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Das Thema dieses Finale ist spielerisch, ausgelas sen und übermütig. Immer wieder sind nach Rondo manier Seitensätze eingeschoben. Und immer kehrt anschließend dieses federnde, springende, tanzende, hüpfende Hauptthema wieder - am Schluss immer langsamer und leiser werdend, bevor zwei kräftige Akkordschläge den Schlusspunkt setzen. Damit en det dieses grandiose Werk genau so ungewöhnlich wie es begonnen hat. Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Es war ein großes Konzert, ein besonderes dazu. Ganz Wien war an diesem 8. Dezember 1813 auf den Beinen, um durch den Kauf einer Eintrittskarte oder bei der anschließenden Sammlung etwas zum Bes ten der in der Schlacht von Hanau am 30. November des gleichen Jahres verwundeten österreichischen und bayerischen Soldaten zu tun. Der Hofmusicus Mälzel hatte die Benefizveranstaltung organisiert, und die berühmtesten Wiener Komponisten und Ins trumentalisten waren mit von der Partie: Schuppan- zigh, Romberg und Spohr sah man unter den Gei gern; Moscheies wirkte mit; die Kanonen- und Ge wehrsalven für Beethovens aus Anlass des Sieges von Wellington komponierten Schlacht bei Victoria, die bei diesem Anlass uraufgeführt wurde, organi sierte an Mälzeis Panharmonikum Hofkapellmeister Salieri; Hummel und Meyerbeer schlugen die Pau ken - Meyerbeer so, dass Beethoven, der an diesem Abend dirigierte, immer wieder über dessen zu spät kommende Einsätze schimpfte. Bei diesem denkwürdigen Konzert wurde auch Beet hovens 7. Sinfonie erstmals aufgeführt. Spohr er innerte sich: „Die neuen Compositionen Beethovens gefielen außerordentlich, besonders die Sinfonie in A-Dur; der wundervolle zweite Satz wurde da capo verlangt. Er machte auch auf mich einen tiefen, nachhaltigen Eindruck.“ Mit diesem Konzert begann Beethovens große Po pularität. Neben der Programmatik und Bildhaftig keit der vier Jahre zuvor entstandenen 6. Sinfonie, der Pastorale, nimmt sich dieses Werk neu und völlig anders aus. Zwar knüpft es in seiner hellen, heiteren, unbeschwerten Art an die 1., 2. und 4. Sinfonie des Komponisten an, geht aber, insbesondere im rhyth mischen Bereich, weit über das hinaus, was die Schwesterwerke in dieser Beziehung geboten hatten. In Fachkreisen und bei der Kritik stieß die Siebte vielfach auf Ablehnung. Man wusste mit dem Neuen, Unbekannten nichts anzufangen. Die Themen seien nicht in sich geschlossen, sondern auf Entwicklung angelegt. Überhaupt habe Beethoven in diesem Werk auf die übliche Thematik verzichtet. Friedrich Wieck, der Vater Clara Schumanns, der bei der ers ten Probe für dieses Werk dabei war, erzählte, dass die Sinfonie, namentlich in den Ecksätzen, „auf Ken ner und Laien“ den Eindruck gemacht habe, als sei sie „in trunkenem Zustand“ geschrieben worden; außerdem sei sie „arm an Melodien“. Dieses Urteil ist schon bald gründlich korrigiert worden - nicht nur von der Begeisterung der Zuhörer bei der Urauf führung während jenes denkwürdigen Konzerts am 8. Dezember 1813, sondern 36 Jahre später auch von Richard Wagner, der über Beethovens Siebte den berühmt gewordenen Satz sagte: „Diese Sinfo nie ist die Apotheose des Tanzes.“ Die Teilnehmer des Wiener Kongresses, der mit dem Ende der Napoleonischen Kriege einige Jahre lang in der Donaumetropole tagen und tanzen sollte, hörten Beethovens Siebte gleich zwei Mal: am 29. Novem ber sowie am 2. Dezember 1814. Wenig später wird Beethoven Ehrenbürger von Wien, den „von Ange sicht zu Angesicht zu schauen sich alle ausländi schen hohen und höchsten Gäste wünschen“, wie es in einer Zeitung damals hieß. Nach dem „titanischen Kampf gegen das Schicksal“, wie er in der Fünften ausgefochten wurde, nach „der ländlichen Heiterkeit“ der Sechsten folgt nun mit der