r DRESDNER PHILHARMONIE Zu musikalischen Aspekten Die Komposition ist in 9 Abschnitte bzw. Sätze gegliedert. Das volle Orchester ist nur in 6 und der Chor sogar nur in 3 bzw. 4 Sätzen (die kur zen Einsätze im 111. Abschnitt mitgezählt) be schäftigt. Zwei Interludien, das eine vor der Dresdner Katastrophe (13. Februar 1945) einge schoben, das andere nach der Hiroshima-Kata strophe (6. August 1945), sind der Altflöte und dem Schlagzeug anvertraut. Der eigentümlichs te Satz der Komposition, der VIII., wird von So pran, 2 Trompeten und Schlagzeug ausgeführt. Bereits dieser ständige Wechsel von Besetzung, Klangfarbe und Ausdrucksgehalt verleiht jedem Satz einen eigenen Charakter, dem ganzen Werk aber eine hohe innere Differenziertheit und Viel stimmigkeit - stärker vielleicht als Hosokawas Hiroshima-Oratorium. Der ständige Perspektiv wechsel zwischen dem Vorabend des Ersten Weltkriegs, als Georg Trakl seine Verse schrieb, und den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs, zwischen Augenzeugenberichten aus Dresden und Hiroshima, dazu noch der wild einfallende Zornesruf des Angelus Novus - all das findet sei ne Spiegelung in einer Vielstimmigkeit, deren Spannungen durch Korrespondenzen, wiederhol te Spiegelungen und Variation desselben musi kalischen Materials überbrückt werden. Der Hö rer muss unterschiedliche Deutungsperspektiven aus wechselnden Hörpunkten einnehmen, um der Ungeheuerlichkeit des von Menschen Verüb ten wie auch der Beständigkeit des Gezeiten wechsels der Natur inne zu werden. Meditative Betrachtung wird hier gefordert, aber auch das Motorisch-Emotionale wird durch Klangentfal tung und rhythmische Energien unmittelbar an gesprochen. Seinem Ideal eines intuitiven, aus dem Unbewussten geschöpften und zugleich in tellektuell kontrollierten Komponieren ist Hoso- kawa vielleicht nie näher gekommen als hier.