Bereits in Beethovens Sinfonien, speziell wohl in der Sechsten, in welcher der Wiener Klassiker be kanntlich „mehr Ausdruck der Emp findung als Malerei" verlangte, hatte er „einen poetischen Gedan ken" entdeckt, „ohne die Hilfe des Wortes, um damit den Ausdruck zu fixieren". Die Sprache der instru mentalen Musik sei es gerade, die den bloßen Gedanken weit über schreite, meinte er. Sie stoße in seelische Innenräume vor, die einer neuen künstlerischen Welt gleich käme. Eine musikalische Sugge stion entstehe durch die „reichere, mannigfaltigere, weniger fixierte Sprache" der reinen Instrumental musik. Musik und Literatur würden sich aber gegenseitig anregen und ergänzen. Allerdings gab er der Aussagekraft der Musik den abso luten Vorrang. Der musikalische Ausdruck, der Effekt muß wirken. Er selbst sprach von „imprevu" (un erwartete Wendung). „Was Berlioz vorschwebte, war eine Musik, in der sich, in durchaus verwegener Mischung, autobiographische Ele mente mit literarischen Ebenen un unterscheidbar durchdrangen und zu einem ganz neuartigen Aus drucksreichtum führten" (Dietmar Holland). Die Modernität seiner Gedanken und deren kompositorische Umset zung haben ihn geradezu zu ei nem Wegbereiter der künstleri schen Moderne, der nichts mehr - weder die Mittel, noch der Aus druck - selbstverständlich ist, ge macht. Das bekannteste Werk dieses großen französischen Meisters ist fraglos die Symphonie fantastique. Sie war 1830 entstanden und wurde am 5. Dezember des Jahres von dem bekannten Dirigenten Franpois Habeneck in Paris mit Aufführungsdauer: ca. 52 Minuten j'n ‘ cdki großem Erfolg uraufgeführt. Der äußere Anlaß, ein derartiges See lendrama ohne Worte zu kompo nieren, war die (anfangs noch un erfüllte) Liebe des Komponisten zu der irischen Schauspielerin Harriet Smithson, deren Shakespeare-Dar stellung als Ophelia im „Hamlet" er im September 1 827 bei einem Pariser Gastspiel bewundert hatte. Berlioz wollte mit diesem Werk sehr deutlich, einem Publikum ge genüber sehr verständlich werden, mehr jedenfalls als es Musik allein vermag. So hätte er seinem Werk eine programmatisch-erklärende Betitelung gegeben: „Episode de la vie d'un artiste/Episode aus „Symphonie fantastique". Erste Seife der autographen Partitur (Ausschnitt)