Volltext Seite (XML)
ACHT RUHMREICHE TAGE DER LEICHTATHLETIK Die deutsche Olympia-Expedition mit ihren Führern vor der Abfahrt nach New York, auf dem Deck des Lloyd-Dampfers „Europa“. 5. August William A. Carr war der volkstümlichste Athlet der Spiele. Das will viel besagen, denn er besiegte einen Kalifornier, einen anderen Volksliebling Ben Eastman im 400-Meterlauf und beide Hefen phantastische Weltrekord zeiten (46,2 und 46,4). An diesem Tage stand aber viel leicht Ralph Hill, der dem Finnen Lauri Lehtinen bis ins Ziel der 5000 Meter einen mitreißenden Kampf lieferte noch mehr im Vordergrund der Volksgunst. Er übersteigerte seine eigene Bestleistung um eine halbe Minute und brachte die größte Überraschung der ganzen Spiele. Der Indianer Wilson Charles schien der kommende Zehnkampfsieger zu werden. 6. August Dieser Tag gehört unbestritten dem Amerikaner James Bausch aus Kansas, Sohn eines Deutschen und einer Französin. Er siegte im Zehnkampf mit einem nur noch als phantastisch (doch deshalb keineswegs unüberbietbar) zu bezeichnenden Weltrekord. Achilles Järvinen und der Deutsche Eberle belegten die nächsten Plätze. Ohne irgendwie dazu getrieben zu werden, wirklich spielend und teilweise sogar verhalten verbesserten die amerika nischen Staffeln über 4x100 und 4X400 Meter die Weltrekorde. Im 5000-Meter-Hindernislauf ließ man eine Runde zuviel rennen. Iso-Hollo gewann „beidemale". 7. August Man muß ihn als den Höhepunkt des Olympia bezeichnen, auch wenn man wie wir es hier tun, nur die Leicht athletik berücksichtigt, Juan Zabala gewann den Marathonlauf. Die Amerikaner verbesserten ihre Staffel rekorde vom Vortag und die Damenstaffel gesellte einen neuen Weltrekord hinzu. Mildred Babe Didrikson wurde durch die wenig fähigen Funktionäre der FIAA um einen dritten Sieg gebracht (die Amerikaner hatten mit der sportlichen Leitung und Beaufsichtigung der Kämpfe nichts zu tun, was man leider manchmal merkte). Die Didrikson lieferte Frl. Jean Shiley ein Hochsprung duell, wie es spannender kaum zu denken ist. Sie sprangen beide glatt in neue Weltrekordhöhen, wobei Didrikson bei 1,67 m sich schon jenseits der Latte befand, als sie durch Anstoßen des Fußes an den Pfosten die Latte zum Herabfallen brachte. Jetzt begann das Stechen, das plötzlich beendet wurde. Man setzte Frl. Didrikson an zweite Stelle, weil man nun auf einmal fand, daß sie regelwidrig sprang. Der überwundene Rekord. Man spannt immer neue Bogen in seine Schreibmaschine, der Western-Union-Boy bringt immer neue Telegramm biankette angeschleppt. Man klappert so schnell man irgend kann, man lugt nach rechts und links, spitzt Ohren und Bleistift, man zieht sich die Kämpfer aus dem un geheuren Stadion-Kessel mit einem Fernglas auf Greif weite nahe vor die Augen ... man kommt doch kaum mit. Ein Rekordregen ergießt sich über uns, ein Wolkenbruch eher denn nur ein Regen. Dort spießt eine Speerspitze, schlägt ein Diskus ein-, zwei-, dreimal die Rekordmarke um, wirft sie immer weiter hinaus. Dort überspringt sie einer. In vielen Vorläufen fallen die Höchstleistungen, und fast jeder folgende Lauf verbessert sie aufs neue, rennt den eben erst geborenen Rekord auch schon wieder zu seinen Vorläufern in Grund und Boden. Die Leichtathletik erbrachte 16 (in Worten sechzehn) neue Welt- und 25 olympische Rekorde. Diese Zahlen,