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nenmusik ist in den drei ursprüng lich zur Suite gehörenden Stücken enthalten. Erst mit einer weiteren Druckausgabe setzte Faure noch die jetzige Nr. 3 (Sicilienne) hinzu, ein Stück, das zwar bereits 1 893 für die Schauspielmusik zu „Bürger als Edelmann" (Moliere) kompo niert worden war, bis dahin aber unveröffentlicht blieb und 1 898 als Entr'acte zum 2. Akt in die Bühnen musik zu „Pelleas" aufgenommen wurde. Die jetzige viersätzige Form ist weit bekannt geworden und gehört zu den schönsten Orchesterkompo sitionen Faures. „Das Geheimnis volle des symbolischen Dramas, dessen Personen wie hinter einem Schleier das Spiel von Liebe und Tod spielen, seine schicksalhaft lastende und bedrückende Atmos phäre, die Tiefe der zurückgehalte nen Gefühle paßten vollkommen zu Faures Auffassung der Tonkunst und zu seinem verhaltenen Ge fühlsausdruck" (Dieter Hartwig, in: Programmhefte der Dresdner Phil harmonie). „Faures Musik malt we niger die düstere Landschaft des Dramas, sondern gibt die Stim mung der Menschen wieder; sie ist, nach den Worten des französi schen Kritikers Willy ... 'eine Traummusik, eine Musik voll wis sender Einfachheit, ... ein Wunder an ergreifender Empfindung und diskreter Anmut.' Sie offenbart eine tiefe seelische Erschütterung, die aber nicht in Verzweiflung verharrt, sondern sich der Unerbittlichkeit des Schicksals entgegenstellt. Da- 3. Satz: Die Sicilienne (Allegretto molto moderato, 6/8-Takt) ist berühmt geworden wegen ihrer reizvollen, melodischen Inspiration. „Ihre südliche Helle steht seltsam quer zu dem düsteren, mittelalterlich stilisierten Drama“ (Alfred Beaujean). Dieses Stück, seinem Ursprung nach einer anderen (eigenen) Bühnenmusik entnommen, weist auf die Szene hin, in der die beiden Protagonisten sorglos an einem Springbrunnen im Schloßpark spielen (Ringszene, 2. Akt, 1. Szene). Geradezu bezaubernd - wie schon im 2. Satz - wirken jene verschlungenen melodischen Linien, jene eleganten, schwerelosen und emotional vieldeutigen Bläserkantilenen. 4. Satz: Hauptstück der Suite ist das Finale, entnommen der Todesszene der Mälisande (La Mort de Melisande: Molto Adagio, 3/4-Takt), eine wirkliche d-Moll-Szene. Es ist ein Trauermarsch mit typisch französischem doppelpunktiertem, also überakzentuiertem Rhythmus (beginnend bei den Holzbläsern), berührend in seiner Ausdruckskraft. Diesem ist das süß-klagende Thema von Melisandes Lied (Streicher) zugeordnet. Faures geradezu verhaltene Emotionalität, seine maßvolle, unsentimentale Expressivität erscheint in dieser stimmungsvoll-poetischen „Traummusik“ ungemein subtil ausgeprägt. Die gesamte Grundstimmung des Maeterlinckschen Dramas ist erfaßt und wird kongenial resümiert. mit entfernt sich Faure von einer nur subjektiven Darstellung der angoisse, der Herzensangst, die zu den Grunderlebnissen des aus gehenden 19. Jahrhunderts ge hört. In Faures Musik klingt deren Überwindung an" (Reiner Zimmer mann, in: Partiturneuausgabe, Leipzig 1980). Aufführungsdauer: ca. 20 Minuten