soll nach Heckel bewirkt werden durch die Uneben heiten auf der Eisen- oder Stahloberfläche und durch den Atmospbärendruck. Der Ausdehnungskoeffizient von Eisen oder Stahl ist, selbst innerhalb der kleinen durch die Tages- und Nachttemperatur bedingten Wärmeschwankungen, gro ß gegenüber dem Ausdehnungskoeffizienten irgend eines der zu Schutzanstrichen verwendeten Farbstoffe. Nach Ansicht Heckels ist es demnach ein Haupterfordernis, den Schutzanstrich soweit elastisch zu machen, daß er den Längenänderungen des Eisens folgen kann, ohne daß Risse entstehen; ferner muß der Anstrich undurchlässig gegen Wasser, Dampf und Gase sein. Rostversuche, die auf Veranlassung Heckels von H. A. Gardner durchgeführt wurden, bestätigen im allgemeinen die Anschauungen anderer Forscher über die Ursachen des Rostangriffs. Einem Rostversuch muß jedoch widersprochen werden, da er zu Irr- Schlüssen verleiten kann. Gardner glaubt gefunden zu haben, daß Eisen in destilliertem Wasser unter Luftausschluß (Vakuum) rostet. Die Versuchsausführung war aber bei Gardners Versuch nicht derartig, daß tatsächlich die Luft völlig ausgeschlossen wurde. Der Schluß, daß auch bei Ab wesenheit von Luft (Sauerstoff) Rosten eintritt, ist demnach nicht zulässig. * Bulletin No. 30 des „Department of Agricul- ture, Washington“; hieraus Auszug im „Iron Age“, 8. August, 1907. ** „Mitteilungen aus dem Königlichen Material prüfungsamte“ 1908 Heft 1 und 2. *** „The Journal of the Franklin Institute“. Phila delphia, Juni 1908, Vol. CLXV Nr. 6.