ZUR EINFÜHRUNG Bruno Maderna (1920-1973) Bruno Maderna war zu seinen Leb zeiten vor allem als Dirigent, der mit den berühmtesten Orchestern der Welt zusammenarbeitete, be kannt, ebenso aber auch als ein lehrender „Aufklärer" für Neue Musik. Aber seine Besonderheit be stand darin, vielfach entgegenge setzt zur Meinung etlicher namhafter Zeitgenossen, aus einem lebendi gen Sinn für geschichtliche Konti nuität heraus, die Notwendigkeit von Innovation und Tradition dia lektisch zu vermitteln, Konstanten des Denkens in den Kompositions techniken verschiedener Epochen deutlich zu machen und der Ge fahr zu begegnen, Neues aus dem absoluten Bruch mit dem Altherge brachten zu erzeugen. Gestern und heute waren für Maderna nicht Gegensätze, sondern zwei Welten, die sich berühren, mitein ander kommunizieren, sich ergän zen und daraus Neues gebären. Maderna verstand es, verschiede ne musikalische Sprachen völlig undogmatisch miteinander zu ver binden und Stile zu mischen, nach neuen Möglichkeiten der Klanger zeugung und -gestaltung zu suchen, immer bedacht, eine Tradition nicht abreißeri zu lassen. Er näherte sich z. B. der elektronischen Musik nicht deshalb, weil er das traditio nelle Instrumentarium ersetzen wollte, sondern versuchte, beide Klangmittel zusammenzuführen, um daraus neue Ausdrucksmöglich keiten zu entwickeln. Im Grunde dachte Maderna ähnlich wie Stra winsky, der einmal sagte und in vielen seiner Werke danach ge handelt hatte: „Die wahre Tradition ist nicht Zeuge einer abgeschlosse nen Vergangenheit; sie ist eine le bendige Kraft, welche die Gegen wart anregt und belehrt." Deshalb fand Maderna mit seiner globalen kompositorischen Denkart gerade bei den jungen, sich radikal gebär denden Tonschöpfern in der Nach kriegszeit, die beim Punkt Null voll ständig neu beginnen wollten, nur wenig Zustimmung. Die Internatio nalen Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, bei denen Maderna immer wieder als einer der Haupt akteure auftrat, bildeten ein sehr ernstzunehmendes Podium für Ver suche, neue Wege zu gehen. Aber er ließ sich nicht beirren. Und wie