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gen ist- über seinen schrecklichtn Zttthtuu auszu- klären: das erschien demPfarrer allzu grausam. Er richtete daher seine Mühe mehr dahin, dem zu- rückgekrhrten dedauernswütdigkn Menschen den Trost der Religion zu spenden,, und ermahnte ihn, alS dies geschehen wat/älles Ernstes, feinen Namen und die ganze Begebenheit vor Jedermann zu ver- schweigen. Unter dieser Bedingung versprach er ihm Obdach und Pflege-.bei einem Verwandten, der in einer weit entfernten Gegend wohnte. Seine Bemühungen waren indessen, alle vergeblich. Der folgende Tag war ein Sonntag, Als der Pfarrer spät Abends von einem seiner Filiale, wo er den NachmiltagSgottesdienst gehalten hatte, nach Hause zurückkam, war der Bettler verschwunden, und ehe es Montag Abend wurde, wußte man das Ereigniß schon in der ganzen Nachbarschaft. Von seinem unruhigen Gewissen getrieben, war er nach dem Amthause geeilt und batte sich dem Amtsvogt und ollen Bedienten des Haufes als den wirklichen Niels Bruns vorgestellt. Den Amtsvogt traf vor Schrecken der Schlag, und er starb noch vor Ende der Woche; Niels Bruns aber wurde am Dienstag Morgen vor der Thüre der Kirche zu Aalsöe» auf dem Grabe des seligen Pfarrers Söfren Quist, todt gefunden. — Die Erzählung dieser Begebenheit gründet sich auf Aktenstücke welche sich zuerst und lange Zeit riachher noch in der Gerichts- und Pfarr-Registra tur zu Aalsöe befanden, später aber in das Archiv deS k. Justizministeriums nach Kopenhagen gebracht worden,sind. Sollte einer unserer Leser die Aecht- heit dieser Aktenstücke in Zweifel ziehen, so wird er in der Gegend selbst die volle Bestäligung der Wahrheit, des von uns Erzählten finden. Die Sag« aber, die sich dort bis heute im Munde des Volkes erhalten hat, läßt die Geister der beiden Brüder „ den wilden, trotzigen Morten und den krüpelhasten Bettler in seinem abgetragenen Ka- misol, auf der Aalföer Haide umwandeln und sich gegenseitig als die Urheber des ungesühnten und nicht zu sühnenden Justizmordes anklagen. . Vermischter. lieber den (in Nr. 12 gemeldeten) Mordan« fall in Brück (Regierungsbezirk Potsdam) schreibt man der „N. Pr. Z>": An der Kirche zu Brück fungiren zwei Geistliche, ein Oberprediger und ein Diakonüs, welchem Lebern zugleich die Wahr nehmung des SchulrertMrtS obliegt. Der Dia konatsposten wurde vor etwa iz Jahren auf Em- pfehlüng des OberpredigerS Hoyoll (vom Magi strat der Stadt, denn die Stelle ist städtischen theten, des destea Rufes sich erfreuenden Maune. Schoa nach sehr kurzer Zeit stellte sich die voll kommene Unfähigkeit deS Thiele zuw Lehtämt heraps, und es blieb, nachdem verschiedene Be schwerden Ler Aelterü eingrgangen und erfolglos« Versuche zur Beseitigung dbr Uebelstände von Seiten deS OberpsarrerS gemacht waren, schließ lich Nichts übrig, alS-'dtm^LhMe daS Rektorat abzunehmen Und ihm einen Substituten (dem Be nehmen nach auf seine Kosten) zu bestellen. Selt dieser Zeit ging in dem von Natur jähze^ ehrgeizigen Manne eine Veränderung vor sich. Er zog sich noch mehr in sich srldst zurück, war hi»e fig in tiefe Grübeleien versunken und zeigte durch zuweilen hingeworfene unverständlicheAeußerüngtn, daß sine gewisse Monomanie in ihm Platz gegrif fen habe. Dabei war es unverkennbar, daß er den Oberpredigrr Hoyoll als den Urheber der ihn» widerfahrenen Kränkung betrachtete. Am verhängt nißvollen ». Februar hatte er h«im Vormittags- gotresdienste vom Altar aus dir Liturgie vorge- tragen und war während des Gesanges der Ge meinde in di« Sakristei zurückgrkehrt, wo außer ihm der Oberprediger Hoyoll und der Kirchen? diener sich befanden. KaUm hatte Letzterer mÄ dem Klingelbeutel die Sakristei v«rlaffen- als Thiele — ohne daß vorher «in Wort gewechselt wäre — wie ein Rasender auf den seine Predigt durchblutenden, neben ibm sitzenden Obtrpfarrer losstürzt und ihm mit den Worten: „Jetzt ist H aus mit unS" sein Taschenmesser in die Brust stößt. Gleich darauf folgt «in zweiter Stoß Ä den Hals und ein dritter in den Arm. Daß nunmehr die auf Hoyov's Hülferuf herbeigeeilte bestürzte Gemeind« wtitern Grwaltthätigk«it«n von Seiten deS wie wahnsinnig sich grberdenden Thiele Einhalt gethan, ist schon gemeldet worden; nicht aber, daß die empörte Menge einen beNagrns- werthen Act der Volksjustiz verübte, indem sie ihn unter Verwünschungen schlug, stieß, trat und ihm die Kleider fast vom Leibe riß. Stil Mittwoch befindet Thiele sich im Criminalgesängnisse zu Belzig, wo er sogleich ein reumüthigeS Bekennt- niß seiner Unthat abgklrgt haben soll. Ob der Mordanfall in zurechnungsfähigem Geisteszustände verübt worden, wird später die gerichtlich« Ver handlung ergeben. Allgemein ist die Theilnabme für den würdigen Oberpredigrr Hoyoll, dessen Wunden glücklicher Weise nicht gefährlich sind. Rudio, der Genosse Orsini'S, ist nach seiner Flucht auS Eayrnne auf brasilianisch«»» Loden -«- storben.