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Der Weltkrieg. Im Westen geht es gleichfalls vorwärts, wenn auch nicht in demselben schnellen Tempo wie zur Zeit auf dem östlichen Kriegsschauplätze. Sind wir aber hier erst am Ziele angelangt, so dürfen wir auch auf franzö sischem Boden der baldigen Entscheidung entgegensehen. Alle die vereinzelten und zerstreuten Operationen, aus denen der Laie sich schwer rin anschauliches Bild machen kann, werden sich dann zu einem einheitlichen Ganzen zusammen fügen und als dankenswerteste Vorbereitung für den end gültigen Sieg darstellen. Für den Augenblick haben Regengüsse, die den Boden aufweichten und die Wege un passierbar machten, in Flandern zu einer Stockung der Truppenbewegungen und sonstigen militärischen Aktionen geführt. Gleichwohl konnten wir nördlich von Arras, das zwischen Lille und Amiens gelegen ist, kleine Fortschritts machen. Eine Niederträchtigkeit sondergleichen war die heimtückische Inbrandsetzung unseres Kriegslazaretts in Lille, wobei nur das eine erfreulich ist, daß es rechtzeitig gelang, alle Verwundeten in Sicherheit zu bringen. Hoffent lich wird der englische oder belgische Mordbrenner ergriffen werden. Die amtlichen Pariser Meldungen von Fortschritten der Franzosen im Argonnenwald werden in dem jüngsten Bericht unseres Großen Hauptquartiers mit der kurzen Be merkung abgetan, daß die Franzosen schon seit längerer Zeit in den Argonnen keinen Angriff mehr unternommen haben, daß wir dagegen fortgesetzt, wenn auch langsam, an Boden gewinnen. Bei dem im Argonnenwalde ge legenen Orte Malancourt, östlich von Varennes und nord westlich Verdun, nahmen wir einen französischen Stützpunkt, dessen Besatzung zum größeren Teile fiel. Der Rest, einige Offiziere und etwa 1öO Mann, wurden gefangen genommen. Die Bedeutung des gewonnenen Stützpunktes geht aus der Zähigkeit seiner Verteidigung hervor. Ein französischer Angriff jüdlich davon, in der Nähe von Nancy wurde abaewiejen. Die Verfolgung der Russen. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz nützt unser General feldmarschall v. Hindenburg den Durchbruch durch die feind liche Front nach Kräften und mit vollem Erfolge aus. Er setzt den fliehenden Feinden nach und heftet sich unmittelbar an ihre Fersen. Dabei verloren die Russen, deren Verluste an Toten und Verwundeten in der Durchbruchsschlacht schon ungewöhnlich stark gewesen waren, schon am ersten Tage ihres fluchtartigen Rückzuges etwa 5000 Gefangene und 16 Geschütze und Munitionswagen. Unsere Ostarmee Ist also auf dem besten Wege, die russische Hauptmacht zu zerreißen und völlig zu vernichten. Bisher war die Ver folgung des Feindes vom vollen Erfolge gekrönt; der end gültigen Entscheidung dürfen wir mit höchster Zuversicht rntgegenschauen. Ein Durchbruch durch die feindliche Fron» wirb stets dadurch erschwert, daß er sich schließlich gleichzeitig nach drei Seiten wenden muß. In der Front stehen die in den ersten Kämpfen geschlagenen und zurückgeworfenen Truppen, von denen man immer annehmen kann, daß sie erneut wieder Halt machen und Widerstand leisten werden. Die beiden Flanken sind den feindlichen Gegenangriffen aus gesetzt, und die ganze vormarlchierende siegreiche Abteilung kann leicht konzentrisch angegriffen werden. Aus diesen Er wägungen heraus ist vielfach behauptet worden, daß bei der großen Tragweite der modernen Geschütze ein Durchbruch großen Stils überhaupt unmöglich sei. Gleichwohl ist er bei Lodz gelungen und bisher mit ausgezeichnetem Erfolge ausgenützt worden. Das war, wie der militärische Mitarbeiter der „Voss. Ztg." nachweist, nm möglich infolge der überlegenen Taktik des Feldmarschalls o. Hindenburg. Dank ihrer hatten unsere Feldgrauen in der Front nur geschlagene Truppen vor sich, die 'zu keinem ernsthaften Widerstande mehr befähigt waren, in der rechten Flanke durch den siegreichen Ausgang des Gefechtes bei Petrikau vollkomen gesichert, konnten sie nunmehr mit aller Kraft gegen den linken Flügel der nördlichen russischen Heeresgruppe in der allgemeinen Richtung auf Warschau vorgehen. Dadurch konnte der eingeleitete Durchbruch der russischen Front voll burchaefübrt werden. Es ist anzu- ! nehmen, oatz auch dle bei Petrikau befindlichen verbündeten Truppen nicht stehen bleiben, sondern in südlicher Richtung ihren Stoß gegen die russische Flanke weiter fortsetzen werden und dadurch die Russen von ihren natürlichen Rück zugstraßen auf Iwangorod abschneiden werden. Dev „russische Sieg" bei Lodz, den die Londoner Blätter zu verkünden wissen, hat in England und Frankreich Zubelstürme ausgelöst. Manche der Blätter scheinen bis Petersburger Siegesmeldung ehrlich zu glauben, andere scheinen daran zu zweifeln, was sie aber beileibe nicht aus sprechen. Zü den letzteren gehören z, B. die „Times", die über einen langen Artikel die Überschrift stellen: „Die Ruffen in Lodz siegreich". Hat man aber den spaltenlangen Artikel burchgelesen, so erkennt man nichts, was die Überschrift unterstützt, Es wird lediglich in rührseliger Weise erzählt, daß die Deutschen ihr Spiel verloren geben mußten, da sibirische Truppen trotz eines ununterbrochenen Marsches von 60 Meilen sofort nach ihrer Ankunft in der Gegend von Lodz darauf bestanden, in der Nähe gelegene wichtige Höhen zu stürmen, die von den Deutschen besetzt gehalten wurden. i Deutsche und Oesterreichev Schulter an Schulter. Die großen Entscheidungskämpfe in Russisch-Polen und Westgalizien haben nach amtlicher Wiener Meldung die bis herige Waffenkameradschaft der deutschen und österreichisch- ungarischen Truppen zum allerinnigsten Zusammenarbeiten verstärkt. Bei der Einnahme von Lodz kämpste österreichisch ungarische Kavallerie inmitten der deutschen Armee. In den Kämpfen an der Warthe hotte eine deutsche Armee die Position zwischen zwei österreichisch-ungarischen Armeen und operierte gemeinsam mit ihnen; in Westgalizien, wo jetzt die Offensive erfolgreich eingesetzt hat, unterstützt ein deutscher Truppenverband das Heer der Verbündeten. Die Öster reich-Schlesien und Galizien passierenden deutschen Soldaten fanden bei der Zivilbevölkerung die denkbar herzlichste Auf nahme. Rückzug der Russen aus den Karpathen. Der in die ungarischen Komitate Saros und Zemplen eingedrungene Feind befindet sich, von Truppen unseres Verbündeten be drängt, überall im Rückzüge. Die österreichisch-ungarischen Truppen sind an mehreren Stellen bereits auf galizisches Gebiet vorgedrungen. Von ungarischem Gebiete befinden sich nunmehr nur noch ein oder zwei Gemeinden in den Händen des Feindes. Da sich die fliehenden Russen in den Karpathen nicht halten können, so sind auch diese als vom Feinde geräumt zu betrachten. Der Vernichtungskrieg gegen Rußland macht auf allen Gebieten schnelle Fortschritte. — In Südpolen hat sich Besonderes nicht ereignet, auch vor der ostpreußischen Grenze liegen keine bemerkenswerte Mel dungen vor. Der türkische Krieg. Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Gsltz ist in Kon stantinopel eingetroffen, wo er als höchster militärischer Be rater des Sultans zu wirken hat. Für die Bedeutung der Stellung des deutschen Feldmarschalls spricht es, daß diesem ein Bruder des Kriegsmknisters Enver Pascha als persön licher Adjutant beigegeben wurde. Nicht unwichtig war es vielleicht, daß Freiherr v. d. Goltz die Reise nach Konstan tinopel über Bukarest zurücklegte, wo er mit den maßgebenden Persönlichkeiten Rumäniens konferieren konnte. In ganz Lybisn ließ der Sultan offiziell erklären, daß der „Heilige Krieg" nur gegen die Feinde des Kalifats, also nicht auch gegen Italien, den Verbündeten Deutschlands und Osterreich- Ungarns, gerichtet sei. Italien kann daher vor einer Er hebung der Mohammedaner, insonderheit der fanatischen Senusfi, in seinen afrikanischen Kolonien, und namentlich in dem jüngst erworbenen Tripolitanien und Kyrenaika, außer Sorge sein. Von äer See. Ole Wahrheit kommt an den Lag. Krampfhaft haben sich die englischen Marinebehörden bemüht, den Eng ländern und der ganzen Welt den Anlergang des Riesen- fchlachlschiffes „Audacious" geheim zu halten, nun will es ein heimtückischer Zufall, daß ausgerechnet Amerika die ersten Berichte von Augenzeugen der grandiosen Katastrophe veröffentlichen können. Die englischen Marinebehörden und das genasführte englische Volk müßten jetzt schamrot werden, wenn ihnen das noch möglich wäre. Augenzeugen, die Suf dem englischen Ozeandampfer „Olympic" den Untergang mitangesehen und sich selbst an der Rettung der Schiffbrüchigen betätigt haben, berichten, daß sie eines Vormittags bei hoher See zwei große englische Kriegsschiffe sahen. Das eine, „Audacious", lag so lief, daß die Sturzseen über das Hinterdeck rollten. Das andere suchte im Zickzack-Kurs das Master nach Minen ab. Am großen Signalmast war die Aoiflagge gehitzl. Sofort eilten Matrosen, Heizer und Stewards von der „Olympic" in Rettungsbooten dem sinkenden Kriegsschiff zu Hilfe. In schwierigster Bergungsarbeit gelang es, alle Schiffbrüchigen an Bord der „Olympic" und der anderen durch Funken signale herbeigeholten Schiffe zu bringen. Während die Retter sich langsam von der „Audacious", die bereits seit fünf Stunden leck war, entfernten, ließ der Kommandant das Riesenschtff in die Luft sprengen. Die Pulverkammern explodierten und innerhalb dreißig Sekunden war das wert volle Schiff in den hochaufschäumenden Fluten verschwunden. Oie englische Verluschungslaklik setzte sofort nach der Katastrophe ein. Die „Olympic" wurde mit den Geretteten an Bord durch die englischen Marinebehörden nach Lough Swilly befördert und hier eine Woche lang feslgehalten. Alle Passagiere der „Olympic" und der anderen an dem Rettungswerk beteiligten Schiffe mutzlen feierlich geloben, über den Untergang des englischen Riesenkreuzers Still schweigen zu bewahren. Mit dieser Erbärmlichkeit glaubte Englands Marine seinen „Nymbus" gerettet zu haben. Nun, die Augenzeugen haben den Mund nicht gehalten, und amerikanische Blätter, gerade die, welche sonst besinnungslos auf Englands Überlegenheit schwuren, haben die ersten „Enthüllungen" gebracht. Die Engländer werden vor Wut ersticken. Vermischte Nachrichten. Rußlands Balkanenttäuschung. Wie schwer enttäuscht Rußland in seinen Erwartungen auf die Unterstützung seiner Interessen durch die Balkanstaaten ist, das hat soeben einer seiner bekanntesten Politiker, Professor Miljukow, in einem Petersburger Blatte mit dürren Worten ausgesprochen. Er erklärt, daß die alten und unüberwindlichen Gegensätze zwischen den Balkanmächten wieder hervorgetreten seien, die es Rußland unmöglich machten, seine Balkanfreunde unter einen Hut zu bringen. Rumänien könnte die Völker da unten zur Ordnung zwingen und damit Rußland einen unendlichen Dienst erweisen; aber es bleibe neutral, obwohl von Petersburg aus alle Mittel erschöpft worden seien, es zum Anschluß an den mächtigen und dankbaren russischen Freund zu bestimmen. Wie man in Rumänien denkt, geht daraus hervor, daß zwischen den Regierungen von Bukarest und Sofia eifrige Verhandlungen schweben, die zu einer direkten Verständigung beider Staaten führen sollen. Da Bulgarien nur in einem Kriege gegen Serbien auf eine Revision des Bukarester Friedensoertrages rechnen kann, so lassen die vorliegenden Meldungen mit dankenswerter Deut lichkeit erkennen, wie der Hase läuft. Kein Geld. In den Staatskassen unserer Feinde herrscht bekanntlich eine tiefe Ebbe. Das Ergebnis der eng lischen Kriegsanleihe hat starkes Mißvergnügen gezeitigt, nachdem es bekannt geworben ist, daß aus der Bevölkerung Zeichnungen so gut wie garnicht eingegangen sind, sondern daß die Bank von England die erforderlichen Summen in Banknoten aufbrachte. Wie anders bei uns, wo auch det kleine Mann bestrebt war, verfügbares Geld, und wenn es noch so geringe Summen ausmachte, in Kriegsanleihe an- zulsgen. Ganz besonders schlecht geht es den Königen von Belgien, Serbien und Montenegro. Sie erklärten auf die Anfrage eines Petersburger Blattes, daß die finanziellen Hilfsquellen ihrer Länder völlig erschöpft und daß sie für jede, auch die kleinste Summe dankbar seien. Lessing sagt, der wahre Bettler ist allein der wahre König; er kannte eben König Nikita noch nicht. Gesundheit und Aachwuchs. Der Weltkrieg hat mehr als alle noch so trefflichen und gut gemeinten theore tischen Gesundheitslehren die hohe Bedeutung der Gesund heit eines Volkes in seiner Gesamtheit ins Helle Licht gesetzt. Die Erhaltung der vollen körperlichen und geistigen Gesund heit der Volksmasse ist eine Bedingung für die Gesundheit des Staates. Das war auch der Leitsatz eines Vortrages, den dieser Tage der bekannte Professor Burgerstein in Linz Vsim üis Not am döevstsa. Original-Roman nach einer historischen Erzählung von G, Levin. 29 »Nein, nein, nein!" rief Marcelline aufgeregt aus. „Ich bin vollständig mit Ihnen einverstanden — beson ders auch daß die Gefangene dort" — sie warf einen Blick verzehrenden Hasses auf die wie in sich zusammen gebrochen dasitzende Denedikte, die diesen Blick freilich nicht wahrnahm, da sie ihr Gesicht mit beiden Händen be deckt hatte, „bald in Sicherheit gebracht wird und ihren wohlverdienten Lohn empfängt, nachdem sie sich schon zu lange der Strafe entzogen hat." „Sie find also bereit —" „Bereit, jeden Augeblick weiter zu reisen!" rief Mar celline heftig aus. „So gehen Sie, Grognard," befahl der Kapitän dem Wachtmeister. „Bereiten Sie alles zum baldigen Ausbruch vor. Sic werden wohl genügend Lebensmittel gefunden haben und daher mögen sie sich sputen, daß zum Auf bruch alles rechtzeitig bereit ist." Daß die Franzosen Lebensmittel gefunden, hatte der Verwalter von Goschenwald längst zu seinem Verdruß bemerkt — er beobachtete mit verhaltenem Grimm, wie Frau Afra immer mehr Speisen und Getränke herbei schleppen mußte, und sah schon im Geiste alle Vorräte be denklich zusammen schmelzen, die er sonst so sorgsam hü tete. „Ich werde sofort die nötigen Befehle erteilen," erwi derte der Wachtmeister. „Dann noch eins, Wachtmeister, stellen Sie zwei Mann als Posten vor die Tür des Saales." „Zu Befehl, mein Kapitän," entgegnete der Wachtmeister und entfernte sich dann. Die österreichischen Offiziere hatten sich indeß ruhig A ihr Schicksal ergeben und sich an einem Tisch, und zwar an denjenigen, an welchem Marcelline sich nieder gelassen hatte, gesetzt. „Ich hoffe, Sie erlauben uns, einige Erfrischung zu bestellen und gönnen uns auch die Zeit, dieselben zu ge nießen?" fragte General Szatarri den französischen Gene ral. „Gewiß; ich lasse Ihnen sehr gerne Zeit dazu, sich zu stärken," entgegnete der Kapitän, „umso lieber, da ich den mit mir reisenden Damen auch mindestens noch eine Stunde Ruhe gönnen muß. Der Herr dort oben," Kapitän Le sallier deutete, während er dies sagte, auf den Verwalter, „der Herr am Ofen scheint der Befehlshaber, Kommandant oder Gouverneur dieses Schlosses zu sein. Wenden Sie sich in Sachen der Verpflegung nur an diesen — der Wein, den er in seinem Keller führt, wie auch die Wurst und der Schinken sind nicht übel. Sie als halbe Lands leute wird er wohl nicht schlechter bewirten als uns; wir sind ganz zufrieden mit ihm, wenn er auch ein Gesicht zum Erbarmen macht." „Landsleute oder nicht!" sagte hier der Verwalter, der einen Teil der Worte des Kapitäns gehört hatte mit noch verdrießlicherem Gesichte. „Es ist mir schließlich gleichgilig, an wen ich den Wein abgebe —wenn er nicht bezahlt wird." „Wir werden ihn bezahlen, mein Lieber," fiel der Ge neral, der sich Teschen genannt, ein. „Wir sind es nicht anders gewöhnt und werden in unserer jetzigen Lage auch keine Ausnahme machen." „Afra, gehen Sie und holen Sie den Wein," sagte der Verwalter zu der Beschließerin, die soeben wieder durch die Tür eintrat. „Unterdeß," fuhr er mit strenger Miene an Marcelline gewendet fort, „möchte ich doch um eine Aufklärung bitten, was diese Demoiselle verbrochen hat, die Sie in einer solchen beleidigende Art behandeln, da diese von einer hochavge'ehenen Person meinem s Schutz anvertrüut worden ist und ich Rechenschaft dacn- 1 ber ablegen muß, was derselben während sie in meinem Schutz sich befindet' zugefügt wird. „Und von wem," fuhr Marcelline auf. „Von wem ist dieselbe so großmütig Ihrem Schutz anvertraut worden?" „Von der hochehrwürdigen Mutter Aebtiffin von Ober zell, der Frau Schwester meines Herrn und Patrons, des Reichshosrates Gronauer." „Bon der Aebtiffin Gronauer!" rief Marcelline und eine gewisse Geringschätzung lag in diesen Worten. „Nun meinetwegen, diese Empfehlung und dieser Schutz werden ihr wenig nützen — es wird darauf nicht die geringste Rück sicht zu nehmen sein. Herr Kapitän, Sie werden die Ge fangene mitnehmen, der Herr General, Ihr Vorgesetzter, wird diese Maßregel billigen, dafür garantiere ich Ihnen." „Die junge Dame," fiel hier der österreichische Gene ral Teschen ein, „hat sich in einer Weise unaufrichtig ge gen uns gezeigt und uns durch ihre glaubwürdig erschei nende, aber falsche Mitteilung in eine so mißliche Lage gebracht, daß wir keine Veranlassung haben, zu ihrer Ver teidigung ein Wort zu sagen und Sie ruhig ihrer Strafe überlassen können. Mich wundert nur die üble Aufnahme die Sie jetzt hier findet, nachdem sie der französischen Sache einen so großen Dienst geleistet hat. Ich verstehe Ihr Verhalten nicht, Mademoiselle, so belohnt man doch einen Dienst nicht." „Ich habe Ihnen, mein Herr, wo Sie noch dazu Ge fangener sind, keine Erklärung zu geben," entgegnete Mar celline scharf abweisend. „Sicherlich nicht! Ich habe auch gar keine Aufklärung gefordert, nur höflich darum bitten wollen, wie wohl Je dermann tun darf, wenn er Zeuge eines auffälligen Vor ganges ist," entgegnete ruhig General Teschen. „Mir ist es stets peinlich, wenn in meiner Gegenwart eine Dame beleidigt wird, selbst wenn Sie eine Schuld treffen sollte, llm so peinlicher aber, wenn man nicht weiß, ob sie wirk lich eure Schuld trifft.'! >