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am Alten feffgehaltrn. Die „ewigen Rechte, die droben hängen unveräußerlich und unzerbrechlich wie die Sterne selbst", siyd vielfach im Kampf mit dun geschMlichen Rechte; hier sehnt man sich MtV ringt nach Einheit, dort strebt man nach Lockerung, wohl gar nach Zerreißung lang ge knüpfter töande; hier strebt man rüstig vorwärts, dort sieht man fast unthälig zu und wartet ad; wo kaum ha» Blutvergießen aufgehört hat, droht schon wieder ela neues: in der Lhat, man kann fraglich, ob er in diesem Augenblicke noch eben so Herr der Lage ist wie früher. Auch für ihn häu fen sich in Frankreich die Schwierigkeiten. — Rach aller Erfahrung aber sind die Gewitter die schwersten, die langsam und von allen Seiten heranziehen, und solche verkündigt der auf allen Seiten düstere europäische Horizont. nicht anders alS voll Besorgniß um sich und vor wärt» blicken. — In Warschau herrscht daS ei serne KrieAgesetz und durch die polnische Frag« ist Rußland» Arm gelähmt; in Preußen fühlt man sich höchst unbehaglich; her Widerstand des Herrenhauses gegen die Regierung läßt nicht Nach, die Junkerparthei tritt gegen das Bürgerthum schroffer alS je in die Schranken; auf der einen Seite drängt man, weil eben die Zeit drängt, auf der andern will man kein Drängen; dem Mi nisterium fehlt nicht der gute Wille, aber der starke, kräftige Entschluß. Oesterreich befindet sich auf einem Wege, der eben so leicht zum ver derben al» zum Heile führen kann; die ungarische und venetianische Frage allein, abgesehen von den vielen übrigen Schwierigkeiten, macht genug zu schaffen; daS Berhältniß zu Preußen ist weniger alS je in» Klare gebracht- und eben sind die Un terhandlungen über die Umgestaltung der deulschen Militärverfaffung abgebrochen worden, weil keine Einigung zu erreichen war. In Kurhessen dauert der Zwiespalt zwischen Land und Regie rung fort; Holstein iss mehr wie je erbillert gegen Dänemark und nicht gewillt, von seinem Rechts zu lasten, Dänemark nicht geneigt zur Nachgiebigst und von den Großmächten viel mehr unterstützt al» wir. Ja Italien herrscht: noch kein« Ordnung und da» Gewonnene ist noch nicht gesichert,, immer größer wird vir Luk nach weiterem ErHrrb. Die Türkei ist in schlimmer Lage, und die Besetzung Syrien» durch Frank reich gefällt den Großmächten nicht, obwohl sie dieseldig« für nolhwendig gehalten Haden. In Nordamerika droht der Bürgerkrieg, ein Er- «igniß, waS nicht ohne großen Einfluß zunächst auf England bleiben wird. — Wer das und an deres erwägt, wird finden, daß es selten eine Zeit gegeben hat, in der so viele schwierige Fragen apf einmal und zwar rasch — das liegt eben in dem Eharokirr der Gegenwart — erledigt zu wer den verlangten. Napoleon, meint man, wisse vielleicht allein mit einiger Sicherheit, was zu nächst kommen werde. Aber auch er kann über- lascht werden und sich täuschen. Es ist ohnedies Der Unkenteich. Eine Dorfgeschichte aus den Zeiten der Freiheitskriege. (Fortsetzung.), Dem Hansried war's zu Muthe, als ob ein Blitz all' seine Luftschlösser zerschlage. Er stellte dem Schulzen vor, daß AnnlieS ein braves, flei ßiges und ordentliches Mädchen sei, dessen sich die Gemeinde nicht zu schämen brauche. Der aber antwortete barsch: „Zweihundert Thaler, oder eS wird nichts d'rauS." Dennoch Hörle Hanfried nicht auf, des Mädchens Tugenden zu rühmen, und war in seinem Eifer fast beredt geworden. „Geld macht, nicht glücklich", sagte er; „wir werdet; unS schon ehrlich durchhelfen." „Redensarten, nichts als Redensarten! So haben schon viele gesagt^ und wenn wir unS er weichen ließen, sind sie am Ende der Gemeinde doch zur Last gefallen." „Aber ich lasse nun einmal nicht von ihr. Wollt ihr zwei Menschen unglücklich machen?" „Von der Liebe wird man nicht satt. Ein Wort so gut wie zehn: Es wird nichts daraus. Und mit naseweisen Redensarten laß ich mich am wenigsten kirre machen." - ' Da sprang Hansried empor und rief Mit zorn bebender Stimme dem Schulzen in'S Angesicht: „Gott verzeih' Euch di6 Sünde! ES ist die erste nicht, die Ihr gethan, wird auch wohl die letzte nicht sein. Aber — und hier hob er drohend die Hand empor — der Krug geht so lange zu Was ser, bis er bricht." Die Retirade der Franzosen war im vollen Gange. Einzelne Truppen hatten auch Kirchhau sen berührt, nachdem sie noch am Al. Oktober bei Freiburg an der Unstrut mit Uork'S nachrückenden Schaaren einen blutigen Zusammenstoß gehabt. Ueberdieß wurden sie auf allen Seiten von den leichten Haufen der Kosaken bedrängt, die wie Rachegcister vow den flüchtigen Franzosen gefürch tet wurden. Die Hauptstraße, auf der sie dem Rheine zueilten, war Tage lang mit WageN und Gepäck bedeckt, Leichname von Menschen und Thie- ren zeigten ihre Spur. Die benachbarten Fluren wurden weit hinaus zerstampft, einzelne Ortschaf ten geplündert, andere in Asche gelegt.