EINFÜHRUNG JJ Es ist üblich, das Schaffen von Ludwig van Beethoven in drei Perioden einzuteilen, und anders als bei vielen anderen Künstlern wirkt bei ihm die Einteilung in frühe, mittlere und späte Werke nicht aufgesetzt. Natürlich kann man keine scharfe zeitliche Trennlinie zie hen, es gibt Grenzfälle: z.B. die zweite Sinfo nie, oder an der Schwelle zum Spätwerk das f-Moll-Quartett op. 95 und die Klaviersonate A-Dur op. 101. Ohne Frage gehören die drei Werke des heutigen Programms zur mittleren Periode. Sie zeichnen sich durch starke Indi vidualität aus, wenden sich aber an ein großes Publikum, nicht nur an einen Zirkel von »Ein geweihten«. Die Ouvertüre zu Egmont ist Teil einer Schauspielmusik, die Beethoven 1809/10 für eine Neuinszenierung von Goethes 1788 ge schriebenem Trauerspiel am Wiener Burgthe ater komponierte. Neben den Musikstücken, die Goethe dort ausdrücklich forderte, sei es in Regieanweisungen (z.B. eine »Siegessinfo nie« für den Schluss) oder noch konkreter als Lied und Melodram, komponierte Beethoven auch eine Ouvertüre und Zwischenaktmusi ken. Er nahm die Aufgabe sehr ernst, bemüh te sich, sein Bestes zu geben, und versäumte darum den Termin. Seine Musik war zur Premiere noch nicht fertig, erst bei späteren Wiederholungsaufführungen ab dem 15. Juni 1810 wurde das Drama in der beabsichtigten Version gespielt. Egmont gehört zu den eher selten gespielten Stücken Goethes, darum ist auch Beethovens Musik zu diesem Stück ziemlich unbekannt, mit Ausnahme der Ou vertüre, die im Konzertsaal heimisch wurde. 1809, als Österreich nach zwei Niederlagen gegen Napoleon um seine staatliche Souverä nität bangen musste, war Egmont ein aktueller