Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 Ludwig van Beethoven komponierte die vierte Sinfonie im Spätsommer und Herbst des Jahres 1806. Er widmete sie dem schlesischen Grafen Franz von Oppersdorff, einem kunstsinnigen Freund und Förderer, der auf seinem Schloss in Oberglogau (Glogowek, Oberschlesien) ein hervorragendes Orchester unterhielt. Uraufgeführt wurde die Sinfonie aber in Wien. Im März 1807 leitete Beethoven die erste Wiener Aufführung im Rahmen eines halbprivaten Konzertes im Palais des Fürsten Lobko- witz. Am 15. November 1807 erfolgte die erste öffentliche Aufführung im Wiener Burgtheater. Zwischen den Schwergewichten der dritten und der fünften Sinfonie überrascht die Vierte durch ihren heiter-entspannten Gestus. Robert Schumann charakterisierte das Werk treffend als „griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“. Die Sinfonie wirkt klassizistischer, konventioneller als die Schwestern und war im 19. Jahrhundert aufgrund ihres einnehmenden Charakters sehr beliebt, wobei der Beethoven-Biograph Walter Riezler auch Geheimnisvolles und einen „dunklen Grund“ empfunden hat. Oft hat man versucht, den Ausdruck der Sinfonie durch die freundschaftliche Beziehung Beethovens zu den Schwestern Therese und Josephine Brunsvik zu erklären; zu letzterer entwickelte Beethoven eine starke Zu neigung. Ob die Komposition davon entscheidend beeinflusst wurde, bleibt Spekulation. Im selben Jahr, dem schaffensreichsten Jahr Beethovens, entstanden auch andere Meisterwerke, in denen sowohl experimentelle Neuheiten als auch lyri sche Züge zu finden sind wie das vierte Klavierkonzert op. 58, die „Rasumowsky“- Quartette op. 59, das Violinkonzert op. 61 und die „Coriolan-Ouvertüre“ op. 62. In der Fülle der 1806 entstandenen Kompositionen, an denen Beethoven zumeist gleichzeitig arbeitete, wurde die B-Dur-Sinfonie sofort als individuelles und in jeder Hinsicht meisterliches Werk gewürdigt. Besonders schätzten die Romantiker die Komposition. „Fast in keinem Werke Beethovens waltet eine so schöne Beherrschung des Ganzen vor, als in dieser Symphonie. Die einzelnen Sätze sind so schön gegeneinander gruppiert, alles ent wickelt sich so natürlich, wie es nur der vollendetste Meister auszuführen vermag, denn: nur aus vollendeter Kraft schreitet die Anmut hervor“ schwärmte 1825 der Dichter und Musikkritiker Ludwig Rellstab. Felix Mendelssohn-Bartholdy wählte Beethovens Vierte für sein erfolgreiches Debüt als Dirigent in Leipzig.