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1. Januar 1904. Protokoll der Hauptversammlung vom 20. Dezember 1903. Stahl und Eisen. 3 Ich darf wohl annehmen, daß Sie allen Schritten, die der Vorstand nach dieser Richtung unternommen hat, zustimmen und schlage Ihnen vor, die folgende Resolution anzunehmen: „Die heutige Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute erklärt im Hinblick auf die unzureichende Zahl der Lehrstühle für Eisenhüttenkunde an unseren Technischen Hoch schulen und Bergakademien und im weiteren Hinblick auf den Umstand, daß die Hilfswissenschaften zumeist in einer für den Eisenhüttenmann nicht geeigneten Weise gelehrt werden, eine entsprechende Erweiterung und Neuordnung des höheren Unterrichtswesens für das Studium der Eisenhütten kunde für unerläßlich. Die Versammlung ist der Ansicht, daß die Regelung dieser Angelegenheit um so schleuniger zu erfolgen hat, als hierin jahrelang nichts geschehen ist und, falls nicht baldige Abhilfe eintritt, unsere vaterländische Eisenindustrie Gefahr läuft, an ihrem wissenschaft lichen Ruf einzubüßen und Rückschritte im Kampfe mit dem ausländischen Wettbewerb zu erleiden.“ — Der zweite Band des von Hrn. Otto Vogel bearbeiteten „Jahrbuch für das Eisen hüttenwesen“ ist inzwischen erschienen und Ihnen zugegangen. Die allseitige Anerkennung, welche die beiden jetzt vorliegenden Bände gefunden haben, hat den Vorstand veranlaßt, die Weiterführung dieses Werkes zu beschließen. Die im Mai d. J. herausgekommene 5. Auflage der „Gemeinfaßlichen Darstellung des Eisenhüttenwesens“ hat so lebhafte Nachfrage gefunden, daß, trotzdem diesmal die Auflage die doppelte Höhe der vorhergehenden hatte, demnächst einer Neuauflage schon wieder näher getreten werden muß. Die von den beteiligten Vereinen eingesetzte Kommission zur Bearbeitung der Neuherausgabe des „Normalprofilbuchs“ hat sich inzwischen konstituiert und ihre Arbeiten aufgenommen; die selben sind in gutem Fortschreiten. Die Kommission für die Herausgabe eines Musterbuchs für den Feuerschutz von Eisen bauten hat die ihr gestellte Aufgabe erledigt; das Musterbuch ist druckfertig und wird dem nächst erscheinen. Die gemeinsam von der Schiffbautechnischen Gesellschaft und unserm Verein eingesetzte Kommission zur Beratung der Qualitätsfrage von Schiffbaumaterial ist im vorigen Monat zu- ammengetreten; sie ist zurzeit mit der Aufstellung des Arbeitsprogramms beschäftigt. Mit Ende dieses Jahres scheiden nach dem festgesetzten Turnus aus dem Vereinsvorstande aus die HH. Blaß, Bueck, Klein, Krabler, Lürmann, Macco, Massenez und Servaes. Bevor wir zur Wahl schreiten, ernenne ich die HH. Focke und Max Kirdorf zu Skrutatoren. Es ge langen Stimmzettel zur Verteilung, auf denen die Namen der zur Wahl vorgeschlagenen Mit glieder gedruckt sind; ich bitte Sie, diejenigen Namen, welche Ihnen etwa nicht genehm sein sollten, zu durchstreichen und durch andere zu ersetzen. (Bei der Stimmenzählung ergab sich einstimmige Wiederwahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder.) Damit wäre der Geschäftsbericht erledigt und ich bitte die Herren, die dazu das Wort nehmen wollen, sich zu melden. — Das Wort wird nicht gewünscht; dann nehme ich an, daß Sie mit der vorhin Ihnen vorgeschlagenen Resolution einstimmig einverstanden sind. (Bravo!) Nunmehr gebe ich Hrn. Geheimrat Wedding das Wort. Prof. Dr. H. Wedding, Geh. Bergrat, Berlin: M. H.! Gestatten Sie mir, in kurzen, deshalb aber nicht minder tief empfundenen Worten dem Verein deutscher Eisenhüttenleute zu danken für die Teilnahme, die Sie mir bewiesen haben, als der Ablauf meines 80. Lehrsemesters und meines 100. Semesters als Eisenhüttenmann in Berlin gefeiert wurde. Die liebenswürdigen Worte, die mir in Form einer ideal erdachten Adresse von den HH. Asthöwer und Dr. ing. Schrödter überreicht wurden, haben mich tief gerührt. Besonders liebenswürdig war es, daß für diese Adresse gerade das Bild der Titel Vignette von „Stahl und Eisen“ gewählt ist, daß dort die Leute, die sonst auf ihre Arbeit sehen, dem Worte des Professors in diesem Augenblicke horchten. M. H.! Es haben diese liebenswürdigen Ehrungen ihre Fortsetzung gefunden in Ihrem Zweigverein in Oberschlesien, der mir unverdiente liebenswürdige Geschenke dargebracht hat, ebenso wertvoll wie sinnig erdacht. Haben Sie für alles das meinen herzlichsten Dank und seien Sie versichert, daß die wenigen Jahre meines Lebens, die mir noch bevorstehen mögen, nur gewidmet sind dem Wohle der deutschen Eisenindustrie. (Lebhafter Beifall.) (Die Verhandlungen über Punkt 2 der Tagesordnung wurden hierauf zu Protokoll genommen und es folgten alsdann die beiden Vorträge, deren Wiedergabe wir uns für die nächsten Hefte Vorbehalten. An die Versammlung schloß sich, wie üblich, ein gemeinsames Mahl. Die Red.)