Volltext Seite (XML)
Die Komponisten und ihre Werke • Anton Bruckner und seine 5. Sinfonie „Doch nur Symphoniker“ Bruckner hat seine Fünfte nie gehört Berühmt und erfolgreich, ja manchmal sogar legendär war Anton Bruckner als Organist. Und hier war er grundlegend vertraut mit den Werken Bachs: Die Kunst der Fuge, das Wohltemperierte Klavier oder speziell die Orgelchoräle dienten als Studienobjekte wie als Zeugnisse höchster satztechnischer Meisterschaft. Seine „Fünfte“ bezeich nete Bruckner gern als sein „Kon trapunktisches Meisterwerk“. Der „Meister“ wurde allerdings später Richard Wagner für Bruckner, ihn ver ehrte er besessen nach einer erlebten Aufführung des „Tannhäusers“, ihm widmete er „unterthänigst“ eine Sinfonie. Als Organist, der selbst in Paris und London erfolgreich konzertierte, nahm Bruckner auch Bach-Werke in sein Programm auf. Als Komponisten ent wickelten sich die beiden Musiker kon trär: Bach wechselte mit dem Antritt des Amtes als Thomaskantor von der weltlichen zur geistlichen Musik als Schaffenszentrum, für Bruckner verlief der Weg vom Organisten und Lehrer am Stift in St. Florian hin zur Kom ponistenlaufbahn in Wien und zur gro ßen Sinfonie. Mit Brahms verband Bruckner das Schicksal, eigenen Ansprüchen als Sinfoniker „nach Beethoven“ zu genü gen: Seine erste gültige Sinfonie beendete er erst im besten Mannesalter. Etwa in diesen Tagen, nämlich 1867, erlebte er ein Konzert mit Beethovens 9. Sinfonie. Das Prinzip „Von der Nacht zum Licht“ ist ja hier exempla risch und dramaturgisch unübertreff lich mit dem Chorfinale gelöst. In sei ner „Fünften“ erleben wir heute die Brucknersche Umsetzung dieser Ent wicklung einer instrumentalen „Final- Sinfonie“. Bruckner sah sich, wie er als knapp Siebzigjähriger schrieb, als „doch nur ausschließlich Symphoniker, dafür habe ich mein Leben eingesetzt, und auch meine Auszeichnungen erhalten.“ JIKTOK BRUCKNER.