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Jede Woche erscheint eine Nummer. Lithographrrte Beilage» und in den Tert gedruckte Holzschnitte nach B.cdürfniß. — Bestellun gen nehmen alle Buch handlungen, Postäm ter und ZeiinngS-Erpedi- zionen Deutschlands und des Auslandes an. AbonnemcntspreiS im Eisenbahn-Zeitung. Organ -er Vereine deutscher Eisenluchn-Verumltungen und Eiseubahn-Cechniker. Buchhandel 7 Gulden rhei nisch oder 4 Thlr. prcuß. Cour, für den Jahrgang — Einrnckungsgcbühr für Ankündigungen L Sgr. für den Raum einer gespalte nen Prtitzeilc. — Adress e: „Rcdakzion der Eisenbahn- Zeitung" oder: I. B. M etzlcr'scheBuchh and- lung in Stuttgart. HZ. Jahr. 2N. Zuli MZ8. Nro. 'Z^A. Eisenbahnban. Rupperts neues patcntirtes System von Gitterbrücken aus halbrunden Hohlzylinderstäben. — Die König lich Bayerischen Verkehrsanstalten. (Schluß.) — Zeitung. Inland. Oesterreich. Ausland. Großbritannien, Rußland. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Ankündigungen. Eisrnbühnbau. Ruppert's neues patentirtcs System von Gitterbrücken aus halbrunden Hohlzylindcrftäben. Erstmals angewendet bei der Eypel- und Granbrückc in Ungarn. (Mit lithographlrter Beilage Nr. 3.) Am 10. Juli d. I. hatte die Aufstellung des einen der beiden 502 vsterr. Fuß -e- 158,6 Meter laugen und 22,1 österr. Fnß — 6,9tz Meter hohen eisernen Gitterträger der — zwei äußere Flnßöffnungcn non 141 östcrr. Fuß nebst einer mittleren von 180 Fuß — überspannenden Eiscnbahnbrücke über die Eypel zu Szobb bei Gran in Ungarn in Anwesenheit des General-Direktors der österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft Herrn Maniel, so wie des kaiser- > lichen Inspektors der Central-Eisenbahubau-Direkzion Herrn Hofmann und des j kaiserlichen Geueral-Jnspekzions-Kommissärs Massiczeck nebst vielen österr. Ingenieurs unter der persönlichen Leitung des Bau-Direktors der Staats-Eisen bahn-Gesellschaft Herrn Ruppert und des ausführenden Ober-Ingenieurs Herrn Schmidt, mit dem besten Erfolge im Verlaufe Yon circa 2 Stuudeu statt. Der Träger wurde hierbei aus seiner horizontalen Lage, in welcher er auf dem Lande, in der Verlängerung der Vrückenachse in einer 560 Fuß laugen und 36 Fuß weite» Werkstatt- angefcrtigt worden war, nach Abtragung letzterer, und nach Herstellung einer starken 30 Fuß hohen und seitwärts mit schief einge- rammren Pfählen gehaltenen 520 Fuß langen Pfahlwand — durch eine Auf hebung um einen Viertelökreis mittclfk 24 Stück Hebkrahuen in vertikale Stellung gebracht. In etwa 14 weiteren Tagen, welche zur Vollendung der uöthigen Ver packung und Versteifung mittelst eines leicht durchbrochenen dreieckigen Holz- piisnraS erforderlich werden, von welchem die Drcieckhöhe durch den Träger selbst gebildet wird, und dessen Grundfläche auf je 3 Rollen, welche in Entfernungen von 100 Fuß auf festen Pfahljochen angebracht werden, fortbewcgt wird, soll sodann der Träger auf sei» Lager, auf den beiden Landscsten und den 2 Fluß pfeilern, herübergerollt werden. .Die mit Trägern von erheblich geringerer Höhe und Länge vorgenommeuen ähnlichen Transporte bei den schweizerischen Gitterbrücken haben vielfache Be wunderung hervorgerusen, um so mehr wird hier diese Art des Transports bei einer so bedeutenden Höhe des Gitters von 22.1 Fuß und bei 502 Fuß Länge ! ein hohes technisches Interesse darbicten. In 3 bis 4 weiteren Wochen wird di- Aufstellung des zweiten Trägers ! nachfolgen. Die Konstrukzion der hier zur Anwendung gekommenen Gitter balken selbst unterscheidet sich sehr wesentlich von der bisherigen Gitterbildung dadurch, daß nicht Flachstäbe'oder 1? Eisen das Gitter bilden, sondern daß die Gitterstrcben aus gewalzten halbrunden Hohlzylindern, mit beiderseitigen in der Richtung des Durchmessers augswalztcn geraden Flanschen, bestehen. Au den KrcuzuugSpunkten der Gittcrstäbe gehen durch diese und durch eine dazwischen gelegte Platte 4 Stück zollstarke Nieten, welche mit der größten Ge nauigkeit abgedreht und in das sorgfältig zylindrisch mit der Reibahle ausge- ricbene Bohrloch mit großer Gewalt eingefchlagen und daun kalt vernietet weiden. Durch diese höchst kräftige Verbindung der Stäbe bei der Ucbcrkreuznng, un Verein mit dem hohen Grad von Tragkraft und Stei figkeit, welche der halbrunde Hohlzylindcr bei einem Minimum des Materialaufwandes sowohl nach der Länge als seitlich gewährt, wird eine unendlich vereinfachte und kousolidirte Konstrukzion erzielt, indem i durch dte erreichte sciMche Versteifung mittelst der Hohlzylindcr und die b-deu- j teude rückwirkende Festigkeit dieser, die Gefahr einer Verbiegung des Trägers i aus der Vertikalen gänzlich beseitigt wird. und hierdurch die sonst bei Gitter brücken deßhalb angebrachten vertikalen besonderen Versteifungen als überflüssig gänzlich Wegfällen. Ans dem gleichen Grunde können aber auch nunmehr sehr große Maschen von 6 bis 10 Fuß Diagonallänge gebildet werden, wodurch natürlich gegenüber von der sonst angewandten Gitterbildnng eine sehr beträcht liche Ersparuiß cintritt. Außerdem empfiehlt sich die Konstrukzion durch ein sehr elegantes Acußcre, indem die Rundstäbe und Hohlzylindcr sehr nervig und kräftig und gleichwohl sehr gefällig ausseheu. Die Ersparuiß an Material ist so bedeutend, daß der kaufende Fuß der Konstrukzion für den gesammten Eisensberban der vorliegenden Brücke mit 2 Geleisen nicht mehr als 16 Zentner Eisen beträgt, wobei sämmtliches Ma terial, bei einer zufälligen Belastung von 24 österreichischen Zentnern pro Cur- rentfuß, mit 80 Zentner pro Quadratzvll österr. Duodezimakmaß (6fache Sicher heit gegen Bruch) in Anspruch genommeil wird, während er für die gleichen Spannweiten mittelst bisheriger Gitterkonstrukzion pro Cnrrentfuß mindestens 24 Cent, erfordern würde; es beträgt somit der Minderanfwand an Gewicht und Kosten allerwcnigstens ein Drittel. Diese Ersparuiß nimmt aber nament lich für sehr große Spannweiten durch die bedeutende Verminderung des Eigengewichts, die ihrerseits wieder eine leichtere Konstrukzion des Gitters selbst zuläßt, in sehr günstigem Verhältniß zu, und ergibt sich nach angestellten Be rechnungen für Spannweiten von 500 Fuß bis 600 Fnß zu nahezu der Hälfte der nach der bisherigen Konstrukzion erforderlichen Kosten. Das Walzen dieser Stäbe hat ferner selbst auf eine sehr bedeutende Länge — hier wurde» sie bis zu 34 Fuß lang gefordert — nicht die mindeste Schwie rigkeit gehabt, und hat das Barou Neichenbach'schc Hüttenwerk in Ternitz bei Gloggnitz sämnittiche Gittcrstäbe nach diesem Profil, sowohl für die Eypclbrücke als für die Graubrucke bei Gran — letztere ebenfalls mit 3 Oeffnungen, wo von die mittlere 160 Fuß und die Scitenoffnungen je 136.8 Fuß messen, die ebenfalls noch in diesem Jahre vollendet werden wird — in ausgezeichnet schöner und guter Qualität aus steirischem Eisen dem Bauübcrnchmer dieser Brücken Herr» Martieusen von Biedermannsdorf geliefert. Es dürfte daher diese Konstrukzion als ein weiterer wichtiger Schritt für den Brückenbau, insbesondere für große Spannweiten, zu betrachten seyn. Das Verdienst der Erfindung gebührt dem dermaligen obgenannten Central- Bandircktor der Oesterreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft, welcher als frü heres Mitglied der Großherzoglich Badischen Eisenbahn-Direkziou den Bau der Kinzigbrücke bei Offenburg entworfen und ausgefuhrt hat, und den seine dort gemachten Beobachtungen, die während eines ganzen JahreS bei jedem Zuge stattgchabten Messungen und die schätzbaren dabei gesammelten Erfahrungen, zu dem vorliegenden glücklichen Resultat seiner deßfallsigc» fortgesetzten Forschungen geführt haben. Der große Vvrtheil sehr steifer Gittcrstäbe — mit viel größeren Maschen als bisher üblich, bei Wegfall aller sonstigen vertikalen Absteifungen — welcher Hrn. Ruppert schon bei der Kinzigbrücke (die sich inzwischen auf das Voklkommeuste b-i einem 5jährigen Gebrauch bewährt hat), als Grundgedanken geleitet hat (siehe Försters Bauzeitung, Jahrgang 1853, Seite 173), hat sich inzwischen — wie in dem ungezogenen Aufsatz Seile 182 mit voller.Bcstimmthcit vorausgesagt ist, entschiedene Anerkennung errungen, und führen wir hiezu die Boync-Vrücke bei Drogheda an, wo die Anerkennung dieses Prinzips erstmals mit in die Augen springenden Formen praktische Verwirklichung gefunden hat, wenn auch dort eine weniger anzuempfehleudc Versteifung der Gitterstäbe durch auf di- Flach stäbe aufgenietetc Winkeleifeu, und zur Erzielung der uöthigen Tragkraft und Steifigkeit der Träger ein aus je 2 Doppelgitteru gebildetes Parallelopiped, das aber unten, namentlich dem Schnee, Eis und Regen, keinen Abgang ge währt und daher den Keim baldigen Ruins durch Orydazion des untern Nm- fassungspkrhmens in sich trägt, für die Gitterbalkcn zur Anwendung gekommen ist. Alle diese Nachtheile sind bei der vorliegenden Gitterkonstrukzion vermieden