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Werkbeschreibungen Der Beethoven-Forscher Thayer hat die Egmont-Ou- vertüre wie folgt programmatisiert: „Der größte Teil der Ouvertüre - die Einleitung und das Allegro des Dreivierteltakts - kennzeichnet den Gegensatz zwi schen brutaler Gewalt und flehentlicher Klage, zwi schen den spanischen Tyrannen und den geknech teten Niederländern. Kurz vor dem Viervierteltakt in F-Dur fällt durch einen scharfen Schwertstreich Egmonts Haupt. Eine unheimliche, knapp gehaltene Überleitung der Holzbläser, die Vergeltung naht, und bald erklingen schmetternd die Fanfaren der Frei heit. Es geht also um denselben, von Beethoven so geliebten Grundgedanken wie im Fidelio'.“ Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 Das Jahr 1806 gehörte zu den fruchtbarsten Schaf fensjahren im Leben Ludwig van Beethovens. Hier entstanden die drei Quartette, die unter der Opus- zahl 59 im Werkkatalog zusammengefasst und dem Grafen Rasumowsky gewidmet sind, dazu die 4. Sin fonie und das 4. Klavierkonzert sowie das Violinkon zert in D-Dur, um das der erste Geiger des Theaters an der Wien, Franz Clement, Beethoven gebeten hatte. Beethoven kam diesem Wunsch nach und spielte mit seiner Widmung auf dem Titelblatt des Werks augenzwinkernd auf die Bitte an: „Concerto par Clemenza pour Clement“ - Konzert aus Barm herzigkeit für Clement. Da Beethoven mit der Komposition des Werks nicht rechtzeitig fertig wurde, erhielten der Solist Franz Clement, zu seiner Zeit vielfach als „größtes Wun derkind nach Mozart“ gefeiert, sowie das Orchester die Noten erst am Morgen des Aufführungstages. Nahezu ohne Proben, also gewissermaßen vom Blatt, musste das Werk nun am Abend des 23. De zember 1806 aus der Taufe gehoben werden. Mag sein, dass dieser Umstand der Wiedergabe anzuhö ren war, obwohl die Kritiker durchweg Clements 13 Spiel rühmten. Der hatte im weiteren Verlauf des Abends mit einer „Sonate auf einer Saite mit umge kehrter Violine“ dafür gesorgt, dass seine virtuosen Fähigkeiten im schönsten Licht erstrahlten. Das Violinkonzert Beethovens kam hingegen nicht so gut weg. Die Kritiken waren alles andere als po sitiv. Zwar stellten einige Rezensenten „manche Schönheiten“ fest, merkten irritiert aber an, dass „der Zusammenhang oft zerrissen scheine und die unendlichen Wiederholungen einiger gemeinen Stel len ermüden könnten“. In der Wiener Theaterzeitung hieß es gar: „Man fürchtet, wenn Beethoven auf die sem Weg fortwandelt, so werden er und das Publi kum übel dabei fahren.“ So galt das Werk in den fol genden Jahren und Jahrzehnten den Interpreten als undankbar. Es ist das Verdienst des großen Geigers Joseph Joachim, Beethovens Violinkonzert Mitte des 19. Jahrhunderts für den Konzertsaal wiederentdeckt zu haben. Heute gilt das Werk als das klassische Vio linkonzert schlechthin. Der erste Satz, ein Allegro ma non troppo, beginnt ungewöhnlich: mit vier leisen Paukenschlägen, die in der Folge motivischen Charakter annehmen und zu einem Grundstein des gesamten ersten Satzes wer den. Die Exposition dieses Allegro ist ungewöhnlich lang. Hier werden ausführlich die verschiedenen Themen vorgestellt, ehe der Solist mit aufsteigen den Oktavgängen in das Geschehen eingreift. Höhe punkt des Satzes ist eine Kadenz, die Beethoven selbst geschrieben hat. Das Larghetto eröffnen die Streicher mit einer Melo die, die dann von den Klarinetten und Hörnern auf gegriffen wird. Im weiteren Verlauf entwickelt sich dieser Satz zu einem intensiven Dialog, zu einem Zwiegesang zwischen dem Orchester und dem So listen: verhalten, innig, traumverloren. Das zweite Thema erinnert an eine Melodie aus Beethovens Oper Fidelio. Auch am Ende dieses Satzes steht eine Kadenz, die nahtlos überleitet zum abschließenden Rondo, einem kecken Allegro-Satz.