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geladen werden mußten. Da sich auch der Absatz in unseparierten Kohlen hob und die Ausfuhr nur vorüber gehend durch den ungarischen Bahnarbeiterstreik eine Abschwächung erfuhr, so gestaltete sich der Versand auf sämtlichen oberschlesischen Gruben so lebhaft, daß an einzelnen Tagen nach den Osterfeiertagen die Eisenbahnwagen knapp wurden. Gegen Ende April trat jedoch eine Verschlechterung des Absatzes ein, welche das ganze Vierteljahr über anhielt. Auf den Oder-Umschlagstellen fehlte es zeitweise an Kahnraum, wogegen an einzelnen Tagen eine Überlastung der Umschlagstelle in Cosel eintrat, so daß die Wasser verladung nicht recht vorwärts kam. Die Bezüge von Hausbrandkohlen wurden naturgemäß und unter dem Einfluß der Konkurrenz von Briketts schwächer, und da auch der Versand von Grobkohlen viel zu wünschen übrig ließ, so mußte bald mit Eeierschichten gearbeitet werden. Schon in der zweiten Hälfte des Mai hatte die andauernd trockene Witterung ein starkes Abfallen des Oderwassers zur Folge, woraus sich zunächst eine Verteuerung der Wasserfrachten ergab, welche den Versand von Kohlen nach Berlin und Stettin be hinderte. Die Gruben wurden hierdurch um so emp findlicher getroffen, als auch die Staatsbahn mit Rück sicht auf ihre Vorräte in dieser Zeit den Bezug von Betriebskohlen einschränkte. Die Grubenbestände nahmen sehr erheblich zu, obwohl die Förderung be trächtlich geschwächt worden war. Im Juni führte das trockene Wetter zu einem vollständigen Stillstände der Schiffahrt auf der Oder, woraus sich für die Zechen eine überaus schwierige Situation ergab. Trotz häufiger Feierschichten mußte ein großer Teil der Erzeugung zur Halde gefahren werden. Da unter solchen Um ständen Kohlen auf weite Strecken mit der Bahn be fördert werden mußten, so stieg der Wagenbedarf der art, daß auch im Juni an einzelnen Tagen Wagen mangel eintrat, der die Gruben empfindlich schädigte. Diese Situation hielt bis zum Vierteljahrsschluß an. — Die Ausfuhr nach Österreich-Ungarn war ziemlich lebhaft, der Versand nach Polen dagegen außerordent lich schwach, da die Bezüge der Industrie bei der Geschäftsstagnation daselbst infolge des japanischen Krieges bedeutend eingeschränkt worden sind. Die Kohlenkonvention hatte die Vierteljahrs-Lizenz um 4 °/o eingeschränkt. Der Versand an Steinkohlen zur Haupt bahn betrug: im 2. Vierteljahr 1904 . . . 3 979 040 t im 1. „ 1904 . . . 4 203 450 t im 2. „ 1903 ... 3 855 470 t und war somit im Berichtsvierteljahr um 5,31 °/o ge ¬ ringer als im Vorquartal und um 3,21 % höher als im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Koksmarkt hat ebenfalls keine Besserung erfahren. Die Abnahme seitens der oberschlesischen Hochofen-Industrie blieb weiter auf eine geringe Menge beschränkt, und die Bezüge der polnischen Eisenwerke erfuhren eher eine Verminderung als eine Verstärkung. Unausbleibliche Folge hiervon war, daß trotz des erheb lich eingeschränkten Betriebes große Mengen Koks gestapelt werden mußten, und zwar neben Stückkoks besonders Würfelkoks und Nußkoks, welche Sorten weniger begehrt waren. Lediglich in Zinder und Lösche war die Erzeugung glatt unterzubringen. Seitens der Königlichen Bergwerksdirektion zu Zabrze ist mit Gültigkeit vom 1. Juli die seinerzeit widerruflich ge währte Preisbonifikation von 50 Pf. f. d. Tonne auf Kokskohle aufgehoben worden, wodurch eine Verteue rung der Selbstkosten entsteht, die die Absatzschwierig keiten in Zukunft noch vermehren dürfte. In Neben erzeugnissen des Kokereibetriebes lag das Geschäft erfreulicher; insbesondere schwefelsaures Ammoniak blieb bei stabiler Preislage begehrt, und größere Be stände sind in diesem Erzeugnis nicht vorhanden. Auch in Steinkohlenteerpech war die Nachfrage etwas besser als im vorhergehenden Vierteljahr, während sich der Preisstand noch nicht erhöhen konnte. In Benzol und Teer lag das Geschäft während des ganzen Viertel jahres sehr still und gegenüber den Vormonaten un verändert. Erzmarkt. In oberschlesischen Brauneisenerzen kamen größere Abschlüsse zustande. Die Verladung ging bei trockenem Wetter flott vonstatten, allerdings hauptsächlich aus dem Bestände, da die Förderung der schwierigeren Arbeiterverhältnisse wegen eingeschränkt werden mußte. Die Bezüge von ausländischem Material, in dessen Preisen keine Veränderung eintrat, nahmen wie alljährlich im Frühjahr ihren Anfang. Die viel fach gehegte Befürchtung, der russisch-japanische Krieg würde die Verfrachtung der südrussischen Eisenerze ungünstig beeinflussen, hat sich nicht bewahrheitet, vielmehr vollzieht sich der Eingang derselben genau so regelmäßig wie früher. Roheisen. Der stärkere Beschäftigungsgrad der Hütten nach der Gründung des Stahlwerks-Verbandes hat sich naturgemäß infolge des hervorgetretenen größeren Bedarfs an Roheisen auf die Hochofenwerke übertragen und bei Beginn des Vierteljahrs noch der artig starke Abforderungen gezeitigt, daß die Not wendigkeit hervortrat, die Erzeugung zu verstärken, um dem fühlbaren Mangel an Roheisen abzuhelfen. Die nicht in dem erhofften Maße sich vollziehende Aufwärtsbewegung ließ indes in dem weiteren Verlaufe den schlanken Abgang der gesamten Erzeugung nicht ermöglichen, da dieselbe durch das Anblasen von zwei neuen Ofen in zu starker Weise gesteigert worden ist. Hierzu kam noch, daß durch die immer wieder hervor tretende Konkurrenz der luxemburgischen Werke der Absatz nach den exponierteren Gegenden schwieriger wurde, zumal hier nunmehr auch der Westen, nachdem demselben das Absatzgebiet nach Amerika verloren gegangen ist, in den Konkurrenzkampf eingetreten ist. Unter diesen Umständen konnte die größere Aufnahme fähigkeit des oberschlesischen Marktes allein nicht eine Besserung der Erlöse herbeiführen. Dieselben stehen noch immer auf dem Niveau, das an die Selbstkosten heran reicht. Stabeisen. Die Besetzung der Walzeisenstrecken war eine recht befriedigende, und lag am Vierteljahrs schluß noch Arbeit auf Wochen hinaus vor. Der Ein gang an Spezifikationen ließ auch trotz der Sommer saison, die sonst nie ohne Einfluß auf die Arbeitsmenge bleibt, nicht nach. Draht. Auch in Drahtwaren war die Lage nicht schlecht. Die Kauflust war sehr lebhaft. Die mäßigen Mehrforderungen der Werke im Preise wurden willig angelegt, und hatten die Werke in allen Betriebs zweigen so reichliche Aufträge zu verbuchen, daß die für das dritte Vierteljahr übrigbleibenden Verbindlich keiten über die sonst um diese Zeit vorhandenen Arbeitsrückstände nicht unwesentlich hinausgehen und noch für geraume Zeit volle Beschäftigung sichern. Grobblech. Das Blechgeschäft hat, wenn auch durchaus noch nicht befriedigend, so doch unter den Einflüssen der allgemeinen Besserung, wenigstens in sofern einen Aufschwung erfahren, als die Nachfrage etwas lebhafter wurde und eine bessere Beschäftigung der Strecken eintrat. Allerdings fehlt noch viel, um einen normalen Betrieb ohne Feierschichten zu ermög lichen. Feinblech. Die Beschäftigung in Hand 1s- blechen war eine unzureichende, und nur infolge des Umstandes, daß ein großer Teil der Abschlüsse bis zum Vierteljahrsschluß ausspezifiziert oder ausgeliefert werden mußten, war es möglich, einen eingeschränkten Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Preise litten unter dem Kampfe zwischen dem Feinblechverbande und den außenstehenden Werken, insbesondere mit dem Eisen hüttenwerk Thale. Auch in Qualitätsblechen für Stanz- und Emaillierwerke sowie für die Fabrikation elek-