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Leiter des technischen Teiles Dr.-Jng. E. Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Verlag Stahleisen m. b.H., Düsseldorf. STAHL mm EISEN ZEITSCHRIFT Leiter des wirtschaftlichen Teiles Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäfstführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl- industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 18. 5. Mai 1909. 29. Jahrgang. Neue Methoden zur Berechnung von Kalibrierungen. Von W. Tafel Man hört vielfach die Ansicht äußern und findet sie auch in dieser Zeitschrift ver treten, daß die Kunst des Kalibrierens zurzeit noch ausschließlich auf das Gefühl angewiesen sei und sich der Rechnung vollständig entziehe. Dies ist nur bedingt richtig. Jeder einigermaßen geschulte Kalibreur berechnet die Kalibrierung z. B. eines Flacheisens im voraus mit einer Sicher heit und Genauigkeit, wie sie auf keinem Ge biet der Technik größer ist. Er weiß, daß bei diesem oder jenem Druck das Eisen in Nürnberg. (Nachdruck verboten.) (Alle Rechte vorbehalten.) Dicke des äußeren des inneren Teiles 5. (fertiges) Kaliber .... 16 8 4. Kaliber . . ..... 24 12 3. » 36 18 2. » 54 27 1. » 81 40,5 Je mehr Stiche wir vor dem ersten noch anordnen würden, um so höher würde der äußere so und soviel breitet, oder daß er eine gewisse Querschnittsverminderung geben kann, ohne daß das Walzgut schleift usw., und er ist danach in der Lage, die verschiedenen Formen der Vorkaliber, welche er geben muß, um die gewünschte Endform zu erreichen, im voraus zu bestimmen. Die Profile, welche derart auch bisher schon rechnerisch faßbar gewesen sind, können wesentlich kompliziertere Formen haben, als das angeführte Beispiel eines Flacheisens, solange sie nur die Be dingung erfüllen, deren Einhaltung für den Kalibreur stets das Ideal bleibt, daß alle Teile des Querschnitts gleiche Abnahme aufweisen. Ich nenne solche Abbildung 1. Kalibrierungen „reguläre“. Anders liegen die Dinge bei denjenigen Kalibrierungen, bei welchen diese Regel nicht eingehalten werden kann, ich nenne sie „irreguläre“ Kalibrierungen. Brovot gibt in seinem Werk „Das Kali brieren der Walzen“ in den einleitenden Be merkungen über die Formeisen als Beispiel eines solchen irregulären Profiles ein niederes [-Eisen 120X16X8 mm (Abb. 1). Von der Breitung und den notwendigen Abschrägungen usw. ist in der Zeichnung der Einfachheit halber abge sehen. Nimmt man für alle Profilglieder in allen Stichen eine Abnahme von 1/3 an und rechnet man wie üblich vom Fertigkaliber rückwärts, so ergeben sich folgende Dicken: XVIII.2, Teil, um so niedriger im Vergleich zu ersterem der innere ausfallen, um so mehr würden sich also die Profile von der Form eines Quadrat oder Flacheisens oder Spitzbogenkalibers ent fernen. Auf solche Formen allmählich zu kommen, ist aber eben, und zwar mit Rücksicht auf die Vor- und Blockwalzen, die Aufgabe der Kali brierung. Würde das Eisen ein Abgehen von der Regel der gleichen Querschnittsverminde rung in keiner Weise zulassen, so würden also derartige irreguläre Profile aus Quadrat- oder ähnlichen Vorwalzformen überhaupt nicht ge walzt werden können. In Wirklichkeit ist je doch ein Abweichen von dieser Regel möglich; aber die Schwierigkeit des Kalibrierens beginnt 77