herabblickende Engelsgestalt - mit einem Blick von außen, aus einer anderen Welt auf dieses Feld der Zerstörung. Hosokawa hatte auch schon recht präzise Vorstellungen davon, wie Scholems Verse gesungen werden mussten: von einem oder zwei Sopranen, begleitet von Trompeten, scharfund dissonant im Tone der Anklage, ja mit einer gewissen zornigen Wildheit. Hinweisen deutscher Freunde folgend, stieß Hosokawa dann auf die Dichtungen von Georg Trakl. Die Trakl-Vertonungen durch An ton von Webern (op. 13 u. 14) gehörten schon immer zu seinen liebsten Vokalkompositionen des 20. Jahrhunderts. Webern hatte einige der von Trakl unter dem Eindruck des Ersten Welt kriegs geschriebenen Verse in eine Musik von äußerster Gespanntheit und expressiver Ab straktheit verwandelt und in einen dichten po lyphonen Diskurs mit kleinem Instrumentalen semble verwoben. Unter Trakls Dichtungen fanden sich auch eine Reihe von Gedichten auf die vier Jahreszei ten, darunter mehrere Herbst-, Winter- und Frühlingsgedichte. Diese Verse gewannen in den kommenden Monaten beim wiederholten Lesen offenbar eine immer stärkere Magie, und der Zyklus der vier Gedichte erschien Hosokawa wie eine vom Dichter selber intendierte, nur zufäl lig nicht realisierte Form. Je näher man die Ver se des nun zugrunde gelegten Gedicht-Zyklus betrachtet, desto mehr Parallelen, Ähnlichkeiten und Variationen desselben Materials lassen sie erkennen. Hosokawa bemerkte, dass in allen Versen jeweils Vorahnungen des Schrecklichen, des »Untergangs« zu finden seien, so scheinbar idyllisch sie zunächst auch anmuteten. Die ihm aus der zenbuddhistischen Tradition vertraute Verschränkung des Schönheits- mit dem Ver gänglichkeitsbewusstsein schien hier unter an deren Prämissen verwirklicht. Walter Benjamin (1892-1940)