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15. September 1906. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eigen. 1147 lediglich die Preisdifferenz bei dem Submissionszuschlag ausschlaggebend war, ist fraglich. Ich habe Portland zement der Fabrik Neustadt damals aus dem Handel aufgekauft und folgende Festigkeitszahlen erhalten: Zug Druck Portlandzement Marke „Neustadt“ Ohne Zusatz Neustadt Mit 30 o/o Hochofenschlacke .... 3 Tage W. L. 0 11 3 Tage W. L 7 125 7 Tage W. L. 6 12 7 Tage W. L. 9 15 28 Tage W. L. 11,2 25,9 28 Tage W. L. 15,7 24,1 7 Tage W. L. 94 136 7 Tage W. L. 96 132 28 Tage W. L. 147 183 28 Tage W. L. 176 213 Der Neustädter Zement entsprach also nicht ein mal den Normen. Bringt die Fabrik öfter eine der artige Ware in den Handel, so ist es nicht zu ver wundern, wenn andere Marken ihr vorgezogen werden. Dr. Goslich kritisiert die Auswahl der Gutachter durch das Gericht in der ihm eigenen ironischen Art und scheut sich nicht, Prof.Mathesius, der in der Streitsache zum Obergutachter ernannt war, eigennützige und unlautere Motive bei Abfassung seines Gutachtens zu unterstellen. Eine derartige Kampfesweise kann nicht scharf genug verurteilt werden. — Nicht ganz richtig ist ferner, wenn Dr. Goslich angibt, Dr. Michaelis und ich wären zu wesentlich entgegengesetzten Ansichten in unseren Gut achten gekommen.—Tatsächlich erkennt Dr. Michaelis in seinem Gutachten ebenso warm die vorzüglichen hydraulischen Eigenschaften der wassergranulierten Schlacke und des Eisenportlandzementes wie ich an; nur steht er in betreff des Namens Portlandzement auf einem andern Standpunkt. Dr. Goslich gibt weiter an, der Verein deutscher Chemiker hätte sich der Schlackenmischfrage zugunsten des Vereines deutscher Portlandzement-Fabrikanten angenommen, indem er den Artikel eines Hrn. Klehe, in der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ 1905 S. 933 abgedruckt habe. Sonderabdrücke dieses Artikels hatte Dr. Goslich für Interessenten zur Hand. Dr. Goslich vergaß aber ganz, zu bemerken, daß der Verein deutscher Che- miker in unparteiischer Weise und in Erkenntnis der Wichtigkeit der Schlackenfrage auch die Gegenpartei in seinem Vereinsorgan zu Wort kommen ließ, und daß die Ausführungen des Hrn. Klehe durch Dr. Otto Schwabe gründlich widerlegt wurden. Von diesem Aufsatz hatte Dr. Goslich merkwürdigerweise keine Exemplare mitgebracht. Der folgende Redner Dr. Dyckerhoff kam zu nächst auf seine vorjährigen vergleichenden Versuche mit Portlandzement und Eisenportlandzement zurück. Auch er behauptete, Eisenportlandzement verhalte sich an der Luft wesentlich schlechter, als Portlandzement. Dr. Dyckerhoffs Versuche stimmen aber absolut nicht mit den meinigen überein. Ich habe stets konstatiert, daß Eisenportlandzement sich bei allen Verarbeitungs weisen, mit Hochofenschlacke, Kalk, Traß, körnigem Sand usw. gemischt, dem gewöhnlichen Portlandzement analog verhält und die heutigen Normen, die zwar anerkanntermaßen sehr verbesserungsbedürftig sind, ebensogut zur Beurteilung von Eisenportlandzement wie von Portlandzement dienen können. Der Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten hat vor zwei Jahren vier Portlandzemente und vier Eisen portlandzemente vom Königlichen Materialprüfungsamt in verschiedenen Mischungen im Anlieferungszustand und nach dreimonatiger Lagerung prüfen lassen. Diese Resultate haben für den unparteiischen Beurteiler wenig Wert, denn die Probenahme ist nicht angegeben. Wie ich schon häufig hervorhob und wie allgemein be kannt ist, differieren die verschiedenen Portlandzement marken außerordentlich. Hat z. B. der Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten aus der großen Anzahl seiner Fabriken nur erstklassige Marken, vielleicht noch dazu unter vorheriger Angabe, zu welchem Zweck der Zement benutzt werden sollte, direkt aus den Fabriken bezogen, so ist es kein Wunder, daß der Eisenportland zement dem Portlandzement unterlegen ist. Daß sich der Verein deutscher Portlandzement-Fabrikanten behufs Erlangung des zu prüfenden Eisenportlandzementes direkt an die Fabriken gewandt hat, ist nicht anzu nehmen. . Dr. Dyckerhoff macht darauf aufmerksam, daß auf Veranlassung des Preußischen Ministeriums eine vergleichende Prüfung von Portlandzement und Eisenportlandzement stattfindet. Diese Prüfungen sind noch im Gang und sollen erst später veröffentlicht werden. Die Resultate werden noch geheim gehalten; wir müssen also abwarten, was die unparteiische Prüfung ergibt. Aus den von Dr. Dyckerhoff er wähnten Prüfungsresultaten des Königlichen Material- prüfungsamtes geht aber die interessante Tatsache ganz deutlich hervor, daß Eisenportlandzement das Lagern nicht schlechter, sondern wesentlich besser verträgt, als gewöhnlicher Portlandzement. Während die Eisenportlandzemente nach dreimonatlichem La gern in der 28 tägigen Druckfestigkeit nur 1 kg durch schnittlich einbüßten, verloren die Portlandzemente durchschnittlich 34,5 kg. In der Zugfestigkeit zeigen beide eine geringe Zunahme. Bekanntlich hatte Professor Gary in den „Mit teilungen aus der Königl. Techn. Versuchsanstalt“ 3. Heft 1903 aus einer Anzahl von Versuchen den Schluß gezogen, daß die Festigkeiten der Mischungen der Bindemittel mit Schlacke schnell abnähmen, wenn man das Gemisch längere Zeit lagern läßt, und daß sich dieser Unterschied am deutlichsten in der Druck festigkeit zeige. Es sei daher nicht nur nicht ver werflich, sondern sogar empfehlenswert, Mischungen mit Hochofenschlacke, wenn man solche verwenden wolle und verwenden könne, erst unmittelbar vor dem Gebrauch auf dem Bauplatz anzufertigen. Dieser Ausspruch des Professors Gary war natürlich Wasser auf der Mühle der Gegner des Eisenportlandzementes und ist von ihnen in den Fachzeitschriften in ergie- biger Weise ausgebeutet worden. Es ist deshalb für die Eisenportlandzement-Fabrikanten besonders wert voll, daß das Königliche Materialprüfungsamt, dessen Abteilungsvorsteher Professor Gary ist, jetzt durch seine Tabellen gerade das Gegenteil könstatiert, näm lich : daß Eisenportlandzement, also ein fabrikations mäßig hergestelltes Produkt aus gewöhnlichem Port landzement und Hochofenschlacke, das Lagern ganz vorzüglich verträgt. Untersuchungen über die Bestimmungen der Bindezeit und der Volumbeständigkeit des Portlandzementes. Die Kommission, die sich diesen Arbeiten zu unterziehen hat, hatte keinerlei nennenswerte Erfolge zu verzeichnen. Es ist ihr noch nicht gelungen, die Methoden, nach denen der Anfang der Abbindezeit des Zementes durch die Vicatsche Nadel oder durch den Fingerdruck bestimmt wird, durch einen zweck mäßig konstruierten, praktisch leicht benutzbaren Apparat zu verdrängen. Professor Gary zeigte der Versammlung im vorigen Jahre einige kleine sinn reich konstruierte Apparate, mit deren Hilfe er die Beobachtung gemacht hatte, daß der Zement stets in