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225 Freitag dm A September. 1880 Amtsblatt der Assig!. AmtshauMmmschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtralhs M Vandenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Bormittags 10 Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene Corpuszetle oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbctrag 20 Pf. Eom- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Feld- und Wiesen-Verpachtung. Nächsten Montag, den 27. September l. IS., sollen 1, von Vormittags 8 Uhr an 13 Scheffel in der 2. Parzellenreihe am sogenannten Ochsenberge, 2., von Nachmittags z» Uhr an 2 Grasplätze bei der Fabrik von I. M. Müller's Erben, die Grasrän der am Rathsteichdamm, 1 Feldstück beim Pichschuppen, die Seewiese und der Sauplan, sowie das ehemalige Apothekerfeld oberhalb des Burk- hardt'schen Hauses an der Altenhainer Straße im Versteigerungswege an Ort und Stelle verpachtet werden. Versammlung: Vormittags bei Miersch's Zimmerplatz, Nachmittags: bei der Fabrik von I. M. Müller's Erben. Frankenberg, den 22. Septbr. 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. Kr. Bekanntmachung. Die der Gemeinde Niederlichtenau gehörigen Wiesengrundstücke, Dorf aue und RudelSgrund, sollen nächsten Sonntag, den 28. Sep- tember l. I., von Nachm. 3 Uhr an parzellenweise auf die Zeit von Mich. 1880—86 an den Meistbietenden verpachtet werden. Zugleich werden einige Teiche auf dieselbe Zeit mit verpachtet. Sammelplatz beim Gemeindehaus. Niederlichtenau, den 22. Septbr. 1880. , , _ Kühn, G.-V. Badeanstalt. Die städtischen Badeanstalten in der Zschopau und im Mühlgraben werden Ende dieser Woche geschloffen. Frankenberg, am 23. Septbr. 1880. Der BadeanstaltSausschuH. Bekanntmachung. Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß Frau Johanne Chri stiane Teufel von der König!. Amtshauptmannschaft zu Flöha als zweite Hebamme für die unterzeichneten Ortschaften verpflichtet wor den und daß dieselbe ihren Wohnsitz in Niederlichtenau genom men hat. Die Gemeindeverwaltungen zu Nieder- und Oberlichtenau, Merzdorf und Ortelsdorf. I. A.: L. »iile», Gem.-Vorsts Der Congreß der deutschen Social- demokraten in der Schweiz. Endlich erfährt man also, was auf dem Con greß der deutschen Socialdemokratie am 20. bis 23. August im alten Schlöffe Wyden bei Ossin- gen, Canton Zürich, verhandelt worden ist. Als Sammlungsort war Winterthur angege ben, von da aus wurden die Ankömmlinge nach jenen bisher unbewohnten, für die Congreßzwecke eigens gemietheten und hergerichteten Räumen geleitet. Die sogenannte „friedliche Umgestal tung" und der „gesetzliche Weg" seien, wie die Gesammtpartei selbst jetzt offen erklärt, nie an ders aufgefaßt worden, als daß man auf fried lichem, gesetzlichem Wege die vorgesteckten Ziele verfolgen wolle, so lange dies überhaupt möglich. Nicht Schuld der Partei, sondern die ihrer Feinde sei es, wenn solche reformatorische Entwickelung verhindert werde. In der Sitzung vom 22. wurde durch einstimmigen Beschluß aus dem Gothaer Programm von 1875 das Wort „gesetzlich" gestrichen, nachdem alle Redner sich für Weglassung ausgesprochen. Gegenüber dem „infamen Gesetze" vom 21. Octbr. 1878, das jede loyale (!) Agitation verhindere, sei es ein Un sinn und eine Heuchelei, das Wort stehen zu lassen. Bei der geradezu „niederträchtigen Art", wie man gegen die Partei vorgehe, sei nun jedes Mittel zum Ziele recht. Das müsse offen ausgesprochen werden. Die Frage „Schutz- zoll oder Freihandel" gelangte zu keinem Be schlusse, die Parteileitung ward jedoch als grund sätzlich richtig bezeichnet. In der 5. Sitzung ward beschlossen: wie die deutsche Socialdemo kratie allen auf Befreiung der Völker vom so cialen und politischen Druck gerichteten Bewe gungen ihre volle Sympathie entgegenträgt, so thut sie dies auch den für die Befreiung der Russen wirkenden „Nihilisten" gegenüber, obwohl sie deren Taktik für Deutschland nicht geeignet finde. In der 6. Sitzung beschloß man, außer ¬ halb Deutschlands eine Verkehrsstelle zu schaffen, welche die „Verbindung mit den Hruderparteien des Auslandes" fördert. Auch ein Parteiarchiv soll in Zürich begründet und Flugblätter her ausgegeben, jedoch in Deutschland von Heraus gabe neuer Blätter abgesehen werden. Den deutschen Genossen wird empfohlen, die nächsten Wahlen für Reichstag, Landtag und Commu- nen aus allen Kräften zu betreiben, namentlich Bearbeitung der Wahlkreise und Geldsammlun gen. In allen Kreisen solle man, ohne Rück sicht auf die Zahl der Gesinnungsgenossen, selbst ständig vorgehen und eigene Candidaten auf stellen, bei Stichwahlen sich der Wahl enthalten. Außer den bereits eroberten Kreisen werden 21 weitere als officiell erklärt. Am Schlüsse ward noch die Jnternationalität aufs stärkte betont und die Beschickung des bevorstehenden Weltcon- gresses durch zwei deutsche Vertreter angeordnet. Eine Menge Zustimmungserklärungen waren von deutschen, schweizerischen, holländischen, bel gischen, französischen, ungarischen, polnischen und russischen Socialisten eingegangen. Eine Zu schrift der russischen Socialisten in Genf nennt die deutschen „die Vorboten und Gründer des wissenschaftlichen Socialismus", und bezeichnet ihre Organisation, Solidarität und DiSciplin anderen Ländern als Muster. Sobald „die Stunde schlage", würden sie, die Russen, nicht zögern, ihre Solidarität zu beweisen. Angesichts dieser, aus dem Schooße der Par tei für die Oeffentlichkeit bestimmten Mittheilun- gen läßt sich — auch ohne daß wir zu wissen brauchen, was im engsten Kreise der obersten Führer noch mündlich verabredet sein mag — wohl erkennen, was geplant wird. — Und die allgemeine Weltlage, die immer noch nicht völlig genesenen industriellen und commerciellen Ver- Mniffe, der das Haupt mehr und mehr em porhebende RadicaliSmus in Frankreich, die Un ruhen in Irland und so manches Andere ist ohne Frage einer Partei günstig, welche Unfrie den und Unheil zu säen trachtet. UebrigenS konnte Jeder, der die Entwickelung der Social demokratie nur seit etwa fünf Jahren offenen Sinnes verfolgt hat, nicht in Zweifel sein, daß sie eine politische und sociale Revolution vorbe reiten will, und daß die Leiter sehr wohl be greifen, wie wenig eine solche sich auf parlamen tarischem Wege vollziehen kann. Hätte das So- cialistengesetz der „gesetzlichen" Propaganda, welche bis dahin in großartigem Stile und mit augenfälligem Erfolge durch 60 Zeitblätter, zahl lose Flugschriften, Vereine, Neiseagenten rc. be trieben wurde, keine Schranken gesetzt, so wür den aller Wahrscheinlichkeit nach die socialdemo-K Irakischen Stimmen in den verschiedenen Ver-V tretungskörpern dermaßen zugenommen haben,H daß die Phantasie der meisten Parteigenossen das neue Weltreich nahezu fertig vor der Thür gesehen hätte, alles wäre da fein säuberlich, friedlich, ohne Blutvergießen zugegangen. Seit zwei Jahren zeigte sich nun aber, daß zwar die alten Anhänger vorläufig noch festhielten, der Gewinn neuer jedoch schwieriger geworden war; demnach war zu befürchten, daß viele Hinter männer ungeduldig werden und keine Beiträge mehr leisten würden. So ward denn beschlossen, die Maske ganz abzuwerfen. Ob die gefaßten Beschlüsse nun auch so bald praktische Folgen haben werden und welche? — Ergehen wir uns hier darüber in keine Vermu thungen, hoffen wir indessen, daß in der deut schen Presse endlich die Schlummerlieder vom „Zerfall der Partei" oder ihrem „merklichen Rück gang" verstummen, und vor Allem, baß die Gesellschaft ihre Arbeit an socialen und wirthschaftlichen Verbesserungen rüstig fortsetze! OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 23. September 1880. ff Diejenigen Mannschaften, welche im Jahre 1875 der Ersatzreserve 1. Klaffe zugethetlt war«