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Die sechs berühmten Hochämter entstanden zwischen 1786 und 1802: „Paukenmesse" (1796), „Heiligmesse" (1796), „Nelsonmesse" (1798), „Theresienmesse” (1799), ,Schöpfungsmesse’' (1801), „Harmoniemesse" (1802). Hinzu kamen, wenn auch nicht im Auftrag des Fürsten, die beiden abendfüllen den Oratorien „Die Schöpfung" (1796 - 1798) und „Die Jahreszeiten" (1800/01). sizieren ließ. So wuchs Haydns Ruhm fast unbe merkt und sein Werk ebenso. Man kopierte er reichbares Notenmaterial, um in aller Welt Auf führungen zu arrangieren. Das Jahr 1790 brachte allerdings einschneidende Veränderungen im I Leben des Meisters, die ihm keineswegs zum | Nachteil gereichen sollten. In einem Moment, da : er des Lebens in der „Einöd“ bereits mehr als überdrüssig war, da er mit Wehmut an die musi kalischen Wintertage in Wien zurückdachte und auch die leiblichen Genüsse jener Wochen noch in bester Erinnerung hatte, starb die Gattin sei nes Fürsten und nur wenig später der Fürst, Nikolaus L, selbst. Sein ihm nachfolgender Sohn, Fürst Paul Anton 11., mochte die Änderung des europäischen Klimas gespürt haben. Denn der kalte Wind der Französischen Revolution gelang te wohl auch bis nach Esterhäza. Die ausgespro chen prunkvolle Hofhaltung, die jene der Wiener Hofburg zeitweise überstrahlen mochte, wurde eingestellt und die Kapelle mit Ausnahme der Feldmusik - das sind blasende Instrumente - ent lassen. Aber der neue regierende Fürst hatte eine gewisse Großzügigkeit von seinem Vorgänger übernommen: Haydn erhielt eine erhebliche le benslängliche Pension und blieb als titulierter Esterhäzyscher Kapellmeister dem Fürstenhaus auch weiterhin in Treue verbunden. Anfangs erwuchs ihm daraus keine, wie auch im mer geartete Verpflichtung, später wurde er, nach dem er seinen zweiten Englandaufenthalt 1795 beendet hatte, ausdrücklich von seinem neuen Fürsten - jetzt war es bereits ein nächster, Nikolaus 11. - beauftragt, jährlich eine Messe zu komponieren. Haydn selbst lebte meist in Wien, seltener in Eisenstadt, wurde geachtet und ge ehrt, ließ sich auch verwöhnen und war dennoch fleißig, vielleicht sogar mehr als je zuvor. Und be kanntermaßen reiste denn auch der in London tätige Konzertdirigent und -Organisator, Johann Peter Salomon (1745 - 1815), in die Kaiserstadt, um den inzwischen weltberühmten Haydn nach