DRESDNER PHILHARMONIE von noch nicht genug, lässt er im selben Satz auch den Tanzboden auslegen. Als ein Walzer erscheint das zweite Thema, aber nicht als einer, der das Gewöhnliche in sich trägt. Die Synkopen - die dynamischen Akzentverschiebun gen dieses Tanzes - verweisen auf seine Andersartigkeit. Anders, als man es vielleicht erwartet, ist auch der Schluss des Satzes, mit hin des gesamten Konzerts: Ein geflüsterter Dialog zwischen Pau ken und Klavier elektrisiert die Ohren - wohin nur mag es sich wenden, dieses genialische Stück Musik? Hin auf zum Himmel? Oder doch noch hinab zur Hölle? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: In die Luft steigt es auf, wo das Feuer sich mit dem Werk verknüpft zu zündender Lichtgestalt. Eine ebensolche war Beethoven als Pianist - die Zeitgenossen haben die Kunde gottlob in die Welt gebracht. Zumal seine Kunstfertigkeit im Fach der Improvisation legt davon Zeugnis ab. Sein Schüler Carl Czerny (dem Beethoven in Wien den Vortrag des Fünften Klavierkonzertes überlassen musste, weil er nicht mehr hören konnte), berichtet davon in nachgerade rühren der Manier. »Seine Improvisation war in höchs tem Grade brillant und staunenswert; in welcher Gesellschaft er sich auch befinden mochte, er verstand es, einen solchen Eindruck auf jeden Hö rer hervorzubringen, dass häufig kein Auge tro cken blieb, während manche in lautes Weinen ausbrachen; denn es war etwas Wunderbares in seinem Ausdrucke, noch außer der Schönheit und Originalitätseiner Ideen und der geistreichen Art, wie er dieselben zur Darstellung brachte.« Carl Czerny (1791 bis 1857) war Beethovens, später Clementis, Hummels und Salieris Schüler - er wiederum unterrichtete Franz Liszt. Über 1000 Kompo sitionen hat er hinter lassen, die jedoch über seinen bis heute sehr bekannten »Etüden sammlungen als Schule des Klavierspiels« in Vergessenheit gerieten. Jürgen Otten