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Anschließend an dieses Stahlwerk hat die Firma Jonas and Colver eine W alz Werksanlage gebaut, die zum Auswalzen der besseren Martinstahlsorten dienen soll und Blöcke bis zu 1500 kg auswalzen kann. Das Walzwerk ist eine Umkehrstraße mit zwei Gerüsten. Der Antrieb der Straße erfolgt durch eine dreizylin drige liegende Maschine von 5000 PSi mit Kolben schiebersteuerung. Die Maschine macht 160 Um drehungen in der Minute und arbeitet mit einem Dampfdruck von rd. 10 at. Der Dampf wird von vier Lancashirekesseln geliefert. Die Steuerbühne der Maschine ist so angeordnet, daß der Steuermann nicht nur die Maschine, sondern die ganze Walzenstraße übersehen kann, denn es sind auf dieser einen Platt form auch die Steuervorrichtungen der hydraulischen Apparate sowie die Kontroller der Walzenanstellung und einiger Rollgangsantriebe untergebracht. Die Maschine arbeitet direkt auf die in einem geschlossenen Gerüst gelagerten und in einem Oel- bade laufenden Kammwalzen aus Stahlguß. Das Vor gerüst besitzt zwei Blockwalzen (685 mm 0), von denen die obere hydraulisch ausbalanciert ist und durch Elek tromotor angestellt werden kann. Das Fertiggerüst besitzt ebenfalls zwei Walzen von 685 mm Durch messer, doch ohne Ausbalancierung der Oberwalze. Die Gerüste sind auf massiven gußeisernen Sohl platten montiert; alle Spindeln, Kuppelmuffen, Räder triebe usw. sind aus Stahlguß hergestellt. Sowohl vor als hinter den Gerüsten befinden sich elektrisch angetriebene Rollgänge. Vor dem Blockgerüst ist eine hydraulisch betriebene Blockkantvorrichtung an geordnet, die auch die Einführung der Blöcke in das richtige Kaliber besorgt. Am Ende des Rollgangs hinter dem Vorgerüst hat eine liegende Dampfschere Aufstellung gefunden, die Knüppel bis zu 255 mm [ zerschneiden kann. Das vorgeblockte Material wird durch eine hinter den Gerüsten befindliche, elektrisch angetriebene Schleppvorrichtung vom Vor- zum Fertiggerüst ge schafft. Der Arbeitsrollgang hinter dem Fertiggerüst ist durch einen Transportrollgang verlängert, in den eine Warmsäge eingebaut ist. Dieselbe besitzt ein Sägenblatt von 1,5 m Durchmesser mit elektrischem Antrieb durch Riemenscheiben sowie hydraulische An- Stellvorrichtung. Der schmale Transportrollgang er streckt sich längs des Warmbettes und hat an seinem Ende eine Knüppelschere, die im Bedarfsfalls statt der Säge in Tätigkeit tritt. Zwei hydraulische Krane schaffen die Blöcke aus den Wärmgruben zum Arbeitsrollgang vor dem Block gerüst, die weitere Bedienung des Walzwerks und der Rollgänge geschieht durch elektrische Laufkrane. Außerdem sind noch einige fahrbare Dampfkrane vor handen, die sowohl die Blöcke von den Vorräten zu den Wärmöfen schaffen als auch als Rangiermaschinen dienen, sowie drei Dampfschmiedehämmer verschie dener Größe. • Die hydraulischen Apparate arbeiten mit einem Druck von etwa 55 at, den ein besonderer Akkumu lator liefert. Ueberdies ist noch ein Luftkompressor vorhanden, der einen Niederdruckzylinder von 419 mm und einen Hochdruckzylinder von 254 mm Durchmesser besitzt und bei 203 mm Hub minütlich 5,66 cbm Luft von etwa 7 at liefert. Die gesamten Anlagen bestehen aus drei Haupt hallen, die je von einem elektrischen Dreimotoren laufkran bedient werden. Dieselben arbeiten mit einem Strom von 220 Volt Spannung und machen 400 Um drehungen i. d. Minute. Der Strom für sämtliche Elektromotoren wird dem städtischen Netz entnommen und durch einen Umformer auf die erforderliche Spannung gebracht. Bücherschau. Avebury, Lord: Staat und Stadt als Betriebs unternehmer. VomVerfassergenehmigte deutsche Ausgabe. Mit einem Geleitworte von Prof. Rich. Ehrenberg. Berlin 1909, Carl Heymanns Verlag. 1 •6. Lord Avebury, der erste dieses Namens, ist auch in Deutschland in weitesten Kreisen durch sein her vorragendes geschäftliches, wie vor allem öffentliches Wirken und hier besonders auf dem Gebiete der Selbstverwaltung, bekannt. Lord Avebury, als durch und durch „Liberaler“, vertritt in seiner vorliegenden Schrift entsprechende Glaubenssätze und stützt sich mit besonderer Vorliebe auf John Stuart Mill. Das Buch behandelt in elf Kapiteln die Pflichten und Verantwortlichkeiten der Ortsobrigkeiten, die Zu nahme städtischer Schuldenlast, Arbeitefragen, Woh nungsbau für die arbeitenden Klassen, Gewinn und Verlust, Wirkung des städtischen Gewerbebetriebs auf Privatunternehmungen, Eisenbahnen, die Interessen der Arbeiter, Vertretung ohne Besteuerung und Be steuerung ohne Vertretung. Das Buch endet mit einer Reihe von Vorschlägen. Dio vom Verfasser vertretenen Anschauungen sind vielfach zu „liberal“, als daß man ihnen völlig zustimmen kann. Wenn es auch lediglich englische oder Londoner Verhältnisse in der Hauptsache sind, die besprochen werden, so finden sich in der Schrift doch derartig mannigfache Gleichheiten, daß hüben wie drüben jedenfalls die größte Nutzanwendung aus diesen lichtvollen und hochinteressanten Ausführungen gezogen werden kann. Das aber ist, gerade für uns in Deutschland, von be sonderem, bleibendem Wert und größter Wichtigkeit, daß ein Mann von der öffentlichen Bedeutung Lord Aveburys dem allzustark werdenden sogenannten Muni- zipalsozialismus entgegentritt und dessen schädliche Wirkungen aufs kräftigste beleuchtet. Seit langer Zeit werden wir besonders im Deutschen Reiche immer wieder auf die „Uebertreibung des Erwerbsprinzips“ und namentlich auf die „zu rasche Entwicklung unseres Erwerbslebens“ durch Zeitungsarktikei und dergl. hingewiesen, so daß Prof. Ehrenberg in seinem Geleitwort mit vollstem Rechte bemerken kann: „Es ist Zeit, daß das deutsche Volk auch die andere Seite betrachtet.“ Möge dies durch die aufs wärmste zu empfehlende Lektüre der vorliegenden Schrift recht bald und oft geschehen, zu Nutz und Frommen des gesamten deutschen Staats- und Wirtschaftslebens! Dr. rer. pol. R. Kind. Jahrbuch für den Oberbergamtsbezirk Dortmund. Ein Führer durch die rheinisch-westfälischen Berg- und Hüttenwerke und Salinen in wirt schaftlicher und finanzieller Beziehung von Diedrich Baedeker. Achter Jahrgang. (1907 —1908.) Essen 1909, G. D. Baedeker. 12 J. Wenn das vorliegende Jahrbuch bei seiner ersten, vom Geh. Bergrat Dr. jur. Weidtman besorgten Aus gabe im Jahre 1893 nur den bescheidenen Umfang von 310 Seiten hatte, heute jedoch in einem statt lichen, 774 Textseiten zählenden Bande erscheint, so lassen sich fürdieseVermehrung des Inhaltes zweiGründe anführen: einmal das rasche Anwachsen der rheinisch westfälischen Bergbau- und Hüttenindustrie, über deren Unternehmungen das Buch in ebenso zuverlässiger Weise berichtet, wie über die mit ihnen im Zusammen-