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Gelt« e zu Nr. 147 GLchftsche StAcktszeitung — Sonnabend, S7.^uni Id2ü kommiision gemäß IcrAussührungsverordnung zum Körgeietz wurden die Beich werden der Stadt gemeinden Radebeul und Kötzschenbroda gegen den Bezirkeverband der Amtshauptmannschast Dresden wegen gänzlicher oder teilweiser Ab lehnung von Wegebaubeihilfen als unbeacht lich zurückgewiesen, während auf eine gleiche Be schwerde der Landgemeinde Niedersedlitz die Sache an den Bezirksausschuß zwecks nvchmaligcl Besprechung und Regelung der Angelegenheit zu- rückgegeben wurde Der Einspruch der Gemeinde Nünchritz gegen die Bezirksumlage des Bezirksverbaudes derAmtshauplmannschast Groben- Hain hatte auch keinen Erfolg, doch wurde dem Bezirksverband anheimgegeben, die Gemeinde aus unvorhergesehenen Steuereingängeu oder aus dem Ausgle chsstock zu berücksichtigen. Der Amts- hauptmannschaft ist zur Berichterstattung zu veranlassen. Die Umbenennung der Ge meinde Lausa in Lausa-Weixdorf wurde abgelehm. Gegen die Bereinigung der Landgemeinde Merzdorf mit der Stadt Riesa wurden keine Einwendungen erhoben. Eine längere Aussprache führte die Beschwerde des CtadtratS zu Nossen lPfl gebezirk Nossen Stadt und Land) gegen den Bezirksausschuß der Amtshauptnrannschast Meißen wegen Ablehnung der Übertragung bestimmter Aufgaben der Wohlfahrtspflege herbei. Es winde der Beschluß gefaßt, die Kreishauptmauuschast zu beauftragen, mit beiden Seiten 'n verhandeln, um eine beide Teile befriedigende Lösung herbe. zusühren. Eisenbahnverkehr zum sächsischen Längcrsest. Au den Tagen des Sängcrfcstcs Hal die Reichsbahn einen ganz außerordentlich starken Personenverkehr zu bewältigen gehabt. Am Sonnabend liefen von vormittags 9,51 Uhr bis nachmittags 5,45 Uhr allein 17 durchgängig mit etwa 1060 und mehr Säugen, besetzte Conderzüge auf dem Hauptbahuhoj Dresden ein. zeitweise in dichter Folge. Daneben entwickelte sich auch bei den übrigen Zügen ein lebhafter Zu- und Abgang von Reisenden. Nur durch Absperrung des Querbahnsteiges fn: N cbt reisende war cs an dieiem Tage möglich, daß die angekommeneu Sänger und die übrigen Reisenden den Hauptbahnhof reibungslos verlassen konnten und solche, d e sorlsahreu wollten, m ihrem Bor- haben nicht gehindert wurden. Auch in den Bormiltags. und Mittagsstunden am Sonntag war noch ein erheblicher Zuzug von Fcstteilnehmern und Schaulustigen von auswärts zu beobachten, während sich abends ein nickt weniger großer Verkehr heimwärts entwickelte. Selbstveiständl ch dauerte de Rückkehr der Sänger am Montag und Dienstag in unverändertem Maße an. Insgesamt sind aus Anlaß des Sängerfeste- 8 7 Sonder- und Entlastungszüge gefahren worden, ungerechnet die vielen außerplanmäßigen Züge, die Sonnabends und Sonntags hauptsächlich der Bewältigurrg des Ausfingsverkehrö dienen, der auch während des Festes recht beachtlich war. Wenn sich der starke Verkehr störungslos ab gewickelt hat, so liegt das außer an den umfassenden Vorbereitungen, die sowohl seitens der Reichsbahn als auch se'tens der Sängerschaft getroffen worden waren, nicht zum geringen Te l auch an der d tust, freudigen Hingabe deS Betricbspersonals. Zum Autounglück bei «eiftug- Altenbera. Von der Staatlichen Kraftwagenverwaltung wird uns geschrieben: Bedauerlicherweise ist d: rch verschiedene Blätter die Meldung verbreitet worden, daß der auf der Staals raße Geising —Alten- berg eingetrelene Unglücksfall einen Kraft- wagen der Staatlichen Kraftwagen Verwaltung der Linie Kipsdorf-Zinnwald be troffen hat. Ties beruht auf einem Irrtum, Der Unfall hat vielmehr einen Lastkraftwagen be- troffen, mit dem verbotenerweise von einem hiesigen Fuhrwerksuuternehmer Fahrten mit Per- sonen ausgesührt worden sind. Es wird bemerkt, daß die Wagen der Staatliche» Kraftwageirveiwal- luug allen modernen Anforderungen für die Per. onenbeförderung entsprechen, Motor-, Hand- und Getriebebremsen besitzen und besonders auch aui 'er Krastwagenlm'e Kipsdorf—Z'nnwald infolge des schwierigen Geländes Anhängewagen nicht mit- geführt werden. Es verkehren dort nur besondere für diesen Zweck geeignete G roßomnibusse. Im übrigen wird noch hinzugesügt, daß während oer eanzen Dauer des schon seit einer Reihe von Jahren bestehenden Betriebes der Kcastwagenlini? Kipsdorf-Zinnwald nicht ein einziger Unfall cm- getreten ist. Offene Stellen für Lehrer. Sofort zu bes. emc Lehrcrstelle an der 8-kl Volksschule in Königsbrück. Ortskl. 0. Er wünscht technische Fertigkeiten. Familienwohnung ziuzeil nicht vorh. Bewerbungen bis zum 15 Juli an den Bezirksschulrat in Kamenz. * * Gegen den Zugsaufenthalt in dcn Grenz stationen der Tschechoslowakei. Der Dresdner Vcikchrsveiem schreibt uns: Von vielen Seilen wird Beschwerde darüber erhoben, daß nn E seiibahnoerlehr der Aufenthalt in den G r e nzstat iv nc n der Tschechoslowakei nbermäß'g lange ausgedehnt wira. Dieser Grenz- auseuthalt ist vielleicht zuizeu der Inflation und des dadurch verursachten Grenzschmuggels sowie zurzeit der strengen Paßkontrolle notwendig ge- wesen, aber Henle, wo die Zollbehaudlung zum Teil nn Zuge ersolgt, und das Paßvisum doch nur aus finanziellen Gründen aufrechterhalleu bleibt, ifl dies zweifellos übeiflüisig. Die Praxis ergibt übrigens, daß die Finanz- und Paßkontrolle tat- sächlich nur e ue» Bruchteil der dafür bestimmteu Warte eil in Anspruch nimmt. Es wird daher dringend gewünscht, daß der Zugsaufeitthalt in den Grenzstationen verkürzt und die Reisedauer vermindert wird, so daß die Fabrtdauer auf der internationalen Strecken sich wesentlich verringert * De, Wohnnngsmangcl in Lachsen. Nach emer amtlichen Statist k wird die Zrhl der feh lenden Wohnungen in Sachsen gegenwärtig auf rund 100 000 geschätzt. Allein der drin gende Wohnungsbedarf stellt sich auf etwa 50 000. JubilSumsvrrbandstag des Reichsvrrbandrs deutscher Schlosjerinuiingen. Vom 26. bis 3 0. d. M. findet im städtischer Ausstellungspalast zu Dresden der Jubiläums rcrbandstag des Re-chsvsrbandes deutscher Schlosser - iunungen statt Mit der Tagung ist eine Aus stellung sür Schlvsscreibedarf verbunden. * Leipzig. Der Ltadlrat hat beschlossen, vom l. Juli 1925 an mit der Erhebung der städti scheu Bcherberguugssteuer auszusetzeu nuler der Voraussetzung, daß die Stadtverordneten bei der Etatberalung baldigst den entstehenden Ausfall durch entsprechende Einstellungen ausgleicheu. Unter der gleichen Voraussetzung wurde Einverständnis mit dem Wegfall der Zuschläge zur Zugtiersteuer erklärt. Sobald der erforderliche Ausgleich erfolgt ist, soll der gegen die Beschlüsse der Stadtverordneten vorsorglich erhobene Einspruch zurückgezogen werden. Werdau. In der letzten Stadlverordnetensitzung nahm einen breite» Raum die Beratung des städtischen Haushaltplaus sür das Jahr 1925/26 in Anspruch. Dieser schließt mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 356 0>0 M. ab. Durch wesentliche Abstriche bei den Ansätzen sür Straßen Unterhaltung, Flußregulierung, Parkanlagen ver mindert sich der Fehlbetrag um 97 500 M. aus 259000 M. Der Hanshaltplan wurde gegen füns Stimmen angenommen. — Der Beziiksfürsorge- verband der Amtshauptnrannschast Werdau eröffne! sür die Gemeinden des Bezirks am 30. Juni eine eigene Lungen- und Krüppelfürsorgeslelle in Werdau, Fichtestraße 22. Tic Benutzung der städtischen Fürsorgestelle für diese Zwecke fällt hierdurch weg. Herold i. E. Um die hiesige Bürgermeisterstellt sind 91 Bewerbungen eiugegaugen. Augustusburg. Kommenden Sonntag weilt in unserer Stadt der Kirche nchor der Zions- Kirche in Dresden. Er wird den Vormittags, aottesdienft mit Ge äugen vor und noch der Predigt ausaestalten Helsen. — Der Postom nibus- verkehr Chemnitz—Augustusburg—Lengefeld lr-t! nicht ivie berichtet am 1. Juli, sondern erst Mitte Jul, in Kraft. Geher. Auch hier hat sich m vorigen Jahr ein Siedlerverein gebildet, der auch im gle cheu Jahre noch ein Doppelhaus unter Dach und Fach brachte, sodaß cs vor dem Winter noch bezogen werden konnte. Bereits Anfang d. I. tonnte dal zweite Doppelhaus gehoben werden, das in aller, nächster Zeit seiner Vollendung entgegengeht, und nun sand die Feier sür das dritte Doppelhaus stall. Für das vierte sind die Ausschachtung-, a beiten auch in vollem Gange und da die Stadt, gemeinde das Baugelände unentgeltlich zur Ver- fügnng stellt, weiden sich bald noch mehr an. schließen Das Siedlungsgelände liegt an der Zwönitzer Straße. Vad Schandau. Die Stadtverordneten haben in namentlicher Abstimmung die Aufhebung der Bcherberguugssteuer beschlossen. Pesterwitz. Eine von zirka 240 Personen be uchte Einwohnerversannnlung hat nach längerer Aussprache gegen 6 Stimmen folgende Entschließung angenommen: „Unter Aneikennung der Unmöglich, ksit einer Vorwärtsentwicklnng des Gemeinwesens iir baulicher, sozialer und kultureller Hinsicht, hervor, gernfen durch die sich in finanziellen Nachteilen äußernde Eigenschaft als Arbeiter-Wohnjitzgemcind« und die isolierte geographische Lage, foidert die am 25. Juni in Bormanns Gasthof tagende Einwohner» versammlnng von den Gcmeindevertretern die Aus- nähme von Einverleibungs-Verhandlungen mit der Stadt Dresden." Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Justizmiuisterialblatt für den Freistaat Sächselt, ric socben erschienene Nr. 7 enthält Verordnungen usw. die betreffen: Dienstanfwandsentschädigung der Gefängnisleiter; Hvchstsumme für Anschaffungen und Jmstandfetzunge»; Beuachr. des Staatsanwalts in Verviers bei Ausl eserungen au Belgien; Abände rung der Gejchäftsnachweise; Feststellung von Per- sonen, die sich auf anttl. Erfordern nicht genügend anszuweisen vermögen; Heimstätteueintraguugen; Änderungen der Geschäftsordnung für die Justiz, behürden; Ergänzung der Dienstanweisung sür die Bottstrcckungsbeamten der Slaatsverwaltungsbehör- den; Entscheidungen des Oberlandesgerichts Dresden in Aufwertungssachen; Rechtsbescheide dcs Ober- lacdesgerichts Dresden zum Reichsmietengesetz; Per- sonalnachrichte»; Bevorzugte Abfertigung Schwer- Unfallverletzter; Ausschreiben und Erledigungen im Zächs. Fahndungsblatte; Erläuterte Ausgabe des Sächsischen Gerichtskostengesetzes. Reichsgefetzblatt. Die am 26 Juni in Berlin ausgegebene Nr. 26 von Teil I enthält: Ges. über die Hinausschiebung der Vermögenssteuer- Vorauszahlung vom 15.8.25; bis zum 15.5.25; Vdg. über Änderung uns Ergänzung der Eichordnung; Vdg. übervasMahnoerfahren; Bog. über d.Umlaussgrenzeu für Pfandbriefe uud fonstige Schuldverschreibungen von Hypothekenbanken; Vdg. zur Aushebung einiger Vorschriften der Vdg. über die Einschrän kung öffentlicher Bekanntmachungen, sowie Bek. über d e Anlegung von Mündelgeld Berywieskn im Juni. Von Ed ar Hahnewald Aus den Tälern, aus Rosendüsten,aus sommer- lichem Wasserglanz des Stromes steigt der Juni m die leichtere Luft dieser Berawiesen. Sie liegen an den Hängen und auf d»n Höhen des östlichen Erzgebirges. Die Winde wehen hier oben weniger herb als über den Wälver» und Hochmooren ces crzgebirgischeu Westens. Die Nähe des Elbtales mildert das Kl ma. In as- hrbeuer Freudigkeit blühen die Wiesen. Hier liegt Floras Schutzgebiet, ein Paradies sommer licher Blumen. Ortschaften bleiben ihm fern. Gottleuba und schon böhmische Dörfer in den Tälern, Oelsen auf der Höhe. Noch ein wenig steigen die Wege. Dann breilen die blühenden kurziasigen Wiesen sich aus, über die hinaus der Sattelberg nur noch als Hügel sich aufkippt. * In diesem Bereich freier, selbst im Hochsommer noch frisch streikender Winde liegen die Flurstücks, vie der Heimaischutz eiworben oder gepachtet Hal und die er als floristische Schutzgebiete heg'. Er hegt sie, indem er sie gedeihen und die Natur uu- gehindert ihirn Gesetzen folgen läßt. Flinte und Art, Sichel und Pflug hält er ihnen fern, wo er Besitzer ist; und wätuend auf benachbarten Wiesen die Sense klingt und Blumen mit erschrockenem Schwung w die gemähten Schwaden fallen, ver gehen a> f diesen Malten die Blumen in ersüllrn- dem Verblühen, irr der Reise zu Frucht und Samen. Tie Gebiete liegen versteckt, dem Zulaus ent- zogen. Ein Busch, in einigen Minuten umschntten, eingesügt in genutzten Besitz, fast tropisch üppig in seiner Fülle von Busch und Strauch und Schlnngewächs, ist schützend.s und geschütztes Asyl für audrri o ts längst vertriebene und seilen ge- wordenc Pflanzen. Die Feuerlckie h bt ihre rolen Fackeln aus verstr ck em Gebüsch. Tie Türkenb und litte stellt blühende Schcllenbäume in dcn lcckeren Schatten dcs Walvsaums, wo Salomonssiegel und quirlbtättrige Weißwurz ar:e Blülengeläule uuier lockerem Geblätter aushängen und die Einbeere ihre bescheidene Blüle rm weiblättligrn Blaitstern trügt. Tie nick nden Blumen deS Türkenbundes, trübrosa, pwpurubräunlich gefleckt, vereinen Turban- „Türkenbund"! — und Krone zu einem Gebilde, den, die Vol.'cphautasie vergangener Zei en auber- hafte Kräfte zulraute; gegen Krankheit und Hexerei schützte die Blüte «benso sicher wie die Zwiebel, in deren goldgelbem Saft d'e Alchimisten das Mittel sichten, unedle Metalle in Gcld zu ver- wandeln. In Gemeinschaft mit Türkenbund und gelbem Fingeihut blüht das violette Eiiberblatt, die Mond viole, deren Duft so lyrisch ist wie düser Name Ein Eckchen dieses Blumenrvinkels heißt „das Jügersleck l". Ein gutühcrrschastlicher Jäger ertappte eines Tage? einen Wilderer beim Ausweiden seiner Beut«. Der Wilderer verfiel de« volttiümltche» vAril, dem Jäger von seinem Besitz« ei« Stück abzulreten; der ,'äger bekam ein Eckch.-n dieses Bust es, ein Fleckchen — das Jägcrfleckel. Jäger und Wilderer sind längst längst tot: die Anekdote ist schon säst Sage; die Bvschecks ging von Hand zu Hand — der Name blieb. -A Vor dem Walde liegt safng in die Lonne hingkbreitet ein? Wies?. Aus den Gräsern lsuchiet cs bla» in schwellenden Beständen: Iris sibirica Schmal wie Floretts strecken sich Vie Blätter aus sumpfigem Grund, biegsame Degen, die nie d e grobe Sens.» trifft; der Bauer, dem die Wiese gehört, sckont als Fceuvd des Heimatschutzks diese Cchwertlilienbestünde, die Jahr nm Jahr reicher blühen; j de Blüte ein porzevanblauer, violeitgeäverter Pavillon, auf glattem Stengel hold über'Blätter und Gräser erhoben Das rst so lncht, so graziös, daß neben dieser Iris die Schwertlilie der Gärten mit ihren breiten Blntt- bajonetten steif und ungeschickt erscheint * Vom Hammergut Bieuhof, wo der Heimat- fchutz ein Erholungsheim für seine Hslfer und einen Stützpunkt für feine Bestrebungen erwolben hat, zieht sich längs einem Bachlauf ein schmales Wiese« lal auswäits. Auch da betritt der Wand- rer geschütztes Gebiet. Einsam schmiegt sich das Tütchen zwischen dunkle Wa'dhünge. Und aus einmal wird es zum Gatten. Aus Gras und Blumen erhebe» sich gewölble Sträucher gleich blüheud.'u Hügeln, verschwenderisch übeischüttit mit karmin-.oten Rosen. Es ist die sehr selten? Kosa »Ipina, die ftachelarme Alpenrose, deieii süßer Mus.'a dufl sich mit d.r Frisch? der Wirsen und dem harzigen Atem der Wälder mischt. Ter Anblick ist so wundervoll, daß man sich nur fragt, wie es denkbar wäre, diese Pracht ungeschntz: sinnloser Plünderung zu überlassen. Aber es bedaif keines Wachtpostens. Nur eine kleine Tafel sagt dem Wände er, daß cr Natuischntz- gebiet beschreitet, und jedem Raluifceund müssen riese blühenden Hecken in ihrer Schönheit von selbst unantastbar ^in. Am Wiesenrande ver- z-hiie eine Familie ihr Brot; es waien Leute aus der Großstadt wie wir; sir rasteten angesichts der Blütenh?ck?n — ein schönerer Ruheplatz war kaum denkbar; aber nicht eine Knospe hatten sie gebrochen, und wir, die „Lchutzhcrlen der Blumen" brauchte» unsere Pflan-ensckutzkarten nicht -u zeigen. * Das größte von, Heimaischutz erworben? 'Ge biet in diesem Bereiche > msazt 26 Cch.'ffel; das ist ein Gelände etwa sechs Mal so groß wie bei Dresdner Altmaikl; ein schmaler Streifen auf dem Meßtischblatt, gerade groß g?nug für ein Dvrfcben. Aber was alles wächst und blüht.darauf! All? Formationen des östlichen Erzgebirges mit der ihnen eigentümlichen Floia sind io diesen engen Grenzen vereint; es ist ein Mustergebt?» für b.- queme Anschauung. Geschloffener Fichtenwald begrenzt er Birken- und Espengebüsch wechselt mit lockerem Wengwalb, in dem alle Laubhol-arten des Gebirges vertrete» sind und an dessen Rändern Kreuzblume und Wachtelweizen, Schattenblume und Bergplatterbse in bunten Säumen blühen. Stelmücken, im Lause der Zeilen aus weg- geräumten Gneistrümmern entstanden, bilden die sür vas östliche Erzgebirge so kcnnzeickjncnSen Grenzwälle zwischen den Flurstieifen. Tie Pflanzen welt des noch ungeros-te» Geländes Hai sich auf diesen Steinrückeu noch vollständig erhalten. Streifenfarn bettet seine g cnmrunen bärtigen Polster ins lose Gestein. Natterkopf und Ginster, Ehrenpreis und Stiefmütterchen, Labtraut und Eid- rauch, gelber Hornklee, flauschiger Wui dkl? und die rosaweißen Dolden ver Kronwicke überziehen das graue Gestein mit blühendem Schmuck. Im kleine« Tälche» liuul der spruiigbreiie Bachlauf unter drr üppige» Decke der Suäuchci und Stauden. Aus den hohe» Blätterichrchicn der Spiräen entfalte» sich die fedrrrarten Trug- dolden der akeleivlüttrigen Wiesenraute. Sumps blulauge, Fieberklee, Baldrian und Trollblume blühen im nassen Wiesrngras. Ursprung des Baches ist die sampsrge Quellst»,, charakterisiert durch die weißen Zähnchen des Woll- grajes, dem sich Lausekraut, Bachbringe und das olsterdichte llembltttige Quellkraut geselle». Am Rande stellt das Fettlrant seine verräterische» Blätteifalleir aus; es ist uebeu dem Somienta» rie andere unserer beidm fleischfressenden Pflanzen. Es sängt seine Beuke unter den eingerollten Rändern der fetlig-klebrigen, mil Fang und Ver- da-ungsdrüsen besetzte» Blätter, in deren Schleim Überzug das Opfer, Ameise oder Mücke, ei stickt, um ausgesogeu uud verzehrt za werdru. Jnr östliche» Erzgebi ge sind zwei Foima IVI cii »elten: Moor »nd Bergheide. Dis Q'iellfttn bilvci immerhin den Abklang od:r den eginn eii e: Moores und viele der im eigentlichen Moor h.i- mischen Pflanzen sind vertreten, vor allem das Torsinoos, die federnde Vagnumoecke, ans die der Fuß iritt wie auf feuchten Schramm. Aber auch vi? Beipherdr ist in diesem kleinen botanischen Garten vertreten: eine turnasige, wie geschoren aassshende Borstgrasmatte mit dnr charattsristischcn Pflanzen der Bekgheide: Heidelbeere, Heid kraut, Arnika, duftende Bärwurr, im Erzgebirge Kapper nicket genannt, Hasenbrot, Katzenpfötchen, einköpsiger > öwenzahn und Fingeikraut. Uber die trockenen Hänge gebieiiel liegt di? üch selbst entwässernde Hangwiesc, die eigentliche Bergwieje, -u der sich allmählich auch di? sich selbst überlassene Brache zurückvewand.-lt. Sie ist das eigeniliche Fundgebiet des Botanikers, der Stand- oit vieler Seltenheiten, dw zum Teil nur noch >m östlichen Erzgebirge Vorkommen. In Vic Gräser webt der würzige Köppernickel das Schleierwerk seiner feingefiederlrn Blätter, über die er sptter di« zarten weißen Schirmvrlven erheben wird. In dieser kurzrasigen Ma le blühen hochstenglrg, farbenfreudig Blumen, Blumen, Blumen. Auf einer CIbwiese blühen etwa dreißig Artrn, auf einer Bergwiefe des östlichen Erz- -«birg«« fast achtzig Arten Blumen und Grüser, daumier di« nm im östlichen Erzgebirge vor- kommeude blaue Teufelskralle neben ihrer häufige ren Schwester, der weiße» Teufelskralle, denen beiden man nicht so leicht die Verwandtschaft mit der Glockenblume ansieht. Über das leuchteE Gelb des SonneniöSchens hebt vas Ferkellraut seine zitronengelbe» Koiblüten auf hohem Stengel über der Rosette braungkflsckler Blätter. Zwischen Glockenblume, Klapperlops und Pech nelke, Chrysanihrmen und Kuckuckslichlneiken ittahlen hunderlsach die großen Goldsterne der Arnika. Auf straff m Strugel trägt die Perückeir- flocksudlume ihre abgeblühteu, kakleeuartig über- sponueueu Köpfe, die „Teuselsköpp?" des Erz- gebirgleis. Die violetten Blüten der hochschäfligen Alairidistel leuchle» über grünen silberweiß ge> sütttrlen Blättern. Der besondeie Schmuck dieser Btrgwiesen aber sind die in acht Arten vorkommenden Orchi- dcen: drei Arien Knabenkrämer das ganz exousch aussehende grünblütige Zweib'att, die mßvuftende Platanthsra, die purpurne Händil- wurz mit den handsörmigen Wurzelkaollen, die -umpfwurz imt grünlichen biaungeflecklku Blüten lind oie schöne, mir dem östlichen Erzgebirge eigene Kugelorchis. Und das alles wächst und blüht auf eng- begienztem Gebiet beieiuanser wie in einem bo> tamscheii Gartcn, sodaß der Stadtmenscb, der nur die viel ärmere Talwies? kcnnl, immer wieder erstaunt sragt, ob das alles wirklich „von selbst" hier blühe und incht crst angesiedell worven sei. Nein, alle diese Blumen sind hier heimisch — botanische Fachleute sind noch damit beschäftigt alle auf Diesem Sclutzzcbiete vorkommenden Pflanzenatten -u zählen. Etwa dreihundert Arten wachsen und blühen hier auf Hangwiese und Bergheide, am Ztein- ttickin und im Mengwald, auf Quellst ir uud am l achlauf; das i t der vierte Tril der sächsische» Nora überhaupt — auf 26 Scheffel». Maa be greift, daß die Botaniker dieses kleine Stück Land in ihr Her; geschlossen haben, daß es sie erregt, zn hören, daß vermutlich da und da eine noch nicht gefundene sehr seltene Orchis blüht. * Wir saßen am grasigen Rand, reifende Eid« bccren zu u, seren Füßen, und hörten die Er läuterungen der botanischen Fachleute. Und wäh- rend sich das mit einem Blick üoeischaubare Ge biet vor unseren Augen als ein Paradies der Bl men auftat, während sinnvolle dichterisch- volkstümlich.- und klingende wiff-nsckaflliche Name» zu eugverbnndenen Psianzengrselttchasten sich zusammenfanden und Erdgeschichte in Pfl-rnzin» schiäsalen offenbar ward, stieg drübcn ein Baum pieper vom Fich'euwipfel steil in di? Höhr und siel gleitend mit zwitscherndem Lied in den Wipfel zmück, inimer von neuem aufschiebend wie ein geflügelter Bolzen, immer von neuem sinkend und singend: ciae einfache innige Tankes- melodie für die Schutzherren, di« in ^or«S Garten auch d«n Vögeln eine friedsam« Litt« geschenkt haben.