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138 Tag^, ^ß/ Dienstag, de» 13 Juni. 188V. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königt. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Frankenberg, Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Adends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags IO Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf. für die gespaltene Corpus-eile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratcnbetrag 2» M. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberemlommen. Wir erinnern daran, das; die Ausgabe des Blattes in der Expedition nicht vor je ;7 Uhr Abends erfolgen kann, da die Abfertigung der Boten und der Postexemplare derselbe» vorhergehen mutz. Wir bitten die betr. Abonnenten, freundlichst darauf Rücksicht nehmen zu wollen. Viv I xpkvltlui» Sv» I^r«»L«i»Il»vinAvr VsKvI»!. Donnerstag, den 17. Juni 188V, findet von Vormittags 9 Uhr an öffentliche BezirksauSschuß- sitzung im hiesigen Verhandlungssaale statt; Tagesordnung ist im Canz- leigebäude angeschlagen. Königliche AwtshauptmannschaftFlöha, am 12.Juni 1880. In Stellvertretung: vr. Rumpelt, Bez -Aff. Dch. I. ^OtkvILuns, 1. Mittwoch, den 16. Juni L. «V Abends 8 Uhr Hebung. Sammeln: Rathhaus. Der Brandmeister - Stellvertreter. Bekan«tmach«ng. Künftigen Mittwoch, den 1«. Juni d. I., Nachmittags 7 Uhr sollen in dem Kühnert'schen Local circa 30 Meter Strasten- steine zu fahren verdungen werden. Nähere Bedingungen werden zuvor bekannt gemacht. Mühlbach, 14. Juni 1880. Die Gemeindeverwaltung. Anzahl von verbotenen Schriften beschlagnahmt, gleichzeitig aber eine Anzahl hochwichtiger Briefe, Listen und Adressen vorgefunden, welche auf die Colportage verpönter socialistischer Schriften Be zug haben. — Bei der Preisvertheilung der internationa len Weltausstellung zu Sydney sind auf Sachsen 82 Preise gefallen und zwar 28 erste, 27 zweite, 17 dritte, 10 vierte Preise. — Endlich hat man den Verfertiger der fal schen Zehngulden-Noten, die in den sächsisch-böh mischen Grenzorten die Geschäftsleute lange in Aufregung erhalten haben, erwischt und verhaf tet; leider ist derselbe ein Sachse und zwar ein Lithograph Schäffer aus Mittelweigsdorf. Ne ben den Zehngulden-Noten coursirten auch fal sche Zweimarkstücke; vor einigen Wochen sind auch die Verfertiger dieser Falsifikate — zwei Böhmen — eingesteckt worden. — Der Rsichstagsabgeordnete Hasselmann, so schreibt die Dr. Abendztg., welcher bekanntlich mit seinen Fractionsgenossen zerfallen ist, sucht sich nun an seinen früheren Parteigenossen zu rächen, indem er in seinem Blatte die Reichs tagsabgeordneten Bebel, Liebknecht und Auer, owie die Herren Garve und Derrossi denuncirt, Gelder sür die Berliner Ausgewiesenen gesam melt zu haben. Zu gleicher Zeit fordert er „in OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 14. Juni 1880. f Der aus Ottendorf bei Mittweida gebürtige 18jährige, wegen schweren Diebstahls schon mit 1 Monat Gefängniß vorbestrafte Dienstknecht Karl Ernst Meier, welcher am 30. April d. I. das Wohnhaus des sog. Augutes zu Gunners- dorf in Brand steckte, um sich dadurch Unter kommen in einer Strafanstalt zu verschaffen, da mit aber die Zerstörung des ganzen Gutes her beiführte, wodurch der Landesimmobiliarbrand- kaffe ein Schaden von 9670 M. erwachsen ist, wurde am Sonnabend von der Strafkammer I des kgl. Landgerichts Chemnitz zu Zjähriger Ge- fängnißstrafe verurtheilt. -s Zu unserer auf Grund einer Correspondenz im Leipz. Tgbl. gebrachten Mittheilung über den Handarbeiter Grünert aus Schönborn wird uns von den Angehörigen mitgetheilt, daß der Ge nannte wohl todt in der Zschopau aufgefunden worden ist, jedoch nicht festzustellen sei, ob Selbst mord oder Verunglückung vorliegt. — In der Sonnabends-Nr. ist in der Meldung über die Fischer'sche Schwurgerichtsverhandlung nicht tz 144, sondern tz 177 zu lesen. — Die Zahl der activen gewerblichen Bier brauereien Sachsens beträgt nach den dem im letzten Reichstag vorgelegten Gesetzentwurf über die Erhöhung der Brausteuer beigefügten Anla gen 700 und es entfällt je eine solche Brauerei auf 21 Quadrat-Kilometer und 3944 Bewohner. In einer Brauerei werden durchschnittlich an Malz und Malzsurrogaten verbraucht jährlich 1488 Centner und an Bier gewonnen 4371 Hectoliter. Die Gesammtmenge des gewonnenen Bieres betrug im Jahre 1877^1878 3,059758 Hectoliter, wovon 1,844627 Hectoliter obergäh- riges und 1,215131 Hectoliter untergähriges Bier waren. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen demnach 110,8 Liter Bier, wovon 66,8 Liter obergähriges und 44 Liter untergähriges Bier. — In voriger Woche wurde in Dresden ein Congreß der deutschen Hutfabrikanten abgehalten; als Neuheiten für die Herbstsaison wurden meist flachköpfige Modelle erwählt. — Die Dresdner Polizeidirection hat am vori gen Freitag eine Haussuchung bei verschiedenen dasigen Socialistenführern, sowie in der Redac tion und Expedition der socialdemokratischen „Dresdner Abendzeitung" vornehmen lassen. Die Suche galt verbotenen Schriften, insbeson dere der in letzterer Zeit in Dresden und über haupt in Sachsen umfänglich verbreiteten Most'- schen „Freiheit". Es wurde nur eine geringe Aus ilM (FrnlMleben ätzls Grätz. 3. Die moderne Perserin.*) Von A. von Schweiger-Lerchenfeld. Perste», daS einstige Eulturland, der AuSgangS- punkt welterschütternder historischer Ereignisse; das Land, dem Welt-Eroberer und mächtige Könige ent sprossen waren, und das späterhin die Heimstätte bedeutsamen poetischen Schaffens wurde — diese uralte Pflanzstätte westastatischer Cultur ist heute ein armseliges, verkommenes Land. Zwar fehlt eS nicht an jenen Paradiesen, welche einst die persischen Dichter zu überschwänglichem Lobe be geistert haben; ein großer Abschnitt des Gesammt. gebieteS aber besteht aus Sand- und Felsboden, aus Wüsten und Steppen, und mit der Cultur in den westlichen Bergdistricten, in denen auch alle größeren Städte (wie Hamada», TabriS, Isfahan, SchiraS, Kirmanschah) liegen, ist es nicht weit her. Auch di« extremen klimatischen Unterschiede — der *) Aus dem interessanten Werke: „Das Frauenleben der Erde" von A. von Schweiger-Lerch-nfeld in 20 Heften (K 60 Pf. -- ZO Kr>; A. Hartleben's Verlag) mit LOO Illustrationen, entnommen. Perser selbst sagt von seinem Lande: „Iran liäftä- kliw llareü", daS ist: „Iran hat sieben Klimate" — sind ein großer Uebelstand. Wenn man men- schenleere Thäler durchwandert hat, oder Flüssen, die im Steppensande oder in der Sandwüste sich verlieren, gefolgt ist, dann ist'ö immer eine Art Erlösung, die man mit dem Betreten jener Oasen findet, wo sich Saatfelder dehnen, Hyacinthe» und Rosen blühen und die Nachtigall schlägt — Alles wie zu Hafiz' und Dschami'S Zeit. DaS Familien- und Geschlechtsleben der Perser ist im Allgemeinen jenes nach dem bekannten mo- hamedanischen Muster zugeschnittene. Auch der Schiile sperrt seine Frauen hinter die Haremsgitter, nachdem er dieselben durch Zahlung größerer oder kleinerer Summen an die Eltern gewissermaßen käuf- lich erworben. Zwar sind Eheverbindungen aus Neigung selbstverständlich nicht ausgeschlossen; in der Regel aber verbindet der Perser mit dem Be griffe „Liebe" etwas ganz Anderes, als wir Euro- päer, trotz der herrlichsten Dichtungen seiner Nato- naldichter, in denen jenes Wort eine so große Nolle spielt. In dieser letzteren Beziehung hat man sich übri genS seit jeher ganz besonders auf'S Jnterpretiren verlegt. Noch heute muß die Geistlichkeit, um die Oben des Hafiz dulden zu können, sich bemühen, ste mystisch umzudeuten. Man erklärt den Wein für den „Glauben", den Rausch als die Ekstase, in welche die Bewunderung deS Allerhöchsten versetzt, die Liebe als ein Symbol für Gott, und derglei chen mehr. Mit den lyrischen Anwandlungen der Perser dürfte eS demnach jedenfalls seine guten Wege haben, doch dürften diese dennoch eine Stufe höher stehen als die suniZschen Türken. Sehen mir uns nun den Lebenslauf des Mäd chens, beziehungsweise der Frau etwas näher an. Die Mädchen legen zumeist vom neunten Jahre ab den Schleier an, das heißt, ste dürfen sich in die sem Alter außer dem Hause nicht mehr mit freiem Gesicht zeigen. Man könnte diesen Moment als eine Art Volljährigkeits-Erklärung ansehen, denn die Perser haben eS mit der Verehelichung ihrer Kinder sehr eilig, namentlich wenn sie den unteren Ständen angehören. Der hauptsächlichste Grund zu solcher Eile liegt darin, daß ein hübsches Mäd- chen für arme Ellern ein lebende« Kapital bildet, da« ehemöglichst einzulössn alle Wünsche und Hoff-