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Michael Sanderling empfand den Umgang mit Musik stets als selbstver ständlich und völlig „normal“. Es bedeutete für ihn keine Last, denn er konnte und wollte sich dem nicht ent ziehen. Aus der Not heraus wurde er ein gefragter und beim Publikum sehr beliebter Cellist. Da er bis zum kind lichen Alter von 4 Jahren immer noch nicht richtig sprechen konnte, machten sich seine Eltern große Sorgen. Ein recht feinfühliger Arzt erklärte ihnen, dass sie sich keine Sorgen machen soll ten, fürs Fließband würde es allemal reichen, aber die Eltern kamen zu dem Entschluss, dass er sich dann eben musikalisch ausdrücken sollte. Sie gin gen zu einem Geigenbauer, um für ih ren Sohn eine Kindergeige zu erwer ben. Dort hing jedoch gerade ein klei nes Cello, das eigentlich für Jan Vogler, dem jetzt weltweit gefragten Cellisten und Intendanten der Dresdner Musik festspiele bestimmt war. Da der Gei genbauer nicht rechtzeitig fertig ge worden war, war es für den inzwischen gewachsenen Jan zu klein. Michael Sanderling übte nun darauf fleißig und hatte bereits mit etwa 12 Jahren den Wunsch, die Musik zu seinem Beruf zu machen. 1986 spielte er - 19jährig - beim „Fest der Jungen Talente“ zum ersten Mal Cello im Leipziger Gewandhaus und sprang dann „todesmutig“ für einen erkrankten amerikanischen (oder kana dischen) Cellisten ein. Er hatte zwar schon einige Wettbewerbserfolge zu verzeichnen (ARD-Musikwettbewerb München, Bach-Wettbewerb Leipzig, Maria-Canals-Wettbewerb Barcelona), wunderte sich aber, warum gerade er gefragt wurde. Von dem zu spielenden Cellokonzert von Saint Säens hatte er nur den 1. Satz studiert und war am Schluss erleichtert, dass es - aus seiner Sicht - nicht zum Fiasko gekommen war. Schlecht kann es aber nicht gewe sen sein, denn wenig später rief ihn Kurt Masur an, ob er zum Probespiel ins Gewandhaus kommen wolle, da gerade eine Solostelle vakant war. Damals galt (neben der Dresdner Staatskapelle) das Gewandhausorche ster als „Olymp“ für einen Musiker und er „wagte“ den Schritt. Dort wurde er herzlich aufgenommen und „pädago gisch wertvoll erzogen“. Alles, was er für Orchesterspiel gelernt hat, hat er dort gelernt. Hinzu kam, dass sein Lehrer, Joseph Schwarz, kein trockener Theoretiker war, sondern ihm vor allem die Methodik des Cellospiels vermittelt hatte. Mitunter musste er im Gewandhausorchester Stücke ohne Probe spielen. Es war für ihn ein schwerer Entschluss, als Solocellist zum Rundfunk- Sinfonieorchester nach Berlin zu gehen, wo er 12 Jahre lang wirkte. An der Hochschule für Musik Berlin, wo er studiert hatte, erhielt er eine Pro fessur für Cellospiel und konnte die von seinem Lehrer gelernte Methode