Volltext Seite (XML)
1386 Stahl und Eisen. Ofenbeschickung die beabsichtigte Schweiß- bezw. Walztemperatur hat, während der übrige Teil hiervon und ganz besonders aber die zweite viel später eingesetzte Chargenhälfte noch immer kälter ist und daher noch fortwährend Wärme aufzunehmen vermag und auch Wärme auf nehmen soll. Die unmittelbare Folge hiervon ist, daß bei dem früher beschriebenen Gas- schweißofen mit geteiltem Herde die Ausnützung des Brennstoffes eine viel weiter gehende ist und die Wärmeübertragung bedeutend flotter vor sich geht als bei den bisher gewöhnlich benützten Öfen. Diese letztere Tatsache bewirkt schließ lich auch noch, daß die Leistungsfähigkeit eines - Ofens mit abgeteiltem Herde f. d. Quadratmeter Herdfläche wesentlich größer ist als bei den alten Schweißöfen (vergl. Tabelle 5). Der Umstand, daß beim Betriebe eines Ofens mit abgeteiltem Herde bei normalen Verhält nissen kaum ein Moment eintritt, wo der Ein satz keine weitere Wärme mehr in sich auf nehmen darf, bringt den weiteren großen Vorteil mit sich, daß es beim Betrieb dieses verbesserten Gasschweißofens im Gegensätze zu den alten Ofensystemen nicht notwendig ist, während der Zeit des Herausarbeitens der Charge die Flammen temperatur durch Einleitung einer unvollstän digen Verbrennung künstlich herabzusetzen, um einen zu hohen Abbrand zu vermeiden, wodurch sich derselbe neuerdings außerordentlich vorteil haft von den bisher gebräuchlichen Öfen unter scheidet. Es kann und soll vielmehr ohne Unterbrechung die Feuerung so geregelt werden, daß stets eine möglichst sofortige vollständige Verbrennung des Gases mit der Sekundärluft erreicht wird; dadurch wird also bei Aufwand des selben Brennstoffgewichtes eine wesentlich größere Wärmemenge in dem Herdraume des Ofens mit geteiltem Herde erzeugt als bei den bisher ge bräuchlichen, oder, was auf dasselbe heraus kommt, ersterer verbraucht zur Erzeugung einer bestimmten Wärmemenge behufs Erwärmung eines gewissen Einsatzes durchschnittlich weniger Brennstoff infolge besserer Verbrennung der Heizgase. Aber selbst wenn, wie gegen Ende der Ausziehperiode, in der ersten Herdhälfte wenig oder gar keine Wärme ausgenützt werden kann, so treten die noch ganz heißen Verbrennungs gase über die Zwischenfeuerbrücke in die zweite Herdhälfte, finden die dort viel später eingesetzte zweite Hälfte der Charge in einer relativ noch sehr niedrigen Temperatur vor und können nun gerade infolge der hier obwaltenden großen Temperaturdifferenz zwischen den wärme abgebenden und wärmeaufnehmenden Körpern ihre Wärme am besten abgeben. In der Zeit, wo von der ersten Herdhälfte die Gase am kältesten abziehen, das ist un mittelbar nach dem Umsteuern der Flammen- 23. Jahrg. Nr. 24. richtung bezw. kurz vor dem Beginn des Heraus arbeitens , befindet sich gerade auf der andern Hälfte die soeben erst eingesetzte, also noch ganz kalte Charge; der Temperatur-Unterschied ist also, trotz der relativ niedrigen Temperatur der Gase, besonders in diesem Herdteile ein sehr großer, daher auch die Wärmeabgabe eine entsprechend rasche, weshalb die Verbrennungs produkte gerade während dieser Arbeitsperiode den Herdraum am meisten abgekühlt verlassen. Je weiter das Herausarbeiten der einen Hälfte der Charge fortschreitet, desto weniger Wärme kann in der ersten Herdhälfte vom Einsatz auf genommen werden und desto heißer gelangen die Verbrennungsprodukte in die zweite. Es steigt in dieser letzteren also nicht nur die Temperatur des Einsatzes, sondern es erhöht sich hier — im Gegensätze zu den alten Öfen — auch zugleich die Temperatur der Heizgase in diesem Ofenteile, was gleichfalls zur Folge hat, daß die Temperaturdifferenz eine relativ große bleibt. Wenn nun nach vollendetem Herausarbeiten aus der ersten Herdhälfte noch umgesteuert wird, so erfolgt abermals eine Steigerung der Flammen temperatur in der zweiten Herdhälfte, weil un mittelbar nach dem Umsteuern sowohl Gas als Verbrennungsluft höher erhitzt in den Ofenraum treten, und wir haben gerade auf jenem Herd teil und während jener Arbeitsperiode, auf welchen bezw. während welcher der Einsatz die höchste Temperatur erreichen soll, auch die höchste Temperatur in den Verbrennungs- gasen. Wie schon aus dem Gesagten ungefähr zu entnehmen ist, trägt der Schweißofen mit ge teiltem Herde in sehr bedeutendem Maße auch dem Gegenstromprinzip Rechnung, indem der heißere bereits vorgewärmte Teil der Ofen beschickung stets auf der Seite des Eintritts der Verbrennungsgase in den Ofenraum, also möglichst nahe an der Wärmequelle liegt und die kalte Beschickung immer in jenem Ofenteile eingesetzt wird, wo die bereits, wenigstens teil weise, abgekühlten Verbrennungsgase abziehen. Hat dieser Teil der Charge durch Wärme aufnahme von den Abgasen aus der ersten Herd hälfte eine gewisse Temperatur erreicht, so wird er infolge des Wendens der Flammenrichtung den heißen Gasen, überhaupt der Wärmequelle, sozusagen nähergerückt, wodurch eben die ent gegengesetzte Bewegung der zu erwärmenden und der wärmeabgebenden Körper erzielt wird. Der Betrieb des Gasschweißofens mit geteiltem Herde unterscheidet sich also auch in dieser Beziehung ganz außerordentlich vorteilhaft gegen über jenem des alten Schweißofens , indem ersterer, was den Brennstoffaufwand anbelangt, schon aus diesem soeben erwähnten Grunde allein viel ökonomischer arbeiten kann und muß als letzterer. Einiges über Gas-Schweiß- und Wärtnöfen.